Zweite Generation des Porsche Macan: Mehr Leistung, mehr Infotainment, mehr Optionen
Die zweite Generation des Porsche Macan bietet mehr Leistung, mehr Infotainment und mehr Optionen. In Europa ist das SUV nur noch als Elektromodell zu haben.

Das dürfte nicht jedem traditionell gepolten Porsche-Fan gefallen: Wenn Mitte des Jahres die zweite Generation des Macan auf den Markt kommt, wird es diesen nur noch als Stromer geben. Um Bedenkenträgern etwas Wind aus den Segeln zu nehmen, wird der Hersteller nicht müde zu betonen, dass man "das sportlichste Modell in seinem Segment" entwickelt habe. Die Autostimme konnte sich den Neuling vorab genauer anschauen.
Für den Stuttgarter Sportwagenbauer ist der Macan von zentraler Bedeutung, wurden seit seiner Einführung 2014 doch mehr als 850.000 Fahrzeuge verkauft. Hinzu kommt nach Angaben von Pressesprecher Ben Weinberger, dass es mit ihm besonders gut gelingt, jüngere und auch weibliche Kunden anzusprechen. Ein Porsche für viele sozusagen.
Mit der Neuauflage macht man es Kunden, die in Gegenden mit schlechter E-Infrastruktur leben, aber nicht ganz so leicht. Wer dagegen eine potente CCS-Säule in Schlagdistanz hat, freut sich über bis zu 270 kW Ladeleistung.
Zweite Macan-Generation nur noch elektrisch: In 21 Minuten von 10 auf 80 Prozent Akkustand
Die 100 kWh große Batterie lässt sich laut Baureihenleiter Jörg Kerner so in 21 Minuten von 10 auf 80 Prozent befüllen. Hausmannskost hingegen an der heimischen Wallbox: Hier packt der Macan maximal 11 kW. Ungewöhnlich: Über gleich zwei Ladeklappen (rechts und links hinten) kann der Elektriker wahlweise mit AC und AC/DC-Strom versorgt werden.
Bullig steht er da: Flache Haube, ausgeprägte Kotflügel, zweigeteilte Front-LEDs, Sideblades an den Türen, 22 Zöller in den Radhäusern. "Ein schönes Highlight sind auch die rahmenlosen Türen", erklärt Jörg Kerner. Das hätten nicht wirklich viele SUV-Mitbewerber zu bieten. Am rundlichen Heck des Macan strahlt ein Leuchtenband in 3D-Optik. Und beim Topmodell ziert der skurrile Schriftzug "Turbo" die elektrische Klappe – Luft schaufelnde Rädchen zur Leistungssteigerung sucht man im Motorraum freilich vergebens.
Elektrischer Porsche Macan: 639 PS Leistung und 1100 Newtonmeter Drehmoment
Apropos Turbo: Der hat es faustdick in den beiden Elektromotoren, stellt bis zu 470 kW/639 PS und sagenhafte 1130 Newtonmeter (Nm) Drehmoment bereit. Porsche verspricht 3,3 Sekunden auf Tempo 100 und 260 km/h Topspeed. Der geht wie von der Tarantel gestochen!

Doch schon die Basis ist potent: Als Macan 4 kommt der Allradler auf 300 kW/408 PS und 650 Nm, schafft 220 und 5,2 Sekunden auf 100. Auch dank seiner guten Aerodynamik (cw-Wert: 0,25, Vorgänger: 0,35) liegen die Reichweiten dennoch bei rund 600 Kilometern, verspricht Porsche (Verbrauch: 17,9 bis 21,1 kWh/100 km, CO2: 0 g/km).
Trotz Wachstums auf jetzt 4,78 Meter Länge (plus rund sechs Zentimeter) und fast 2,90 Meter Radstand: Wirklich viel Platz ist in der zweiten Reihe nicht, wie wir bei einem "Wie bequem ist es auf der Rückbank"-Test mit zwei vorne platzierten 1,80-Meter-Männern und dementsprechender Sitzeinstellung feststellen mussten. Es zwickt ganz schön am Knie – auch, weil die montierten Sportsitze eine nach außen gewölbte, unnachgiebige, harte Kunststoff-Rückseite haben.
Dennoch ist der Macan laut Hersteller etwas geräumiger geworden, schluckt nun je nach Modell 480 bis 1348 Liter Gepäck und bietet unter der Fronthaube nochmals 84 Liter für Kleinkram wie Ladekabel.
Bildschirm in der Mitte und vor dem Beifahrer
Im Cockpit geht es natürlich digital zu. Die Tachoscheibe ist leicht gekrümmt, das Head-up-Display darüber wirklich irre groß (lenkt beim Fahren ziemlich ab). Des Weiteren gibt es zwei 10,9 Zoll messende Bildschirme. Einen in der Mitte, einen vor dem Beifahrer. Filme streamen während der Fahrt? Kein Problem. Eine spezielle Folierung sorgt dafür, dass auch wirklich nur der Beifahrer bespaßt wird. Passende Applikationen lassen sich ab sofort ganz easy im Porsche App Center downloaden – oder man nutzt eben sein kabellos gekoppeltes Smartphone. Basis des flott rechnenden Infotainmentsystems ist übrigens Android.
Man sitzt sportlich tief im dunkel ausgekleideten Macan. Die ansteigende Mittelkonsole betont dieses Gefühl obendrein. Das Fahrgefühl ist extrem knackig, mit 1A-Lenkung und maximaler Präzision in allen Lebenslagen. Startknopf? Natürlich links. Gangwahlwippe? Rechts hinterm Lenkrad wie beim Taycan. Echte Tasten? Gibt es auch noch! Zum Beispiel für die Klimatisierung. Dass rundherum schwarzer Klavierlack strahlt, freut Chips- und Nivea-Finger.
Ansonsten kann man innen wie außen und wie bei Porsche üblich aus dem Vollen schöpfen, was die Individualisierung angeht: Wie wäre es mit knalligen Farben? Oder einem Soundsystem samt 1470 Watt? Oder Massagesitzen? Letztere hat Porsche beim Macan erstmals im Programm. Auch die optionale Hinterradlenkung ist neu. Sie verkleinert den Wendekreis laut Baureihenleiter Jörg Kerner um einen Meter (11,1 Meter) und sorgt für mehr Fahrstabilität bei höherem Tempo.
"Es gibt nahezu unbegrenzte Möglichkeiten, sich den Macan seiner Träume zu konfigurieren", sagt er nicht ohne Stolz. Schade nur, dass der Macan für die meisten Autofahrer ein ferner Traum bleiben wird. Denn die Preise beginnen erst bei 84.100 Euro – und lassen sich ohne Mühe um viele (Zehn-)Tausender erweitern.