Noch ein Autobauer aus dem Reich der Mitte ist auf Expansionskurs
Der chinesische Autobauer Great Wall Motor (GWM) bringt mit dem Wey 03 ein Plug-in-SUV samt großer Reichweite an den Start.

Unter den zahlreichen chinesischen Autoherstellern liegt Great Wall Motor, kurz GWM, derzeit auf Platz acht - die rund 60.000 Mitarbeiter haben im vergangenen Jahr 1,5 Millionen Fahrzeuge auf die Straße gebracht. Nun treibt das 1984 gegründete Unternehmen seine Expansionspläne weiter voran. Einerseits möchte man im riesigen chinesischen Markt weiter wachsen, andererseits sollen auch deutsche Kunden gewonnen werden. Dazu fährt man hierzulande zweigleisig: Unter dem Label GWM Ora werden vollelektrische Modelle angeboten, unter dem Banner GWM Wey bündelt man die Plug-in-Hybrid-SUVs der Marke. Ganz aktuell steht der Wey 03 in den Startlöchern, den sich die Autostimme vorab genauer angeschaut hat.
140 Kilometer Reichweite
Kleine Anekdote vorweg: Die Bezeichnung des Wagens ist kein Zufall, denn der GWM-Firmenboss hört auf den Namen Jack Wey. Mit dem 4,66 Meter langen und deutlich über zwei Tonnen schweren Wey 03 hat er sich somit kurzerhand in der Automobilhistorie verewigt. Doch was kann der Neuling aus China? In Sachen elektrische Reichweite spielt er ganz vorne mit. Knapp 140 Kilometer lassen sich dank großer Batterie (34 kWh) bewältigen - und der Normwert ist kein Hirngespinst, wie wir auf ersten Testfahrten feststellen konnten. Der Wey 03 kann es! Auch gut: Serienmäßig rollt der Plug-in mit Schnellladefunktion (CCS) aus dem Werk, bis zu 50 kW sind drin.
Frontantrieb oder Allrad
Immer unter der Haube des Wey 03: ein 2,0 Liter großer Turbobenziner, dem in der Frontantriebsversion ein Elektromotor zur Seite gestellt wird. Ergebnis: 270 kW/367 PS. Beim Allradler kommt ein zweiter Elektromotor an der Hinterachse hinzu, die Leistung steigt dann auf 325 kW/442 PS. Hört sich nach viel an, fühlt sich in echt aber nach weniger an. Das hohe Fahrzeuggewicht fordert seinen Tribut - hinzu kommt, dass das Neungang-Doppelkupplungsgetriebe gemächlich schaltet und sich ein Gedenksekündchen gönnt. Im Direktvergleich fährt der Allradler souveräner - nicht nur in Bezug auf die Leistung, sondern auch in Sachen Traktion. Da die Autostimme beide Varianten direkt hintereinander testen konnte, fiel dies umso mehr auf. Ebenfalls auffällig: Beim starken Beschleunigen spürt man bei beiden Varianten den Moment, in dem sich der kernig klingende Benziner dazu schaltet - es kommt zu einer Art "zweitem Punch".
Fein gemacht
Betont mainstreamig ohne designerische Eskapaden ist der Wey 03 gehalten - einzig der üppige Chromgrill oder das vertikale dritte Bremslicht stechen hervor. Auf ein Markenlogo am Heck wird verzichtet. Im sauber verarbeiteten Innenraum erwartet Passagiere ein sorgfältig ausgewählter Materialmix mit feinem Alcantara, gestepptem Leder und weichen Oberflächen. Massagesitze, Surround-Sound von Infinity (mit verchromten Lautsprechergittern) und gleich drei Bildschirme sorgen für einen Premium-Charakter. Das erste Display versteckt sich aber hinter dem Zweispeichen-Lenkrad und fällt unter die Kategorie Mäusekino - da braucht es gute Augen. Der zweite Monitor ist schräg ansteigend in der Mittelkonsole platziert und dient zur Klima- und Sitzsteuerung. Sieht schick aus, ist im Gegensatz zu klassischen Drehrädchen aber nicht intuitiv bedienbar, sprich: Man muss immer hinschauen. Beherrscht wird die digitale Szenerie vom 14,6 Zoll großen Infotainment-Tablet - und abgerundet wird das Ganze durch ein Head-up-Display.
Ab 47.900 Euro
Volle Hütte bei den Assistenten - es piept, warnt, tutet und trötet in einem fort. Gut, dass man vieles davon abstellen kann. Nicht gut: Nach jedem Neustart sind die Systeme wieder aktiv. Ein Umstand, mit dem GWM aber nicht alleine dasteht - hypernervöse elektronische Helfer haben auch "dank" neuer Vorgaben aus Brüssel Konjunktur. Zu haben ist der Wey 03 ab 47.900 Euro in der Premium-Variante, die nahezu voll ausgestattete Luxury-Version kostet 51.900 Euro, als Allradler 55.900 Euro. Aufhübschen lässt er sich dann nur noch mit einer Handvoll Extras wie zum Beispiel Panorama-Glasdach, Winter-Paket oder Metallic-Lack.
Erworben werden kann der Asiate in Deutschland bei rund 50 Händlern, bis Ende des Jahres sollen es 100 werden. Und die Chancen dafür stehen nicht schlecht, denn das Produkt hat durchaus Potenzial.



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