Diese Highlights der Japan Mobility Show müssen Sie kennen
Nirgends zeigen sich Autodesigner und Ingenieure verspielter als auf der Motor Show in Tokio. Trotzdem: Unter den spektakulären Studien ist vieles, das es so oder ähnlich auf die Straße schaffen kann.

Tokio ist eine der größten Städte der Welt und gilt vielen als Schaufenster in die Zukunft. Das gilt aber nicht nur für Viertel wie Akihabara oder Shibuya, sondern zumindest in diesen Tagen auch für das Messegelände. Denn in der Big Sight trifft sich die PS-Branche gerade wieder zur Tokyo Motor Show, die getreu dem Zeitgeist jetzt Japan Mobility Show heißt.
Zwar hat sie wie alle Automessen an Bedeutung eingebüßt. Doch als Panoptikum der PS-Welt ist sie nach wie vor unerreicht. Und anders als in München oder Paris fassen sie die Sache mit der Mobilität etwas weiter in der japanischen Hauptstadt.
Nicht nur, weil sie der Überalterung der Bevölkerung mit futuristischen Gehhilfen, Rollstühlen und anderen Gefährten für die unterstützte Bewegung drinnen und draußen begegnen. Sondern weil sie auf der Messe tatsächlich auch Boote, Flugzeuge oder sogar Raketen ins Rampenlicht stellen.
Nie und nimmer: Drei Spinnereien, die man gesehen haben muss
Dabei bräuchte es die gar nicht als Blickfang. Denn so schrill wie die Stadt sind auch viele der Studien auf den Ständen. Selbst wenn der Serienbezug bisweilen gen Null tendiert, sind die so abgedreht und zugleich inspirierend, dass jeder Autofahrer sie zumindest mal gesehen haben muss. Unsere drei Favoriten:
Lexus LS Micro Concept
Lexus stimmt sich so langsam darauf ein, dass die Städte zu voll werden fürs normale Auto und will die bequeme Mobilität der Besserverdiener deshalb mit einem autonomen Einsitzer garantieren. Die Idee ist nicht neu, sondern hat schon Fahrzeuge wie den Renault Twizy hervorgebracht. Im Luxussegment allerdings ist sie denkbar unwahrscheinlich.
Toyota IMV Origin
Was bei Möbeln klappt, muss doch auch bei der Mobilität gelingen, postuliert Toyota - und präsentiert das Do-it-yourself-Auto aus dem Baukasten. Mit wenig Werkzeug so einfach zu montieren wie ein Billy-Regal, ist der Pritschenwagen mit dem wie eine Luftmatratze aufblasbaren Sitz vor allem für Schwellenländer gedacht. Doch selbst wenn alle Teile verbaut sind, ist der IMV Origin noch nicht fertig. Sondern Toyota liefert in dieser Vision nur das Grundgerüst und überlässt den Kunden den Auf- und Ausbau, damit ihn jeder für seine Bedürfnisse maßschneidern kann.
Subaru STI-Studien
Es ist lange her, dass Subaru mit einem blauen Impreza auf goldenen Felgen um die Rallye-Weltmeisterschaft fuhr. Doch zehrt die Marke davon bis heute – und schlachtet das auch in diesem Jahr wieder munter aus. Mit gleich zwei Studien der Sportabteilung STI im originalen Trimm:
Während der halbwegs handliche Fünftürer Performance-B STI Concept mit einem Benziner den Blick zurück wirft, beamt der deutlich größere Performance-E STI Concept den Gedanken elektrisch in die Zukunft. Schade nur, dass Subaru jetzt erst einmal ein breiteres Publikum fürs Batterieauto erwärmen muss, bevor sie sich so einen elektrischen Exoten leisten können.
Sag niemals nie: Drei Studien mit Serienbezug
Zwar dürfen sich die Kreativen für die Mobility Show munter austoben. Doch die Budgets sind zu knapp und die Aufgaben zu groß, als das ihre Arbeit nur dem Showeffekt dienen darf. Deshalb gibt es auf der Messe auch eine ganze Reihe von Designstudien, die sehr wohl etwas mehr Bodenhaftung haben, fest in der Realität verankert sind und so oder so ähnlich ihren Weg auf die Straße finden werden. Oder zumindest könnten. Unsere drei Favoriten:
Toyota Corolla Concept
Er ist das meistverkaufte Auto der Welt und für Toyota eine feste Bank. Doch weil er eben jedem gefallen sollte und sich die Japaner kein Risiko erlauben wollten, war der Corolla bislang zumeist auch – nun ja – langweilig. Mit einer Studie für den in zwei Jahren erwarteten Nachfolger beweist der Hersteller jetzt deutlich mehr Mut und zeichnet den Bestseller fast so aggressiv und dynamisch wie einen Supersportwagen.
Aber selbst wenn das Design jetzt polarisiert, machen sie es dafür künftig beim Antrieb allen recht – und bringen den Corolla als reinen Verbrenner, als Hybrid oder nur mit E-Motoren.
Mazda Vision X-Compact
Vordergründig will Mazda mit dem Vision X-Compact die Interaktion zwischen Mensch und Maschine mit künstlicher Intelligenz und jeder Menge Bio-Sensoren verbessern. Doch so viel die Japaner über ihre Benutzerschnittstelle philosophieren, nimmt man den gute 3,80 Meter langen Fünftürer vor allem als Nachfolger für den Mazda 2 wahr und wünscht sich angesichts des kuschelig-knackigen Designs, dass er möglichst bald gegen Autos wie den Mini Cooper oder den Smart #3 ins Rennen zieht.
Lexus LS Concept
Als Lexus vor über 30 Jahren antrat, hatten die Japaner «LS» noch mit «Luxury Sedan» - eine klassische Stufenhecklimousine - übersetzt und quasi eine Kopie der Mercedes S-Klasse auf die Räder gestellt. Jetzt definieren sie das Kürzel neu und versprechen mit einer Van-Studie «Luxury Space».
Für ihr neues Flaggschiff wechseln sie nicht nur auf eine elektrische Skateboard-Plattform. Sondern sie bauen hinten sogar eine Zwillingsachse ein, weil die besonders kleine Räder und deshalb einen besonders großen Türausschnitt und damit noch bequemeren Zutritt ermöglicht.
«Das mag aussehen wie eine Spielerei», räumt Markenchef Takashi Watanabe ein, «ist aber von den Ingenieuren getrieben und unser voller Ernst.» Genau wie das Van-Konzept selbst: Schon in ein, zwei Jahren, so heißt es beim Hersteller, könnte es zum Nachfolger von LM und LS werden.
Komme ich heute nicht, komme ich morgen: Premieren auf Serienkurs
Wegweisende Visionen, verspielte Studien, bunte Blickfänger - auch wenn Tokio so etwas wie der Spielwarenladen der Autobranche ist, geht es auf der Messe auch um Serienmodelle. Schließlich müssen die Hersteller erst einmal das Geld verdienen, um sich ihre kühnen Träume leisten zu können.
Aus dem Ausland hat sich zwar kaum jemand nach Japan getraut. Neben Hyundai, Kia und BYD aus den asiatischen Nachbarländern sind aus Deutschland nur BMW und Mercedes vor Ort. Und während die Stuttgarter nur ein Best-of dieses Jahres zeigen, haben die Münchner zumindest eine gemeinsame mit dem Modedesigner Paul Smith maßgeschneiderte Sonderedition des Mini dabei.
Doch die großen Neuheiten kommen naturgemäß von den Japanern, und einige davon werden uns bald auch auf den heimischen Straßen begegnen. Auf die hier können Sie sich schon mal einstellen:
Honda 0-Series Alpha
Honda wagt mit der Nullserie den Neuanfang und macht dabei mit den im Januar in Las Vegas präsentierten elektrischen Erstlingen auch stilistisch einen gewaltigen Sprung in die Zukunft. Wem die ultraflache Stromlinien-Limousine und das XL-SUV zu futuristisch sind, den wollen die Japaner jetzt mit dem Alpha ködern, der bereits im nächsten Jahr zum Einstiegsmodell der Familie werden soll und dafür nicht nur beim Preis, sondern auch bei den Proportionen Bodenhaftung bewahren will.
Lexus LS Sport Concept
Der Lexus LFA bekommt bald einen Nachfolger. Denn nachdem die noble Toyota-Tochter in Tokio jetzt die dritte Evolutionsstufe des Sport Concepts gezeigt hat, stellen die Japaner schon für das nächste Jahr das Serienauto in Aussicht.
Am Design des eleganten Supersportwagens dürfte sich bis dahin nicht mehr viel ändern. Dafür allerdings müsste Markenchef Takashi Watanabe beim Antrieb mal Farbe bekennen. Denn bislang lässt er offen, ob es den Ferrari-Konkurrenten aus Fernost elektrisch geben soll, als Verbrenner oder in zwei Varianten.
Mazda CX-5
Eines der meistverkauften Mazda-Modelle geht in die nächste Runde. Denn in Tokio hat das Unternehmen jetzt die dritte Generation des CX-5 enthüllt. Auch weiterhin eines der elegantesten SUV in der gehobenen Kompaktklasse, wechselt der Konkurrent für Autos wie Toyota RAV-4 oder VW Tiguan auf eine neue Plattform, wird deutlich größer und bietet entsprechend mehr Platz. Vorerst ausschließlich als milde hybridisierter Benziner soll er schon zum Jahreswechsel in den Handel kommen.








Stimme.de