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Trauerbank auf Eppinger Friedhof: für Menschen mit Redebedarf

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Es ist ein neues Gesprächsangebot auf dem Eppinger Friedhof: Juliane Drotleff lädt jeden zweiten Samstag im Monat zwischen 14 und 16 Uhr auf die Trauerbank ein. Das Angebot des Kirchlich-Ambulanten Hospizdienstes Kraichgau wendet sich an Menschen, die einen Verlust zu verarbeiten haben.

Juliane Drotleff bietet einmal im Monat auf dem Eppinger Hauptfriedhof eine sogenannte Trauerbank an: ein Treffpunkt für unverbindliche Gespräche.
Foto: Ulrike Plapp-Schirmer
Juliane Drotleff bietet einmal im Monat auf dem Eppinger Hauptfriedhof eine sogenannte Trauerbank an: ein Treffpunkt für unverbindliche Gespräche. Foto: Ulrike Plapp-Schirmer  Foto: Plapp-Schirmer, Ulrike

Juliane Drotleff ist Mitarbeiterin der Tagespflege der evangelischen Sozialstation in Eppingen. Trauer und der Umgang damit ist dort ein ständiges Thema. Im Rahmen ihrer Ausbildung zur ehrenamtlichen Trauerbegleiterin hat Juliane Drotleff für sich die Klarheit erhalten, dass sie für andere da sein will. Allerdings mit einem ganz individuellen, eigenen Angebot.

Die Trauerbank auf dem Eppinger Friedhof ist ein Pilotprojekt, das gut ankommt

Seit etwa einem Jahr sitzt die 44-Jährige immer am zweiten Samstag im Monat von 14 bis 16 Uhr vor der Aussegnungshalle des Eppinger Friedhofs und wartet, dass jemand kommt. Ihr Angebot richtet sich an Menschen, die das Bedürfnis haben, über ihre Trauer zu reden.

Die Trauerbank ist ein niederschwelliges Angebot des Kirchlich-Ambulanten Hospizdienstes Kraichgau, das sich zu Schulungen, Trauercafé, Hospiztagen und Sterbebegleitung gesellt.

„Ich wollte etwas anbieten, das an der frischen Luft stattfindet. In lockerer Atmosphäre. Dort, wo man sich leichter öffnet“, sagt Juliane Drotleff.

Trauerbank in Eppingen und Trauecafés in Waldangelloch und Bad Rappenau ergänzen sich

Im Gegensatz zu den Trauercafés in Waldangelloch und Bad Rappenau ist die Trauerbank auf dem Eppinger Hauptfriedhof ein individuelles Gesprächsangebot. Eines, zu dem man sich nicht anmelden muss. Und für die es keine Regeln gibt.

Juliane Drotleff versteht sich als aktive Zuhörerin. Ganz unterschiedlich, sagt sie, würden die Gespräche beginnen. Doch immer geht dieser Beginn von demjenigen aus, der mit ihr über seine Trauer sprechen will. Auf dem Friedhof findet das Angebot seine Zielgruppe.

Kirchlich-Ambulanter Hospizdienst Kraichgau bietet Begleitung, Fortbildung und Einzelgespräche an

Und ganz oft kommen Menschen, für die es leichter ist, sich einer Fremden wie Juliane Drotleff zu öffnen. Den eigenen Kindern wollen sie nicht zur Last fallen. „Viele machen  alles mit sich selbst aus.“ Aber viele seien gerade deshalb auch „mit ihrer Trauer allein“.

„Manchmal passen auch unsere Gruppen-Angebote nicht“, erklärt Saskia Himmelsbach, Koordinatorin des Kirchlich-Ambulanten Hospizdienstes Kraichgau, mit Verweis auf die Trauercafés in Waldangelloch (am ersten Samstag im Monat, 10 bis 12 Uhr) und Bad Rappenau (am ersten Sonntag im Monat, 15 bis 17 Uhr). Zwar werden diese sehr gut angenommen. Aber die Trauerbank, die Juliane Drotleff anbietet, ist unverbindlicher.

Die Eppinger Trauerbank braucht keine Regeln, keine Vorschriften, keine Ratschläge

„Jeder kann in dem Moment, wo er da ist, entscheiden, ob er reden will oder nicht“, sagt Drotleff. „Es gibt kein Muss“, betont sie: „Das ist mir ganz wichtig.“ Und selbst, wenn jemand zwanzig Minuten nur schweigt, ist das für sie in Ordnung.

„Das Schöne ist: Die Gespräche finden draußen statt. Und derjenige, der sie in Anspruch nimmt, kann auch jederzeit wieder gehen.“ Ihr gehe es nicht um das Angebot: „Es geht um die Person, die trauert.“

Der Vorteil der Trauerbank: Juliane Drotleff kann sich allein auf ihren Gegenüber einlassen. Der Nachteil: Sitzt schon jemand da, muss ein anderer warten oder wieder gehen. Trotzdem kommt das niederschwellige Angebot gut an.

Juliane Drotleff ist die Dame mit der lindgrünen Decke

Sie werde bemerkt, sagt Drotleff, sobald sie ihre lindgrüne Decke auf die Bank vor der Aussegnungshalle legt. Der Platz ist geschützt. Doch bei ganz schlechter Witterung fällt die Zeit auf der Trauerbank kürzer oder sogar ganz aus. „Wir kommunizieren das aber in den Mitteilungsblättern“, sagt Saskia Himmelsbach.

Willkommen ist jeder, nicht nur die Eppinger. Eine Trauerbank in jedem Ortsteil einzurichten, wäre ihr Ziel, sagt Himmelsbach. Doch dafür braucht es engagierte Ehrenamtliche. Ehrenamtliche wie Juliane Drotleff. Die Zeit für die Trauerbank hält sie sich gern frei. „Sie ist auch für mich eine Auszeit.“ Seit 2021 arbeitet Juliane Drotleff als Betreuungsassistentin für demenziell Erkrankte.

„Zum Verarbeitungsprozess von Trauernden gehört, reden zu können“, sagt sie, „auch, um selbst auf Lösungen zu kommen.“ Als Zuhörerin könne man nicht mit Floskeln kommen: „Man muss sich auf sein Gegenüber einlassen.“

Auf der Trauerbank gibt es keine Vorschriften und keine Ratschläge. Und es gibt keinen Zwang, sitzen zu bleiben. Manches lässt sich auch bei einem Spaziergang besprechen. „Das Angebot ist individuell“, sagt Juliane Drotleff. Und läuft jedes Mal anders ab.

Kursangebote

Der Kirchlich-Ambulante Hospizdienst Kraichgau bietet am Freitag, 19. September, ab 17 Uhr im Seniorenstift in der Waldstraße 45 einen vierstündigen Hilfe-Kurs an, in dem das „1 x 1 der Sterbebegleitung“ vermittelt wird. Der Kurs ist auf Spendenbasis und richtet sich an Menschen, die mehr Sicherheit im Umgang mit Sterbenden bekommen möchten. Er gibt ihnen auch praktische Hilfen an die Hand.

Anmeldungen sind unter info@kirchlicher-hospizdienst.de oder Telefon 07262 2523019 möglich. Er gilt auch als Schnupperkurs für die Fortbildung zum ehrenamtlichen Hospizhelfer, die am 26./27. September beginnt und für die noch Plätze frei sind.

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