Stimme+
Bad Rappenau
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Zusammen und doch auf Distanz

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Die Schwaigenerin Maren Ferber hat mit ihren Harfenschülern den Pachelbel-Kanon eingespielt und online veröffentlicht. Auch wenn das viel Spaß gemacht hat: Den Unterricht in der Bad Rappenauer Musikschule vermissen alle sehr.

21 Schüler und Maren Ferber haben zu Hause das Pachelbel-Stück eingespielt. Die Harfenistin hat Video- und Tonspuren dann zusammengeschnitten.
Foto: Privat
21 Schüler und Maren Ferber haben zu Hause das Pachelbel-Stück eingespielt. Die Harfenistin hat Video- und Tonspuren dann zusammengeschnitten. Foto: Privat  Foto: privat

Genau 340 Jahre ist es her, dass Johann Pachelbel seinen noch heute bekannten Kanon komponiert hat. Der Nürnberger hätte sich wohl in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können, dass sein Stück Jahrhunderte später von 21 Harfenschülern für ein Youtube-Video eingespielt wird. Doch ungewöhnliche Situationen erfordern ungewöhnliche Ideen. Und die hatte Maren Ferber, Leiterin der Bad Rappenauer Musikschule Contakt, vor einigen Wochen. "Ich wollte etwas Besonderes machen", erzählt sie, "und auf etwas Gemeinschaftliches hin arbeiten."

Die ganze Familie wurde eingespannt

Das letzte Schülerkonzert fand 2019 statt, einige der angehenden Harfenisten sind also noch nie vor Publikum aufgetreten. Herausgekommen ist eine Videocollage von Einzelaufnahmen, die zusammen den Pachelbel-Kanon ergeben. Hinter dem Ergebnis steckt viel Arbeit, denn für die Aufnahmen war oft die ganze Familie mit eingespannt. "Mein großer Bruder hat sich um die Technik gekümmert und meine Mama hat gefilmt", erzählt die sechsjährige Sophia. Weil die Ohrstöpsel, mit denen sie gleichzeitig die Melodie gehört hat, immer wieder rausfielen, habe ihr Bruder alles mit Tesafilm festgeklebt.

Für Aenne waren die Kopfhörer zu Beginn ebenfalls gewöhnungsbedürftig, denn Erfahrung hatte die Neunjährige damit bisher nicht. Ihr Vater hat Aenne geholfen. "Aber das Parkett, auf dem er stand, hat geknarrt, also mussten wir alles nochmal machen", erinnert sie sich.

Wie die Schüler am besten vorgehen, dafür hat Maren Ferber im Vorfeld der Aufnahmen eine Anleitung verschickt, in der auch das Format festgelegt war. Einer Schülerin konnte sie ihre Vorstellungen direkt mitteilen: Ihre Mutter Reinhild Ferber lernt das Instrument ebenfalls und hatte viel Spaß bei den Aufnahmen. "Es ist schön, ein Teil des Ganzen zu sein und zu sehen, wie Jung und Alt gemeinsam etwas gestalten können", erzählt die 68-Jährige. Weil ihre Tochter auch gleichzeitig ihre Lehrerin ist, habe sie ihren Part besonders gut machen wollen. Nervös sei sie auch gewesen. "Aber mit jedem Versuch - und es waren viele - ließ die Aufregung nach."

Schneidearbeit am heimischen Rechner

Sobald alle Videos im Kasten und bei Maren Ferber angekommen waren, machte sich die 38-Jährige an die Arbeit und schnitt Ton- und Filmspuren. "Das Ergebnis muss am Ende exakt zueinander passen", sagt sie. Eine Woche arbeitete sie jeden Abend am Computer. Am 2. Mai feierte das Video seine Onlinepremiere, die sich die Beteiligten jeweils am heimischen PC zusammen angeschaut haben. Es sei schön gewesen, alle auf einem Haufen zu sehen, erzählt Ferber, die ihre Schüler genauso vermisst wie diese ihre Lehrerin.

"Der Unterricht zu Hause ist eine Challenge für beide Seiten", sagt auch die 16-jährige Nina. Bis jetzt habe sie die aber gut bewältigt. "Trotzdem würde ich gerne wieder in die Musikschule kommen, weil der Unterricht über Zoom den wirklichen niemals ersetzen kann." Ähnlich sieht es auch Florentin, einer von zwei Jungs, die im Video spielen: "Es fühlt sich zwar langsam normal an, aber trotzdem freue ich mich, wenn es wieder richtig Unterricht und Konzerte geben darf."

Das hofft auch Maren Ferber. Bis dahin gibt es vielleicht noch ein weiteres Video mit der Klavierklasse. "Ein passendes Stück zu finden, ist aber nicht so einfach", sagt Ferber.

Video des Kanons

Maren Ferber hat einen eigenen Youtube-Kanal. Dort findet sich der Kanon.

Kommentare öffnen
Nach oben  Nach oben