Wird Sulzfeld Kompetenzzentrum in Sachen Streuobst?
Staatssekretärin besucht die Streuobstbestände der Kraichgaugemeinde. Ein Verein möchte hier ein Kompetenzzentrum einrichten. Was dafür spricht: Ein Erlebnisweg macht in Sulzfeld die Gewinnung des Mostobstes anschaulich.

Die Gemeinde Sulzfeld ist ein idealer Standort zur Einrichtung eines Streuobst-Kompetenzzentrums. Mit dieser Auffassung hat Hans-Martin Flinspach von der Streuobstinitiative im Stadt- und Landkreis Karlsruhe Staatssekretärin Sabine Kurtz konfrontiert. Die Spitzenbeamtin hatte sich auf Einladung Flinsbachs die Streuobstbestände im Kraichgau angesehen. Hier könnte durch Beispielpflanzungen, Kurse und Schulungen das notwendige Wissen vermittelt werden, ist Flinspach überzeugt. In Sulzfeld sind aus Sicht des Experten viele günstige Voraussetzungen bereits vorhanden.
An dem Treffen in Sulzfeld nahm auch Bürgermeisterin Sarina Pfründer teil. Vom Landtag waren die Abgeordneten Andrea Schwarz und Ansgar Mayr sowie der Erste Landesbeamte Knut Bühler als Vertreter des Landratsamts Karlsruhe angereist.
Warum die Bürgermeisterin zurückhaltend reagiert
Sabine Kurtz versprach, die Idee eines Kompetenzzentrums zu prüfen. Bürgermeisterin Pfründer würde sich über die Ansiedlung freuen, ist aber eher zurückhaltend, was die tatsächliche Umsetzung angeht. "Die Staatssekretärin hat mehrmals auf ein mobiles Kompetenzzentrum verwiesen, daher bin ich eher skeptisch, dass wir zum Zuge kommen." Dennoch ist in Sulzfeld das Thema Streubst mit dem Besuch der Staatssekretärin stärker in den Fokus gerückt. Dabei kann die Gemeinde mit dem Streuobsterlebnisweg bereits auf Vorzeigbares verweisen.
Auch beteiligt sich Sulzfeld an der 2018 gegründeten Initiative "Kraichgau-Bio". Unter dem Namen "Krio" werden seitdem hochwertige Säfte aus Streuobstwiesen vermarktet. Die Lieferanten der Äpfel verpflichten sich, die Streuobstbestände biologisch zu bewirtschaften und sachgemäß zu pflegen. Im Gegenzug erhalten sie für die angelieferten Äpfel den doppelten Marktpreis sowei einen Bio-Zuschlag von zwei Euro pro Dezitonne, erläutert Flinspach.
Wie die regionale Vermarktungsinitiative funktioniert
Derzeit nehmen an der Krio-Vermarktung unter anderem Teilnehmer aus Sulzfeld, Mühlbach (Arche Hof), Vertragspartner aus dem Raum Sinsheim und die Streuobstler aus Eppingen und Umgebung teil. Mit Hilfe des Programms zu Stärkung der Strukturen im ländlichen Raum, Leader, war zu Beginn des Projekts das Leergut beschafft worden. Die Obstbauern bringen die Äpfel selbstständig nach Kraichtal zur Kellerei Zumbach. In diesem Jahr wurde die Obstannahme am 27. August geöffnet. Die Annahme dauert bis voraussichtlich Mitte Oktober.
In Spitzenjahren produzieren die Krio-Teilnehmer 700.000 Liter Saft aus einer Menge von mehr als 100 Tonnen Obst. Der Absatz erfolgt über etwa 70 Verkaufsstellen. Dazu zählen etwa der inhabergeführte Lebensmitteleinzelhandel, der regionale Getränkehandel und Hofläden.
Die Bändchenaktion, an der sich viele Kommunen, darunter auch Sulzfeld, beteiligen, betrachtet Flinspach eher skeptisch. Durch die unentgeltliche "Selbstbedienung" am Baum werde keine Wertschätzung gegenüber dem Obst aufgebaut. Wichtig sei stattdessen, über die aktive Vermarktung Einnahmen zu generieren, um Streuobstbestände zu pflegen und nachzupflanzen.