Das planen Gastronomen in der Region für Silvester
Die Kombination aus Planungsunsicherheit und Mitarbeitermangel ist für viele Gastronomen der Grund, auf große Feste und Bälle dieses Jahr zu verzichten. Restaurants, die einen besonderen Abend planen, sehen sich mit vielen Ungewissheiten konfrontiert.

Silvester feiern in gediegenem Ambiente, gutes Essen mit, einem ansprechenden Wein - es könnte so einfach sein.
Sollte man meinen. Wo in vorherigen Jahren zum Jahreswechsel geschlemmt und mitunter getanzt wurde, lassen viele Gastronomen dieses Jahr wissen, an Bälle oder andere festliche Events sei dieses Jahr nicht zu denken. Wenige Ausnahmen gibt es, wie unsere Recherche ergab.
Das neue Hotel an der Harmonie erlebt seinen ersten Jahreswechsel
Das erste Silvester ist es für das Park Hotel an der Heilbronner Harmonie. Die Offerte zum Jahreswechsel umfasst hier ein viergängiges Buffet im Restaurantbereich ab 18.30 Uhr. Zur Frage nach dem Höhepunkt des Abends lässt Nina Schittenhelm wissen "Da geht es dann hoch hinauf, das Feuerwerk lässt sich im Panorama-Saal oder auf der Dachterrasse bewundern." Zudem würde Live-Musik geboten, sagt die Personalleiterin. Feststehe die Musikformation noch nicht, man dürfe aber mit "gediegenen Klängen" rechnen, berichtet Schittenhelm. "Optimistisch" sei die Belegschaft und vertraue auf das hauseigene Hygienekonzept.
Entsprechend seien einschneidendere Szenarien auch noch nicht durchgeplant. "Wenn es so bleibt, wie die Regeln jetzt sind, dann kommen wir gut klar." Das große Raumangebot ist ein klarer Vorteil des Hotels. "Lange haben wir die Feier noch nicht inseriert, bald werden wir weitere Werbung veröffentlichen. Rund 140 Gäste können wir willkommen heißen", sagt Nina Schittenhelm.
In kleineren Dimensionen heißt es "Landturm goes 2022" in Lauffen. Für 35 Gäste sei man ausgelegt, die sich an einem Sechsgängemenü erfreuen dürften, erklärt Xenia Straub. Ihr Ehemann Uwe habe sich kulinarisch eine treue Stammkundschaft erarbeitet, die bei Corona-Maßnahmen sehr gewissenhaft sei.
Von der Herausforderung, Service-Personal zu finden
"Seit wir wieder geöffnet haben, erleben wir, dass fast alle Gäste geimpft sind", erklärt Serviceleiterin Straub. Daher soll der Silvesterabend "ein freundliches, herzliches Miteinander" werden, gewährleistet durch die 2G-Regel, wie Straub sagt. Gedanken macht ihr aber, dass es immer schwerer werde, Personal zu finden. "Viele Leute sind abgewandert, teilweise in den Einzelhandel."
Das Feuerwerk im Weinsberger Tal werde ein besonderer Anblick, prophezeit David Hohly. Ansonsten gelte für den Landgasthof in Löwenstein, eine "entspannte Atmosphäre" zu bieten zu den fünf Gängen, die er als Küchenchef zubereiten werde.
Das von seinem Vater Frank Hohly geleitete Aussichtsrestaurant könne zum Jahreswechsel 80 bis 85 Gäste bewirten, ohne Abstandsregeln waren es noch bis zu 120. "Natürlich halten wir uns an die Spielregeln. Gleichzeitig sind die Kontrollen sehr aufwendig." Man stelle sich auf 2G ein, wohl in Kombination mit PCR-Tests. Dennoch, gibt David Hohly zu bedenken, sei es besser, als Teile der Belegschaft in Kurzarbeit schicken zu müssen.
Keine Tanzfläche, sondern gediegene Pianoklänge
Unter dem Titel "Silvester Mezzopiano" will das Hotel Neues Tor in Bad Wimpfen mit 80 Gästen das neue Jahr einläuten. "Der Name ist Programm", sagt Geschäftsführer Knut Möller zur titelgebenden halbleisen Tonstärke. "Bei uns wird es das Gegenteil von Party - wir wollen stilvoll und genussvoll ins neue Jahr kommen."
Das siebengängige Menü werde begleitet von Marc-Oliver Dopf am Piano. Viele Buchungen seien seit Ende August bereits eingegangen. Geschäftsführer Möller erwägt die Szenarien: "Bei der Alarmstufe wären ja alle Ungeimpften raus." Schon zur Warnstufe informiere er die Gäste über Neuerungen. "Wir wollen proaktiv vorgehen", sagt Möller, "es wäre katastrophal, einen Gast mit Reservierung abzuweisen."
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Fachkräftemangel in der Gastronomie
Die Schilderungen von Xenia Straub spiegeln weiterhin ungelöste Probleme wider. Angaben des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) zufolge büßte das Gastgewerbe 2020 dem Jahr 2019 gegenüber 325.000 Beschäftigte ein. Es entwickelte sich eine Konkurrenz zum Einzelhandel bei der Gewinnung von Arbeitskräften. Geworben wurde mit sicheren Jobs während der Pandemie.
Ein Statement von Stephan von Bülow, Vize-Präsident des Dehoga-Bundesverbands, von Mitte Oktober offenbart das Dilemma: "Attraktivität der Arbeit" sei zu steigern, zu sorgen sei für "faire und angemessene Vergütung". Wenig später greift er die Mindestlohnanhebung ab 2022 auf. Es sei "von elementarer Bedeutung, dass Arbeit nicht verteuert wird".