Welle der Hilfsbereitschaft schwappt durch den Kraichgau
Anwohner in mehreren Orten des Kraichgau spenden für die Katastrophengebiete im Westen Deutschlands. Auf die Sammelstellen in Eppingen und Ittlingen gibt es einen regelrechten Ansturm.

Eine Welle der Hilfsbereitschaft schwappt durch den Kraichgau, seit die ersten Bildern aus den Überschwemmungsgebieten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz erschienen sind. Schnell wurde in den sozialen Netzwerken die Frage aufgeworfen, wo Hilfswillige ihre Spenden abgeben können. Auch in Eppingen wurde die Frage laut, ob es eine zentrale Sammelstelle gebe. Die gab es nicht, so dass sich Martin Deiß des Problems annahm. "Ich bin dazu gekommen wie die Jungfrau zum Kinde", berichtet der Eppinger im Gespräch mit der Kraichgau Stimme.
Viele Dinge werden dringend benötigt - aber wie gelangen sie zum Zielort?
Deiß startete einen Aufruf mit der genauen Angabe, was im Katastrophengebiet benötigt wird. Darunter Dinge wie Wasser, nicht verderbliche Lebensmittel, Schuhe, Bekleidung, Hygieneartikel, Decken, Tiernahrung und Kinderspielsachen. Da er beruflich im Außendienst tätig sei, erzählt Deiß, habe er Kontakte ins Ahrtal. "Deshalb habe ich gesagt, ich erkundige mich, wo man die Spenden hinbringen kann".
Den Urlaub nutzte Deiß zum Recherchieren, denn es ist unklar, wo die Spenden hin sollen. Er dachte zunächst an das DRK in Andernach, doch dort winkte man ab. "Momentan suche ich noch, wo ich die Spenden hinbringen kann", bekennt Deiß am Sonntagvormittag, "ich klappere jetzt einfach alle Gemeinden ab, denn ich kann nicht einfach hinfahren, den Anhänger abstellen und zurückfahren." Zwei Anhänger haben die Eppinger gefüllt, der erste war bereits am Samstag voll. Am Sonntagmittag dann Aufatmen bei Deiß. "Ich habe früher bei einer Firma gearbeitet, von der viele Mitarbeiter im Katastrophengebiet wohnen und habe jetzt Kontakt mit einem ehemaligen Kollegen aufgenommen", berichtet er, "der Kollege wollte sich erkundigen und vermutlich können wir unsere Spenden dort hinbringen."
In Ittlingen entwickelt ein Aufruf von Gemeinde und Feuerwehr eine kräftige Eigendynamik
So wie die Spendenaktion in Eppingen entwickelte auch der gemeinsame Aufruf der Gemeinde Ittlingen und der Freiwilligen Feuerwehr eine Eigendynamik. "Ich bin von Ittlinger Bürgern gefragt worden, wo man Spenden abgeben könne", erinnert sich Bürgermeister Kai Kohlenberger. Gemeinsam mit Feuerwehrkommandant Florian Hernik und Helfern aus den Reihen der Feuerwehr steht Kohlenberger am Sonntagnachmittag vor dem Feuerwehrhaus. "Ich habe gesagt, dass vereinzelte Spenden im Rathaus abgegeben werden können", so Kohlenberger, "gleichzeitig hat sich die Feuerwehr Gedanken gemacht, so dass die Idee aufkam, etwas gemeinsam zu machen."
Es sollte eine Sammelstelle für Ittlinger und die umliegenden Ortschaften werden, so Kohlenberger, "doch es hat sich dynamisiert". Die Ittlinger Sammelstelle musste nach nur wenigen Minuten geschlossen werden. Denn keinesfalls, das macht Kohlenberger angesichts des nicht abreißenden Ansturms deutlich, "können wir hier eine Sammelstelle für den Landkreis einrichten. Wir müssen die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr gewährleisten und können nicht alles zustellen".
Was geschieht mit Spenden, die übrig bleiben?
Wohin die Spenden gehen werden, muss auch in Ittlingen noch geklärt werden. "Deshalb werden wir die Sachen wohl für einige Tage einlagern", so Kohlenberger. Die Dinge, die nicht ins Katastrophengebiet gehen, will er an andere Einrichtungen weitergeben. "Es ist logistisch völlig unmöglich, Spender und Spende zu erfassen, um die Dinge möglicherweise zurückgeben zu können."