Was der neuen Pfarrerin der Kirchengemeinde Ittlingen-Richen wichtig ist
Wenn Melanie Börnig in Ittlingen oder Richen predigt, dann geht es oft um das Thema Gerechtigkeit. Ein Blick in das Leben der 30-Jährigen verrät, warum.

Wenn die neue evangelische Pfarrerin von Ittlingen und Richen die Kanzel betritt, dann geht es ihr oft um Gerechtigkeit. Das Thema zieht sich quer durch Melanie Börnigs Leben.
Ein Ereignis hat die 30-Jährige besonders geprägt. In der Schulzeit habe sie sich getraut, eine Lüge aufzudecken, erzählt Börnig. Jedoch stand sie am Ende selbst als die Täterin da. Aus dieser Erfahrung zog sie erst den Schluss, ihren Mund gar nicht mehr aufzumachen, wenn es ungerecht zugeht. Doch irgendwann beschloss sie, sich nicht den Mund verbieten zu lassen. "Seitdem sage ich, was ich denke."
Der Kern ihrer Arbeit
Vorbild dabei ist für Melanie Börnig vor allem ein Pfarrerehepaar, das jene Gemeinde betreute, dass sie in Mannheim als Kind besuchte. Die beiden hätten Gaben stets schnell erkannt und dafür gesorgt, dass sich jeder auf seine Weise einbringen kann - zum Beispiel beim Gebet. Für Börnig ist das der Kern ihrer Arbeit: "Wir erzählen von der Liebe Gottes, die allen Menschen gleichermaßen gilt, und die keine Unterschiede macht." Damit meint sie, dass Menschen nicht nach ihrer Leistung oder ihrem Erfolg beurteilt werden sollen. Vor Gott zähle anderes: "Wir müssen uns seine Liebe und Zuneigung nicht verdienen, sondern er schenkt sie uns."
In Ittlingen und Richen möchte sie ihre Botschaft nicht nur von der Kanzel predigen, sondern auch in persönlichen Begegnungen spürbar machen. "Ich höre sehr gerne zu", sagt sie. Zum Beispiel bei Trauergesprächen. Gleich sieben Beerdigungen musste die frischgebackene Pfarrerin im Probedienst begleiten - eine besondere Herausforderung für Börnig, die im Sommer ihr Vikariat in Heddesheim abgeschlossen hat. "Da hat es mich berührt, wie offen die Menschen in den Trauergesprächen sind und wie viel Vertrauen sie mir zubringen."
Eigentlich wollte Börnig nicht so weit in den Süden ziehen
Zu Beginn ihrer Zeit als Pfarrerin in Ittlingen war sie nervös. Eigentlich wollte sie gar nicht so weit in den Süden ziehen, denn ihr Mann wohnt und arbeitet in Mannheim. Doch die Fernbeziehung sieht sie auch mit Humor: "Das ist eine Herausforderung, vor die uns die Badische Landeskirche gestellt hat." Zwar habe sie in Ittlingen noch keine Heimatgefühle. "Aber es gibt ganz viele tolle Leute, die es mir einfacher machen, hier zu sein."
Unterstützung bekommt sie zudem von ihren Kollegen, mit denen sie das Vikariat in Heddesheim absolviert hat. "Ich weiß genau, welche Nummer ich wählen muss, wenn es etwas zu diskutieren gibt." Einige Kollegen kamen aus der evangelikalen Richtung, Börnig ordnet sich der liberalen Theologie zu. Die oft heftigen Diskussionen - zum Beispiel über Homosexualität - sieht sie als Bereicherung. Man reibe sich aneinander, könne Überzeugungen aber auch stehen lassen. "Ich glaube, wenn wir mit weniger Vorurteilen durchs Leben gingen, würde es gerechter zugehen."
Wie sie Ideen für ihre Predigten bekommt
Die entscheidenden Gedanken für ihre Predigten bekommt sie meist, wenn sie Hausarbeiten erledigt oder spazieren geht. "Die zündenden Ideen kommen mir nicht vor dem Bildschirm." In ihrer Freizeit backt Börnig gerne Motivtorten. Freitagabend hat sie eine Torte mit einem Pinguin und einem Iglu verziert. Die war für Samstag bestimmt - da hat die neue Pfarrerin ihren 30. Geburtstag gefeiert.
Die Fusion der zwei früheren Kirchengemeinden
Am 1. Januar 2017 hat der Landeskirchenrat der Badischen Landeskirche die Fusion der beiden früheren Kirchengemeinden Ittlingen und Richen offiziell abgesegnet. Mittlerweile gebe es immer mehr gemeinsame Gottesdienste, die auch von der jeweils anderen Seite besucht werden, sagt Melanie Börnig.
"Der gemeinsame Kirchengemeinderat funktioniert sehr gut", ist die neue Pfarrerin froh. Der Zusammenschluss war ein langer Prozess: Die Kirchengemeinderäte arbeiten bereits seit 2010 zusammen, eine gemeinsame Pfarrstelle teilen sich die Orte seit 18 Jahren.
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