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Vor 20 Jahren fing das Stadtbahn-Zeitalter an

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Das neue Zeitalter im Schienenverkehr beginnt für die Region am 1. Juni 1997. An diesem Tag ist erstmals eine Stadtbahn nach Eppingen gefahren.

Von Peter Boxheimer

 

20 Jahre nach diesem Ereignis bilanziert Oberbürgermeister Klaus Holaschke: "Für Eppingen ist das eine Erfolgsgeschichte." Keiner in der Stadt wolle mehr auf dieses Verkehrsmittel verzichten.

Stilllegungspläne, ausgedünnte Fahrpläne, veraltetes Wagenmaterial: Die Kraichgaubahn zwischen Karlsruhe und Heilbronn ist abgewirtschaftet. Ihre Renaissance beginnt, als die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) auf dem westlichen Streckenabschnitt nach Bretten 1992 eine Pilotlinie eröffnet und damit auf Anhieb großen Erfolg hat. Das Besondere an diesem Modell: In der Stadt sind die gelb-roten Schienenfahrzeuge eine Straßenbahn, auf dem Land ein Regionalzug. Umsteigefrei verbinden sie City und Provinz.

Fahrgastzahlen vervierfachen sich

Nachdem sich die Fahrgastzahlen zwischen Karlsruhe und Bretten innerhalb weniger Monate vervierfachen, nimmt die AVG unter ihrem umtriebigen Geschäftsführer das nächste Ziel ins Visier. Der Endpunkt Gölshausen sei "weder Fisch noch Fleisch", meint Dieter Ludwig. Das 20 Kilometer entfernte Eppingen soll die nächste Station sein.

Volksfeststimmung im Kraichgau: Neben den Gleisen feiern Tausende von Menschen den Start in das neue Schienenzeitalter und testen die Stadtbahn.
Volksfeststimmung im Kraichgau: Neben den Gleisen feiern Tausende von Menschen den Start in das neue Schienenzeitalter und testen die Stadtbahn.

In der Fachwerkstadt ist die Begeisterung groß. Gleichzeitig verabschieden der Heilbronner Kreistag und der Gemeinderat ein neues Leitbild für den Öffentlichen Personennahverkehr. Auch sie setzen auf die Stadtbahn. Das Projekt gewinnt schnell an Dynamik. Zwischen den ersten Überlegungen und der Premierenfahrt vergehen keine viereinhalb Jahre.

Letzendlich war das ein Meilenstein", findet der Heilbronner Kreisplaner Claus-Jürgen Renelt als langjähriger Wegbegleiter. 45,5 Millionen Mark investieren Bund, Land und Kommunen in Schiene, Haltestellen und Wagen. "Wir haben allen Grund, für diese Gemeinschaftsleistung dankbar zu sein", sagt der Eppinger Bürgermeister Erich Pretz damals. Die Eröffnung der neuen Linie wird zum Volksfest. Tausende Menschen feiern an den Bahnhöfen.

Das nächste Ziel heißt Heilbronn

Alle Festredner lassen keinen Zweifel daran: Eppingen ist nur eine Etappe, das nächste Ziel heißt Heilbronn. "Wir haben den Schritt gewagt", betont Renelt. 1999 fährt die erste S4 bis zum Heilbronner Hauptbahnhof, später bis zum Pfühlpark und schließlich bis nach Hohenlohe.

"Der Erfolg hat uns Recht gegeben", ist der Kreisplaner überzeugt. OB Holaschke spricht von einer "sehr wichtigen Infrastruktur" für Eppingen. Sie hat durch die Bahn in vielerlei Hinsicht gewonnen: als Wohn- und Arbeitsort, als Tourismus- und Ausflugsziel.

AVG-Pressesprecher Michael Krauth bezeichnet die S4 als eine der Kernstrecken: "Die Verbindung nach Eppingen ist uns für sehr wichtig." Viele Pendler und Freizeitfahrten unterstrichen deren Bedeutung. Zwischen Heilbronn und Eppingen werden im zweiten Halbjahr 2016 an einem Werktag im Schnitt 20750 Ein- und Ausstiege gezählt.

 Stadtbahn fehlen Fahrzeugführer

Bei aller Freude herrscht zum 20. Geburtstag nicht nur eitel Sonnenschein. "Die Probleme im täglichen Betrieb sind bekannt", räumt Kreisplaner Renelt ein. Der Stadtbahn fehlen nach wie vor Fahrzeugführer. Dass die AVG hier große Anstrengungen unternimmt, sieht das Landratsamt. Von Monat zu Monat werde es besser.

Auch das Eppinger Rathaus hat noch Wünsche. Weniger Verspätungen und eine Steigerung des Komforts gehören dazu. Toilette und Klimaanlage sollten nach Ansicht von Klaus Holaschke auch auf der S 4 bald Standard sein. Und der Preis für eine Einzelkarte von Eppingen nach Heilbronn sei mit fünf Euro "nicht attraktiv". Der 20-Minuten-Takt bleibe ebenso Thema.

Da passt es ins Bild, dass die Verantwortlichen derzeit intensiv über ein zweites Gleis zwischen Schwaigern und Leingarten-West nachdenken. Die Kosten für den Streckenausbau werden auf zwölf Millionen Euro geschätzt. Das Land hält die Maßnahme grundsätzlich für förderfähig. Über Details soll am 3. Juli im Stuttgarter Verkehrsministerium geredet werden. Schon Stadtbahn-Vater Dieter Ludwig hat es gewusst: "So eine Eisenbahnlinie wird nie fertig."

 

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