Ungewöhnlich brutale Katzentötung beschäftigt Eppinger Polizei
Kater Emils Leben endete elend in einer illegal aufgestellten Schlagfalle. Die Besitzerfamilie ist traumatisiert.

Auf „Emils letzte Reise um die Welt“ ist Tanja René Baeumler auf Facebook gestoßen. Die tragische Geschichte des zweijährigen Katers aus Eppingen hat die aktive Tierschützerin sofort geteilt: „Ich habe das viral durchgejagt in der Hoffnung, dass sich jemand meldet“ – die Sachsenheimerin freut sich über den Anruf der Presse.
Denn was da passiert sei, gehe gar nicht: „Das hat mich so schwer erschüttert, dass ich dachte: Ich tue, was ich tun kann.“
Was passiert ist, können die Katzenbesitzer am besten schildern. Sie waren dabei, als ihr Emil unter großen Qualen verendete. In einer Schlagfalle, in die das Tier mit Absicht gelockt wurde, glaubt die Familie, weil es in einen Privatgarten in der Nachbarschaft gekotet habe.
„Ich wollte nach dem Abendessen den Abwasch machen und habe durchs Küchenfenster die Schreie gehört“, beschreibt die Mutter das Geschehen am 16. September. „Ich wusste nicht, welche Katze es war, ich wusste nur: Das war kein normaler Schrei.“ Sie und ihr Mann seien rausgelaufen, ihr Mann habe zuerst entdeckt: „Emil ist in der Falle, hol mir Werkzeug!“, habe er ihr zugerufen.
Schülerin erleidet Panikattacke

Während ihre Mutter hilflos nach Werkzeug suchte, hörte die Tochter vom Haus aus die Schreie des Katers, die Rufe ihres Vaters, sie sah ihre Mutter „mit dieser Zange“ rausrennen: „Ich habe eine Panikattacke bekommen, habe geschrien und bin krank geworden“, erzählt die 16-Jährige. Der Vorfall hat ihr derart zugesetzt, dass sie anschließend anderthalb Wochen in der Schule fehlte.
Über den am nächsten Tag angezeigten Nachbarn sagt die Oberstufenschülerin: „Was der gemacht hat, kann ich einfach nicht verstehen.“ Von ihrem Zimmerfenster aus habe sie gesehen, wie bei ihm das Licht ausging und die Rollläden runter, während ihr Vater versuchte, Emil zu befreien. Schließlich zur Rede gestellt, habe er damit gedroht, auch noch die beiden anderen Katzen zu töten.
Gemeint sind Emils Bruder Karl und Katzenmutter Elvira, die ebenfalls liebevoll von der Eppinger Familie gepflegt werden. Der Nachbar habe sich aber geweigert, die Falle zu öffnen, und nicht nur das – die Katzenhalterin kann es Wochen später noch nicht fassen: „Er wollte sie auch noch wiederhaben.“ Statt das Gerät zurückzugeben, trug sie den sogenannten Schwanenhals am nächste Tag zur Polizei. Der Eppinger Revierleiter Fred Walko bestätigt: „Das tote Tier wurde hier bei uns aus der Falle genommen.“ Die Polizei ermittele und lege die Ergebnisse der Staatsanwaltschaft vor.
„Das ist eine besondere Situation“, begründet Walko die Sorgfalt, mit der die Ermittlungen durchgeführt werden. Denn womöglich liegt außer einem Verstoß gegen das Tierschutzgesetz auch einer gegen das Jagdgesetz vor. Das verbietet Totschlagfallen in Baden-Württemberg. Die Tierfreunde glauben, dass die Person, die ihrer Katze das angetan hat, Jäger ist und somit zwingend in Kenntnis dieses Gesetzes. Das möchte die Polizei nicht bestätigen, noch verraten Emils Besitzer den Namen des mutmaßlichen Fallenstellers. So konnte unsere Zeitung ihn auch nicht um eine Stellungnahme bitten.
Einfach weg
Allerdings hat der Katzenhalter Peta eingeschaltet, die ihrerseits Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt hat. Die Tierrechtsorganisation setzt sich fürs Verkaufsverbot der in den meisten Bundesländern illegalen Schlagfallen ein. Peter Höffken von Peta weiß: „Das sind meist Jäger, die so eine Falle im Bestand haben, selten Privatpersonen.“ Die Täter würden selten geschnappt: „Oft sind die Tiere dann einfach weg.“
Immerhin weiß die Eppinger Familie, wo ihr Emil gestorben ist. Und wie.
Der Obduktionsbericht des Veterinäramts Fellbach ist eindeutig: „Verstorben ist der Kater an den Folgen eines Schocks.“ Atemnot und „hochgradige Schmerzen“ haben zum Schock geführt. Der Tod sei etwa 20 Minuten nach Eingang in die Falle eingetreten. Minuten, die die Familie traumatisiert haben: „Ich bekomme die Schreie nicht mehr aus dem Ohr“, sagt die Mutter, „ich kann immer noch nicht richtig schlafen“, die Tochter.
Zuständige Behörde erhält Mitteilung
Die Heilbronner Staatsanwaltschaft bestätigt zum derzeitigen Zeitpunkt lediglich, dass zum beschriebenen Fall eine „Strafanzeige der Organisation Peta vorliegt“. Die Staatsanwältin Mareike Hafendörfer wird „im Hinblick auf die noch laufenden Ermittlungen im Moment keine weiteren Angaben machen“. Die Pressesprecherin weist jedoch allgemein darauf hin, dass in Strafsachen gegen Jagdschein-Inhaber „eine Anklageerhebung oder ein Strafbefehl wegen einer Straftat nach jagd-, tierschutz- oder naturschutzrechtlichen Vorschriften an die für die Erteilung des Jagdscheins zuständige Behörde mitgeteilt werden müsste. Diese entscheidet dann in eigener Zuständigkeit über mögliche Konsequenzen hinsichtlich des Jagdscheins. Bei bestimmten Verstößen nach dem Jagd- und Wildtiermanagementgesetz Baden-Württemberg kann vom Gericht auch ein Verbot der Jagdausübung ausgesprochen werden.“

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