Trauer um Klaus Zapf
Der Millionär, der das Geld abschaffen wollte: Ehemalige Weggefährten erinnern sich an den gebürtigen Bad Rappenauer Klaus Zapf, der am Mittwoch überraschend gestorben ist.
In Bad Rappenau ist er geboren, in Eppingen aufgewachsen. Vor dem Militärdienst floh Klaus Zapf nach Berlin, wo er sich erst in Kneipen durchschlug, um danach eines der größten Speditionsunternehmen Europas aufzubauen. Am Mittwoch ist Zapf, eine der schillerndsten deutschen Unternehmerpersönlichkeiten, überraschend gestorben. Ehemalige Weggefährten erinnern sich.
Nicht zu fassen, dieser Klaus Zapf. „Ich bin ein lautleiser, gierigbescheidener Ganzjahresweihnachtsmann“, sagte er 2005 in einem Interview mit der Kraichgau Stimme. Er kam aus der linken Szene und brachte es zu viel Geld, wurde Millionär und geißelte das Profitstreben. Streitbar war Zapf schon als junger Mann in Eppingen. Hierher war er mit seiner Familie gezogen, der Vater war Polizist. „Wir haben sogar mal einen Schulstreik organisiert“, erinnert sich ein ehemaliger Schulkamerad und guter Freund. Kurz vor dem Abitur machten sich Zapf und ein Schulfreund nach Berlin auf, auch, um der Wehrpflicht zu entgehen. „Ich habe es mir dann überlegt und bin zurückgekommen, um mein Abitur zu machen, aber Klaus blieb dort.“
In der Sonnenallee wohnte Zapf und begann von dort aus, Umzüge zu organisieren. „Morgens, zwei Stunden vom Bett aus, so hat er angefangen.“ Organisieren, das sei Klaus Zapfs Sache gewesen. „In Eppingen gab es mal eine Band mit dem Namen Mea Culpa, die hat er ebenso gemanagt wie den Wahlkampf der Eppinger SPD in dem Jahr, als Willy Brandt wiedergewählt worden ist.“ Zapf habe immer tolle Ideen gehabt. „Er war ein interessanter Gesprächspartner und alten Freunden gegenüber sehr hilfsbereit“, erinnern sich alte Weggefährten. Stundenlange Spaziergänge habe man mit dem Freund unternehmen können und über Gott und die Welt reden.
„Für ihn stand immer der Mensch im Mittelpunkt“, schildert der Eppinger Emil Götz, der Zapf regelmäßig in Berlin besucht hat. „Er war warmherzig, geradlinig und hat sich durch seinen Reichtum nicht verbiegen lassen. Seine Idee war immer, den Reichen das Geld abzunehmen und an die Armen zu geben, später wollte er das Geld insgesamt abschaffen.“ Ein Typ wie Joschka Fischer sei Zapf gewesen. „In Berlin“, erzählt Emil Götz, „hat er am Kuhdamm gewohnt und ist die sechs Kilometer zu seiner Firma in Kreuzberg immer zu Fuß gelaufen.“
Unterwegs habe der Unternehmer Flaschen aus Mülleimern eingesammelt, um sie in einem Container der Firma zu entsorgen. „Die Erlöse hat er der Berliner Nichtsesshaftenhilfe gespendet.“ Auch für alte Freunde habe Zapf viel übrig gehabt, weiß Götz: „Wir saßen einmal in Eppingen in einem Lokal zusammen,und dort saß auch der Großvater eines Freundes. Da erzählte der alte Herr, dass er auch gerne einen so großen Fernseher hätte wie der in der Gaststätte.“ Zapf sei mit dem Mann losgezogen, um einen Fernseher zu kaufen. „So war er, alte Freunde hat er nicht vergessen, aber Menschen, die ihn früher ignoriert haben, die hat er später auch ignoriert.“
In seiner alten Heimatstadt Eppingen ist Klaus Zapf am Mittwoch einem Herzleiden erlegen. „Und der letzte Umzug“, sagte der Spediteur einmal in einem Interview, „das ist bei mir der Umzug auf den Eppinger Friedhof.“
Kommentare öffnen
Stimme.de
Kommentare