Stolpersteine erinnern an jüdische Familie
Opfer der NS-Zeit nicht vergessen: An die jüdische Familie Hertz aus Bonfeld erinnern nun Stolpersteine. Der Künstler Gunter Demnig verlegt die Steine zum Gedenken seit Jahren in ganz Europa. In Bad Rappenau war er nun zum ersten Mal - und wurde von vielen in den Ortskern begleitet.

Der Künstler Gunter Demnig kniet auf dem Boden mitten im Ortskern. Mit seinem Hut, tief ins Gesicht gezogen und einem fokussierten Blick, verlegt er in Bonfeld vier Stolpersteine, um an die jüdische Familie Hertz zu erinnern. Zahlreiche Interessierte haben sich zusammengefunden, um diese erste Aktion dieser Art im Stadtgebiet von Bad Rappenau zu begleiten.
Pfarrerin Stefanie Siegel, die mit der evangelischen Kirchengemeinde diese Gedenkform organisierte, ist begeistert: "Ich bin überwältigt und sehr dankbar, dass so viele Menschen gekommen sind." Oberbürgermeister Sebastian Frei bezeichnet in seiner Rede die Stolpersteine als eine unaufdringliche und gleichzeitig wirksame Art des Gedenkens.
Eine Erinnerung, die auch mahnen soll
Für den Oberbürgermeister sei es einerseits ein Grund zur Freude, "weil es an das Schicksal einzelner Menschen erinnert und dem anonymen Leiden einen Namen gibt". Und andererseits eine Mahnung, "so etwas nie wieder geschehen zu lassen". Nach knapp einer halben Stunde sind die Gedenktafeln aus Messing in den Boden gesetzt, umrahmt von weißen Rosen.
Sie gedenken an Familie Hertz, die wie viele jüdische Bonfelder von Nazis deportiert wurde. Mutter Erna und ihre beiden Kinder Inge und Friedrich wurden demnach Ende November 1941 verschleppt. Ehemann Hugo war bereits ein Jahr zuvor verstorben. Er war bei den Ausschreitungen in der Pogromnacht im Jahr 1938 schwer verletzt worden.
Jede Verlegung ist einzigartig - auch nach 69.000 Steinen
Die Patin und Initiatorin der Steinverlegung ist Hilde Lansche, die aus Bonfeld stammt und jetzt in Pfinztal lebt. Zwei Jahre habe sie auf diesen Tag hin gearbeitet, die Stadt kontaktiert, den Künstler engagiert und weder Kosten noch Mühen gescheut, dies zu realisieren. Sie kam im Jahr 1939 zur Welt. Dennoch sei es ihr ein Bedürfnis gewesen, an Familie Hertz zu erinnern. "Durch Erzählungen meiner Eltern habe ich eine Verbindung zu ihnen aufgebaut", sagt sie. Eine Verbindung, die durch die symbolisch gesetzten Steine für immer bleibt. Für Gunter Demnig, der bisher 69.000 Steine in 23 Ländern europaweit gesetzt hat, sei jede Verlegung einzigartig. "Jedes Schicksal erzählt eine andere Geschichte", sagt er in Bonfeld.
Der Künstler will mit seiner Arbeit einen Ort schaffen, an dem man an die Opfer gedenken könne. Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist, zitiert er den Talmud, eines der bedeutendsten Schriftwerke des Judentums. Dieser Satz sei mitunter der Auslöser gewesen, warum er mit seinen 70 Jahren macht, was er macht. Besonders freut es den Erinnerungshandwerker, wenn sich junge Leute für seine Arbeit interessieren und "Neues über Geschichte lernen".