So kommt das Wasser in die Bad Rappenauer Haushalte
Der Wasserturm und der Hochbehälter im Bad Rappenauer Stadtwald versorgen die Kernstadt und Zimmerhof. Das Wasser kommt aus 3 verschiedenen Quellen.

Wer in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland geboren und aufgewachsen ist, für den ist es selbstverständlich, fließendes Wasser zu haben. Morgens beim Zähneputzen kommt das kühle Nass aus dem Hahn, die Toilettenspülung funktioniert per Tastendruck. Doch woher kommt das Wasser eigentlich, bevor es in die Leitungen der Haushalte fließt?
2000 volle Badewannen
Um das herauszufinden, muss man einen kurzen Fußmarsch in den Bad Rappenauer Stadtwald auf sich nehmen. Dort, nur fünf Gehminuten vom Waldstadion entfernt, steht nicht nur ein großer Wasserturm, sondern auch ein Hochbehälter. Und davor wartet Alexander Freygang. Der Betriebsingenieur des Zweckverbands Wasserversorgungsgruppe Mühlbach weiß nicht nur, wie das Wasser eingespeist wird. Er hat auch den Schlüssel, um einen Blick auf das Innere der beiden Bauwerke zu gewähren. "Im Hochbehälter können 3000 Kubikmeter gespeichert werden, das sind 2000 Badewannen", erklärt er. 1983 wurde das Gebäude als Ergänzung zum heute 60 Jahre alten Turm errichtet. "Bad Rappenau ist damals stark gewachsen, deshalb wurde der Hochbehälter nötig."
Zu dieser Zeit wurde auch der Anschluss an das Wasser aus dem Bodensee gelegt. Zusätzlich gibt es einen Zulauf vom Eselsbrunnen in Fürfeld. Ein weiterer Teil kommt aus der Carix-Anlage in Haßmersheim. Dort wird das Wasser aufbereitet und weicher gemacht. "Zumindest, soweit das geht", sagt Alexander Freygang.
Aussehen ähnelt einer Brille

Der Hochbehälter in Bad Rappenau wird in der Fachsprache auch Brillenbehälter genannt, da er von oben mit seinen zwei runden Kammern optisch einer Sehhilfe ähnelt. Weil einmal im Jahr beide Speicher gereinigt werden müssen, die Versorgung aber nicht einfach unterbrochen werden kann, muss immer einer der Behälter in dieser Zeit am Laufen gehalten werden.
Um das Wasser von Haßmersheim nach Bad Rappenau zu transportieren, kommt eine Pumpe zum Einsatz. Die ist notwendig, da der Hochbehälter mit 275 Metern über Normal Null (NN) höher liegt, als die Anlage in der Gemeinde im Neckar-Odenwald-Kreis.
Gepumpt werden muss auch vom Hochbehälter in den wenige Meter entfernten Turm, der nochmals 15 Meter höher liegt. Von dort wird das Wasser dann in die Haushalte verteilt. "Das geschieht über einen Druck zwischen vier und fünf Bar", erklärt Alexander Freygang, "je nach Lage der jeweiligen Wohnung." In Bad Rappenau und Zimmerhof liegt der durchschnittliche Verbrauch bei rund 2100 Kubikmetern. Am Spitzentag, der meistens Anfang Juli ist, sind es sogar knapp 3500 Kubikmeter. "Die Prognose bis 2050 sagt an einem solchen Tag rund 5000 Kubikmeter voraus", erzählt Freygang. Es könne aber auch sein, dass der Verbrauch im Laufe der Zeit zurückgeht.
Dank Höhenunterschied kann auf eine Pumpe verzichtet werden

Bis dahin ist auf jeden Fall der zentrale Hochbehälter im Hüffenhardter Ortsteil Kälbertshausen fertig gebaut. Im Herbst sollen die Förderanträge weggeschickt werden, Baubeginn könnte in einem Jahr sein. Dann soll ein bis zu 8000 Kubikmeter Wasser fassendes Bauwerk auf 337 Meter über NN entstehen. "Damit kann der erforderliche Druck aufrecht gehalten werden", erläutert Alexander Freygang. Durch den Höhenunterschied von fast 50 Metern kann außerdem auf eine Pumpe verzichtet werden. "Damit sparen wir Energie." Apropos Energie: Bei Stromausfall muss sich niemand Sorgen machen, das Wasser in den Speichern würde bis zu drei Tage ausreichen.
In einer Carix-Anlage wie der in Haßmersheim (Baujahr 1984) wird das Trinkwasser zusätzlich aufbereitet. Außerdem werden dort die Mineralsalzgehalte vermindert. Zum Einsatz kommen dabei unter anderem granulierte Ionenaustauschharze, UV-Licht sowie Kohlenstoffdioxid. Der pH-Wert wird genauso eingestellt wie der Salz- und Calciumgehalt sowie die Säurekapazität. Der pH-Wert des Trinkwassers muss zwischen 6,5 und 9,5 liegen. Sechs solcher Anlagen gibt es im Verbund.

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