Sebastian Frei wird OB in Bad Rappenau
Sebastian Frei hat die Oberbürgermeister-Wahl in Bad Rappenau gewonnen. Der 36 Jahre alte Richter holte am Sonntag laut vorläufigem Endergebnis 71,7 Prozent der Stimmen.
Sebastian Frei strahlte mit seiner Frau um die Wette: Der 36 Jahre alte Richter hat die Oberbürgermeister-Wahl in der Großen Kreisstadt Bad Rappenau mit 71,7 Prozent der Stimmen gleich im ersten Wahlgang gewonnen.
Niedrige Wahlbeteiligung war Wermutstropfen
Er setzte sich damit deutlich gegen seinen Mitbewerber Gordan Pendelic (46) durch, der 27,2 Prozent der Stimmen erhielt und dem Wahlsieger noch vor Bekanntgabe des vorläufigen Ergebnisses gratulierte. "Herzlichen Dank für diesen Vertrauensvorschuss", sagte schließlich ein strahlender Sebastian Frei: "Ich freue mich riesig." Sein Ziel sei es, nun auch diejenigen von sich zu überzeugen, "die mich nicht gewählt haben oder die heute nicht gewählt haben". Denn das war der Wermutstropfen dieser OB-Wahl: Die Beteiligung lag in der Gesamtstadt bei mageren 44,1 Prozent. In Zimmerhof gaben weniger als 28 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab.
Amtsinhaber Hans Heribert Blättgen hatte sich Ende des vergangenen Jahres entschieden, nach 16 Jahren nicht mehr für eine dritte Amtszeit zu kandidieren. Nun verkündete er das Wahlergebnis seines Nachfolgers und gab Sebastian Frei zugleich den Rat mit auf den Weg: "Das ist ein sehr eindeutiges Ergebnis. Ein Vertrauensvorschuss, den Sie nutzen sollten." Danach gab es einen Blumenstrauß für die Ehefrau, Dr. Eva Frei. Der unterlegene Kandidat Gordan Pendelic zeigte sich als guter Verlierer und bezeichnete sein eigenes Ergebnis als "respektabel".
Das Wetter hatte den ganzen Tag über nicht mitgemacht: "Das hat mindestens zehn Prozent Wahlbeteiligung gekostet", mutmaßte der einzige Ortsvorsteher, den Bad Rappenau noch hat, Marcel Mayer aus Fürfeld. "Dass es so eindeutig wird, hätte ich nicht erwartet", kommentierte er und kritisierte zugleich aber "die super schwache" Wahlbeteiligung: "Man engagiert sich und versucht, für die Bürger das Beste zu tun. Da erwartet man wenigstens eine kleine Rückmeldung."
Wenig Spielraum trotz Rekord-Haushalt
Auf den neuen Oberbürgermeister wartet nun viel Arbeit. Bad Rappenau erschließt derzeit mehrere Wohngebiete, der Aufstellungsbeschluss für eine erneute Erweiterung des Gewerbegebiets Buchäcker steht, wenn auch nur mit hauchdünner Mehrheit. Am Schwärzberghügel entstehen in unmittelbarer Nähe zu den beiden großen Parks zahlreiche neue Wohnkomplexe, unter anderem auch für Senioren.
Ende Oktober ist der Haushalt für das Jahr 2018 mit einer Größenordnung von 73,1 Millionen Euro eingebracht worden. Das ist Rekord. Doch die tatsächliche Finanzlage der steuerschwachen Gemeinde lässt Sebastian Frei nicht viel Spielraum: Sieben Millionen Euro muss die Große Kreisstadt 2018 aufnehmen. "Mit der Rück-lagenentnahme haben wir nichts mehr auf der hohen Kante", hatte Kämmerin Tanja Schulz erklärt. Das gibt nach dem Wahlkampf, in dem auch die eine oder andere Idee geboren wurde, die Richtung vor.
Bei all der Arbeit, die das Amt mit sich bringe, wünschte der Eppinger Oberbürgermeister Klaus Holaschke als Vertreter des Gemeinde- und Städtetags dem neuen Amtsinhaber "viel Kraft". Das Amt werde Frei vor allem in der nächsten Zeit fordern. trotzdem solle er sich auch bewusst Zeit für die Familie nehmen.
Klares Ergebnis
Ein Kommentar von Ulrike Plapp-Schirmer

Am Ende war es fast wie im Fernsehen, wo Punkt 18 Uhr eine erste Prognose veröffentlicht wird, an der sich im Laufe des Abends nichts Wesentliches mehr ändert: Die Auszählung der Oberbürgermeister-Wahl in Bad Rappenau ging in Rekordzeit über die Bühne. Um 19.02 Uhr verkündete der amtierende OB Hans Heribert Blättgen bereits das Ergebnis.
Der zweite Oberbürgermeister in der Geschichte der Stadt Bad Rappenau heißt Sebastian Frei. Er ist Richter, 36 Jahre alt, verheiratet mit Dr. Eva Frei, er ist zweifacher Vater und ein Neuling im kommunalpolitischen Geschäft. Sein Herausforderer Gordan Pendelic zeigte sich als guter Verlierer. Er gratulierte dem neuen OB aufs Herzlichste und nannte den zurückliegenden Wahlkampf "eine wahnsinnig tolle Zeit". Trotz eines leidenschaftlich geführten Wahlkampfs kam er aber über einen Achtungserfolg nicht hinaus.
Sebastian Frei hat die bürgerliche Mitte hinter sich gebracht. Es ist klar, was nun vor ihm liegt: Als einer, der von außen kommt, der nicht die klassische Verwaltungslaufbahn vorzuweisen hat, muss er im Amt beweisen, dass er zu Recht Oberbürgermeister einer Großen Kreisstadt geworden ist. Er muss die Stadtverwaltung führen und mit dem Gemeinderat konstruktiv zusammenarbeiten. Offenbar trauen ihm viele Bürger zu, dass ihm dass gelingt. Die beiden großen Fraktionen, CDU und SPD, hatten sich ja schon während des Wahlkampfes deutlich für Sebastian Frei ausgesprochen.
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