Der Pilz befällt vor allem Buchen, Linden oder Platanen und bevorzugt feuchte, beschattete Standorte. Der Weißfäule-Erreger zersetzt das Lignin im Holz und schwächt damit die Standsicherheit des Baumes. Da er zuerst die Wurzelansätze und den Stammfuß befällt, ist er von außen nicht sichtbar. Da auch der Boden rund um die Obergimperner Linde kontaminiert war, wurde in einer Tiefe von 1,10 Meter die Erde abgetragen.
Obergimpern setzt Zeichen: Linde kehrt zurück, Lindenplatz wird neugestaltet
Nach der Fällung der alten Linde 2022 klaffte in der Schlossstraße eine Lücke – emotional wie optisch. Nun bekommt der Platz ein neues Gesicht und eine junge Linde als neues Zentrum.

Obergimpern ohne Linde? Das war über 150 Jahre kaum vorstellbar. Sogar ins Ortswappen hat es der stattliche Baum geschafft. Doch im November 2022 wurde das Wahrzeichen in der Schlossstraße gefällt. Der Brandkrustenpilz hatte den Stamm von innen zerfressen, die Linde – immerhin rund 25 Meter hoch – drohte umzukippen.
Mit der Fällung der Linde in Obergimpern ging ein Stück Ortsgeschichte verloren
Eigentlich schwer zu glauben, stand sie doch nach außen hin in voller Pracht. Weil man ihr den Zustand nicht ansah, reagierten viele Menschen auf die Entscheidung skeptisch. „Wir haben damals den Stamm für alle liegen lassen, damit sich jeder vom Zustand überzeugen konnte“, erinnert sich Stefanie Koch vom städtischen Tiefbauamt. Für die Anwohner ging damit ein Stück Ortsgeschichte verloren. Die Verbundenheit sei groß gewesen, weiß auch Koch: „Einige Bürger haben sich Erinnerungsstücke gesichert.“
Seit über zweieinhalb Jahren klafft nun eine Lücke im Ortsbild, die in wenigen Wochen geschlossen wird. Voraussichtlich Ende Juli soll der neue Lindenplatz fertiggestellt sein. Dort, wo früher neben dem Baum lediglich eine Bank stand, haben sich die Planer einiges einfallen lassen. Kernstück ist eine Cortenstahl-Aufkantung. Das Material setzt im Laufe der Zeit eine rostbraune Patina an, rostet allerdings nicht durch. Und passt laut Stefanie Koch optisch gut in die Umgebung. Die Ränder werden mit Stauden eingefasst, in der Mitte wird die Linde gepflanzt.
Wurzeln können aus ausbreiten
Den genauen Standort markiert zurzeit noch ein Eisenstab. Kommende Woche soll der Baum aus Ladenburg dann gesetzt werden. „Wir machen das jetzt, um später nicht noch mal ein Loch ausheben zu müssen“, erklärt Landschaftsarchitekt Michael Hoffmann. Denn rund um die Linde, die derzeit noch beim städtischen Bauhof gelagert wird, wird auf verdichtbares Baumsubstrat gesetzt. Das ist wichtig, damit die Pflanze ausreichend Raum zur Ausbreitung hat. Trotz der Verdichtung bleibt genug Luftporenvolumen, damit das Feinwurzelwerk wachsen kann und Wasser sowie Nährstoffe fließen können. Auch unter der Stahlkante ist das möglich.
„Wir möchten einen Platz mit Aufenthaltsqualität schaffen.“Michael Hoffmann
Rund zwei Meter hoch ist der Baum derzeit. Nicht zu vergleichen mit dem Vorgängerexemplar. „Natürlich braucht die Linde Zeit, um zu wachsen“, sagt Stefanie Koch. Früher, ergänzt Michael Hoffmann, habe man ab und an Großbäume verpflanzt. „Das haben sie zwar überlebt. Aber sie waren nie wieder so wüchsig wie vorher.“ Die Obergimperner müssen sich also ein paar Jahre gedulden.
Der Lindenplatz ist das emotionale Herz des Dorfes
Der Platz selbst wird über zwei Eingänge erreichbar sein: Einmal geht es über drei Stufen, gegenüber können auch Rollstühle oder Kinderwagen auf die kleine Insel fahren. Dort sollen eine Bank sowie ein Sitzpodest aufgestellt werden. „Wir möchten einen Platz mit Aufenthaltsqualität schaffen“, erklärt Michael Hoffmann. Denn auch wenn die Linde nicht im geografischen Ortszentrum stehen wird: Für die Anwohner ist der Bereich das emotionale Herz ihres Dorfes. Das soll ganz offiziell bei der Kerwe Mitte September zu schlagen beginnen.
Die geplante Neugestaltung wird voraussichtlich rund 115000 Euro kosten. Da der Ortskern Teil des Landessanierungsprogramms ist, kann die Maßnahme durch Fördermittel unterstützt werden. In welchem Umfang genau, lässt sich laut Stefanie Koch derzeit noch nicht sagen – denn mittlerweile fließen auch klimabezogene Aspekte in die Bewertung ein. So werden unter anderem Projekte gefördert, die zur Abkühlung des Ortsklimas beitragen – etwa durch das Pflanzen neuer Bäume.
