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Nachtumzug: Fünfte Jahreszeit außer Kontrolle

  
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"Allen zur Freud, keinem zum Leid": Das Motto vieler Faschingsgruppen klingt wie Hohn angesichts dessen, was am Wochenende in Eppingen passiert ist, kommentiert unser Kollege Alexander Hettich.

Von Alexander Hettich
Alexander Hettich
Alexander Hettich

Da wird eine junge Frau über einen Kessel mit heißem Wasser gehalten. Nach allem, was man bisher weiß, rutscht die 18-Jährige ab und verbrüht sich schwer. Zwar kann keine Rede davon sein, die Besucherin sei in den Hexenkessel "geworfen" worden, wie es mitunter reißerisch hieß. Trotzdem: Wer Schabernack mit siedendem Wasser für einen närrischen Spaß hält, ist im Wortsinne ein Narr.

Der Vorfall ist Beispiel einer bedenklichen Entwicklung. Prügeleien, Alkoholexzesse, Belästigungen und zweifelhafte Scherze gehören zur Begleitmusik der angeblich so heiteren fünften Jahreszeit.

Weiterlesen: Eppingen lässt Zukunft des Nachtumzugs offen

Im Schatten der Gruppe und in der Anonymität hinter einer Maske verlieren manche völlig die Kontrolle. Einzelfälle, sagen die Veranstalter, die zudem darauf verweisen, so eine schwäbisch-alemannische Fasnet sei kein Kindergeburtstag. Das mag sein. Narren, die derart verantwortungslos handeln wie in Eppingen, leisten ihrer Zunft aber einen Bärendienst. Die Verbände klagen über ausufernde Auflagen, die größere Paraden bald unmöglich machten.

Jetzt wird eher der Ruf nach noch mehr Auflagen laut − und eine wäre in der Tat angebracht. Die Stadt Eppingen muss sich fragen lassen, warum offenes Feuer und siedendes Wasser bei einer Veranstaltung mit Tausenden Zuschauern nicht tabu sind. Zur Erinnerung: In Eppingen ist das Silvesterfeuerwerk wegen der Brandgefahr verboten. Dabei ist nicht ausgeschlossen, dass der Nachtumzug in dieser Form Geschichte ist. Die Veranstalter wollen nicht zur Tagesordnung übergehen. Das ist gut so.

Allen zur Freud? Da wird es weiter geteilte Meinungen zwischen Faschingsfreunden und Faschingskritikern geben. Eines muss unbedingt gelten: keinem zum Leid.

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alexander.hettich@stimme.de

 

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Kommentare

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am 06.02.2018 21:35 Uhr

Unglaublich, dass so etwas passiert. Da gibt es nur eine Lösung: solche Veranstaltungen müssen entweder streng reglementiert oder verboten werden.

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