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Bad Rappenau
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Mit dem Biber leben lernen

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Der Biberbeauftragte des Landkreises Heilbronn klärt die Fürfelder über die Nager auf.

Mehrere Dämme haben die Biber in Fürfeld angelegt. Im vergangenen Frühjahr trat der Bach an der B39 mehrmals über das Ufer.
Foto: Archiv/Hofmann
Mehrere Dämme haben die Biber in Fürfeld angelegt. Im vergangenen Frühjahr trat der Bach an der B39 mehrmals über das Ufer. Foto: Archiv/Hofmann  Foto: Hofmann, Elfi

Die Sitzungen des Fürfelder Ortschaftsrats sind grundsätzlich gut besucht. Doch zum jüngsten Treffen im Bürgerhaus müssen sogar extra weitere Stühle aufgestellt werden. Der Grund: Uwe Genzwürker, der als Biberbeauftragter des Landkreises Heilbronn Fragen zu den auch in dem Bad Rappenauer Teilort lebenden Tieren beantwortet.

Seit 15 Jahren beschäftigt er sich mit den Nagern, die streng geschützt sind und weder bejagt noch bekämpft werden dürfen. Auch wenn sie mitunter große Schäden anrichten: "Aus menschlicher Sicht muss man das aushalten", sagt Genzwürker − und erntet dafür nicht nur zustimmendes Nicken.

Denn die Biberfamilien haben in Fürfeld in den vergangenen Monaten für großes Aufsehen gesorgt. In der Nähe des Eselsbrunnens entstand Anfang des Jahres ein Damm, das Wasser konnte nicht mehr abfließen, was wegen großer Regenmengen zu Überschwemmungen führte. Dort wurde ein Drainagerohr gelegt, ein Damm laut Genzwürker ausnahmsweise abgesetzt.

Viel mehr Möglichkeiten gibt es in solchen Fällen nicht, die Bauten sind genauso geschützt wie die Tiere. "Sie dürfen aber nicht alles", betont Uwe Genzwürker. "Die Maßnahmen müssen immer sensibel eingesetzt werden." Denn die Biber reagieren auf solche Veränderungen und bauen mitunter über Nacht einfach neu. "Das ist das Prinzip Hase gegen Igel", sagt der Experte.

Der Bau darf nicht zerstört werden und muss vor jedem menschlichen Eingriff erstmal gefunden werden. Wird darauf nicht geachtet, gefährdet man die Tiere, besonders die jungen. Zwischen April und Juni bringen die weiblichen Biber ihren Nachwuchs zur Welt, der die ersten Wochen im Bau verbringt. Ältere Nachkömmlinge müssen die Familie dann verlassen, um Inzucht zu vermeiden. Sie ziehen weiter. Ob die beiden Biberfamilien in Fürfeld miteinander verwandt sind, kann Uwe Genzwürker nicht mit Sicherheit sagen. Auch wie viele Tiere es insgesamt auf der Gemarkung gibt, weiß er nicht.

Der Fachmann ist sich allerdings sicher, dass die Population im Landkreis Heilbronn aus Bayern über Jagst und Kocher gekommen ist. "Im Bad Rappenauer Mühlbachbecken gab es vor einigen Jahren die erste Ansiedlung im Ort", erklärt er. Dann zog der Nachwuchs weiter, unter anderem nach Fürfeld.

Auch wenn die Tiere auf den ersten Blick viele Probleme bereiten, würde die Biodiversität rund um ihre Bauten steigen. "Sie können das beobachten", so Genzwürker. "In der Nähe gibt es kurze Zeit später viele Blüten, dadurch werden Insekten angezogen, was wiederum Vögel und Fledermäuse anzieht."

Die vom Biber gefällten Bäume könnten sich positiv auswirken, denn aus ihnen sprieße es anschließend. "Er frisst unten was ab, dann gibt es einen Neuaustrieb, der oft sehr hoch wird." Ein Trost ist das für viele Fürfelder indes nicht. Die machen sich Gedanken, ob in dem angestauten Wasser in Richtung Kirchardt Personen − besonders Kinder − zu Schaden kommen könnten.

An dem Bach entlang der B39 führt ein Rad- und Fußweg, der in diesem Jahr öfter unter Wasser stand. "Mit diesen Gefahren muss man umgehen und Kinder schulen", sagt Genzwürker. Auch, dass es nach dem Einzug einer Biberfamilie nicht mehr so "ordentlich" aussieht, sei hinzunehmen. "Dafür muss man die Lebensweise verstehen."

Eine gute Nachricht hatte der Fachmann aber doch: In Baden-Württemberg versuche man, Konflikte zu minimieren. Bei dauerüberfluteten Wiesen oder Äckern könne für die Landwirte ein Ausgleich geschaffen werden, allerdings kein finanzieller. Außerdem besteht die Möglichkeit, einen Elektrozaun oder einen Verbissschutz zu installieren, den das Land zur Verfügung stelle. "Aber Sie müssen selbst aktiv werden."

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