Mit Äpfeln fängt man Bisamratten
Kommunen lassen Fallen an Gewässern aufstellen −Ittlingen sucht einen Fänger für die Nagetiere

Der Schaden sei erheblich, sagt der Geschäftsführer des Kreisbauernverbands Heilbronn-Ludwigsburg, Jan Schwarting. In Ittlingen haben Bisamratten einen Zuckerrübenschlag angefressen. Jetzt sucht die Gemeinde einen Fänger für die Nager. "Die Landwirte haben berichtet, dass die Zahl der Tiere an der Elsenz zunimmt", erklärt Hauptamtsleiter Stefan Salen. Vermutlich sei das nur die Spitze des Eisbergs: "Da muss man was tun."
Per Anzeige sucht die Verwaltung nun jemanden, der sich um das Problem am Bach kümmern will. Anfragen gebe es bereits, so Salen, in der kommenden Woche soll eine Auswahl getroffen werden. Wer den Minijob haben will, muss vorher eine Schulung in der Landesjagdschule in Dornsbach im Landkreis Konstanz absolvieren. Einmal im Jahr werden dort einen Tag lang Bisamrattenfänger ausgebildet. "Der Kurs ist immer ausgebucht", sagt Sekretärin Martina Jegler. Den Teilnehmern werde zum einen die Verwendung der Fallen erklärt, zum anderen gehe es um die rechtlichen Hintergründe der Jagd.
Tierschutz "Die Tiere sollen nicht qualvoll verenden", betont Salen. Ertrinken beispielsweise dürfen Bisamratten laut Tierschutz nicht. Einer, der sich damit auskennt, ist Gustav Benz. Der Adelshofener fängt die rund 35 Zentimeter großen Nager seit mehr als 20 Jahren. Als Bauhofmitarbeiter der Stadt Eppingen wurde er einst zum Bisamrattenfänger ausgebildet, aber auch im Ruhestand betreibt der 77-Jährige die Jagd weiter. Rund 40 Tiere hat er im vergangenen Jahr in der Fachwerkstadt und den Stadtteilen in die Falle gelockt. Immer mit Äpfeln − "Bisamratten sind reine Vegetarier", erklärt Benz.
Rund 700 Kilometer fährt er im Jahr, um die Fallen zu verteilen. Früher seien es noch mehr Tiere gewesen, erinnert er sich: "Momentan nimmt es nicht zu", schließt Benz aus seinen Beobachtungen. Unterwegs ist er nicht nur an Elsenz und Leinbach, auch Nebengewässer ziehen die Bisamratten an. Auch dort stellt Benz immer wieder seine Schlagfallen auf. Die toten Tiere entsorgt er in einem Container, den eine Abdeckerei abholt.
Bezahlung Bezahlt wird der Bisamrattenfänger nach Erfolg − fünf Euro zahlt die Stadt Eppingen für jede tote Bisamratte. Früher habe man die Schwänze am Ende des Jahres zur Abrechnung ins Rathaus getragen, heute reiche eine Auflistung, sagt Ordnungsamtsleiter Günter Brenner. Rattenschwänze liegen auf seinem Schreibtisch keine mehr. Auch Ittlingen werde vermutlich nach Stückzahl vergüten, so Kämmerer Salen. So habe man es zumindest mit dem Bisamtrattenfänger gehalten, den die Kommune vor einigen Jahren beschäftigt hat.
Erfahrung Etwas Erfahrung gehört allerdings schon zum Geschäft. Im ersten Jahr habe er nur wenige Tiere geschnappt, erinnert sich Jäger Gustav Benz. Inzwischen identifiziert er die Spuren schnell, ein Fernglas habe er immer im Auto liegen, verrät der Adelshofener. An kleinen Gängen an den Uferböschungen der Eppinger Gewässer erkennt der Rentner die Spuren der Nager. "Man muss sich aber damit auskennen", sagt Gustav Benz.
Bis zu sieben Meter lange Gänge graben die Tiere unter der Erde, an deren Ende buddeln sie Hohlräume von bis zu einem Meter Durchmesser aus. So unterhöhlen die Tier die Uferbefestigung und richten großen Schaden an. Für die Landwirte ist es außerdem ein Ärgernis, dass die nachtaktiven Vertreter der Wühlmaus-Familie sich auf die Felder wagen und dort Nahrung suchen. Weitere große Schäden wie in Ittlingen seien beim Kreisbauernverband allerdings bisher noch nicht gemeldet worden, sagt Geschäftsführer Jan Schwarting.
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