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Gemmingen
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Malen in der Mahlstube

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Wo jahrhundertelang die Mühlsteine arbeiteten, wird jetzt der Pinsel geschwungen. In der alten Mahlstube der Stebbacher Mühle hat Hinrich Zürn sein Atelier eingerichtet und damit einen Lieblingsplatz gefunden.

Von Tanja Ochs
Im Garten hinter der Stebbacher Mühle hoppeln die Hasen durchs Gras.
Im Garten hinter der Stebbacher Mühle hoppeln die Hasen durchs Gras.  Foto: Ochs

90 Quadratmeter zwischen Sandsteinmauern für Malerei und Bildhauerei am Fuße der Burg Streichenberg.

Hier ist er zu Hause: "Mein Heimatbegriff ist eng", gibt er zu, nicht Gemmingen oder der Kraichgau fallen ihm zuerst ein - sondern die Mühle und der Wald drumherum. Hier hat er die Möglichkeit, sich zu entfalten: "Ich brauche den Freiraum", sagt Zürn. Die Freiheit, morgens erstmal zwei Stunden Holz zu hacken, wenn das Wetter schön ist, oder abends lange zu malen. Die Idylle fernab der Hauptverkehrsstraßen biete Lebensqualität für alle - spielende Kinder und kreative Köpfe.

Zwischen Steinbruch und Schloss Schomberg hat sich der 44-Jährige mit seiner Familie eingerichtet: "Das hat sich so ergeben." Er ist schon in der Mühle aufgewachsen, war jedoch nach dem Abitur zwölf Jahre in der Welt unterwegs, hat in Saarbrücken und Frankreich studiert, in Madrid gelebt. Die erste eigene Ausstellung brachte den Maler zurück in die Region.

 Foto: DESC-R

Am Streichenberg blieb die Familie schließlich vor allem wegen des Hauses. "Das hat Charme", sagt der Besitzer. Ein altes Haus symbolisiere Veränderung: "Man ist einer von vielen." Immerhin gab es laut Überlieferung an Ort und Stelle seit dem 14. Jahrhundert eine Mühle, das heutige Gebäude am Bach datiert zum Teil aus dem 17. und 18. Jahrhundert.

Hier wachsen Hinrich Zürns vier Kinder mit Eltern und Großeltern unter einem Dach "bewusst ländlich" auf. Mit einem Gemüsegarten, Hund und Hühnern, dafür ohne Fernseher und Smartphone. Wenn morgens alle aus dem Haus sind, macht sich der Künstler an die Arbeit. Der Tag sei eng getaktet, angepasst an den Rhythmus der Familie. "Aber ich bin freier als andere", weiß der Gemminger. Die Kunst gebe viel zurück, und er sei dankbar, von ihr leben zu können.

Hinrich Zürn malt vor allem abends gern in seinem Atelier, der Morgen gehört in der Regel der Schreibtischarbeit.
Fotos:Tanja Ochs
Hinrich Zürn malt vor allem abends gern in seinem Atelier, der Morgen gehört in der Regel der Schreibtischarbeit. Fotos:Tanja Ochs  Foto: Ochs
 
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