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Ländliche Genossenschaften sehen sich im Aufwind

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Badischer Dachverband legt positive Bilanz für 2006 vor - Trend zu Fusionen hält an

Von Alexander Hettich
Herbert Schindler (links), Gerhard Roßwog und Günther Junker vom Genossenschaftsverband mit KRZ-Sprecher Jürgen Freudenberger (Zweiter von rechts).Foto: Hettich
Herbert Schindler (links), Gerhard Roßwog und Günther Junker vom Genossenschaftsverband mit KRZ-Sprecher Jürgen Freudenberger (Zweiter von rechts).Foto: Hettich

Eppingen - Getreidepreise ziehen an, das Geschäft mit Landmaschinen floriert, und auch bei den Winzern zeigt der Absatztrend leicht nach oben: Die ländlichen Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften in Baden haben 2006 steigende Umsätze verzeichnet. Das Fusionskarussell dreht sich weiter.

Milliardenumsatz „Die Genossenschaften sind eine der tragenden Säulen der badischen Wirtschaft“, sagte Gerhard Roßwog, Vorstandschef des Badischen Genossenschaftsverbands (siehe Stichwort), gestern beim Bilanzgespräch in den Räumen des Kraichgau Raiffeisen Zentrums (KRZ) in Eppingen. Das KRZ mit einem Jahresumsatz von 95 Millionen Euro ist eines der Schwergewichte unter den 286 ländlichen Genossenschaften im Landesteil, in denen sich Getreideerzeuger, Obst- und Gemüsebauern, Winzer, Milch- und Fleischerzeuger oder Blumengärtner zusammengeschlossen haben. Deren Gesamtumsatz ist im Vorjahr um 7,4 Prozent auf knapp 1,5 Milliarden Euro geklettert.

Auch wenn die erfassten Getreidemengen zurückgingen, beflügelten die gestiegenen Weltmarktpreise das Geschäft. Alternative Energieträger wie Holzpellets verkaufen sich blendend und weisen beim Umsatz zum Teil hohe zweistellige Wachstumsraten auf. Auch der Absatz von Landmaschinen und Erstatzteilen entwickelt sich aus Sicht der Warengenossenschaften mit einem Umsatzplus von fast 28 Prozent erfreulich.

Sorgenkind Milch Die badischen Winzer brachten 2006 fast 90 Millionen Liter Rebensaft unter die Leute. Allerdings gingen die Erlöse auf den Liter umgerechnet leicht zurück, weil ein steigender Anteil des Weines bei Discountern über die Ladentheke geht. „Die Milchwirtschaft“, so Roßwog, „ist etwas unser Sorgenkind.“ Hier gingen die Erlöse weiter zurück. Der Vorstandsvorsitzende sieht aber „einen Silberstreif am Horizont“, weil sich eine große Milchnachfrage aus Südeuropa abzeichne. Auch im Verhandlungspoker mit der Supermarktkette Aldi hätten die Milchbauern bessere Preise als im Vorjahr durchsetzen können. Forderungen der Verbände, die pro Liter Milch einen Erzeugerpreis von 40 Cent ins Visier genommen haben, hält Roßwog gleichwohl für wenig realistisch.

Bei den Genossenschaften setzt sich der Trend zu größeren Strukturen fort. So schloss sich im Vorjahr etwa das Lagerhaus Wertheim mit der Karlsruher Zentralgenossenschaft Raiffeisen zusammen. Weitere Fusionen werden folgen, so die Einschätzung des Verbandsdirektors, der insbesondere auch die Winzer ermutigen will, sich zu schlagkräftigeren Einheiten zusammenzutun.

Neugründungen Während einerseits Genossenschaften durch Fusion verschwinden, entstehen an anderer Stelle neue. „Das Gründungsinteresse nimmt zu“, beobachtet Herbert Schindler, der beim Verband für die so genannten gewerblichen Genossenschaften zuständig ist. Hierzu zählen etwa die Bäcker-, Fleischer-, Schreiner- oder Taxigenossenschaften. Weil gesetzliche Hürden weggefallen sind, sei die Gründung einer Genossenschaft für die unterschiedlichsten Berufsgruppen interessant. Auch Einrichtungen wie Hallenbäder, die bislang aus öffentlichen Mitteln finanziert wurden, ließen sich durch bürgerschaftliches Engagement als Genossenschaften unterhalten. „Den Kommunen“, glaubt Schindler, „bieten sich zahlreiche Möglichkeiten.“

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