Kritische Fragen nach der Überschwemmung des Eppinger Gartenschaugeländes
Im Technischen Ausschuss ist eine Debatte über das Hochwassermanagement gestartet. Schließlich blickt man sorgenvoll auf das Gartenschaujahr. Warum ein Hochwasser-Überlaufbecken an der Raußmühle im Mittelpunkt des Interesses steht.

Ein Tag nach der Überschwemmung der Elsenzauen in Eppingen mit Teilen des Gartenschaugeländes ist beinahe wieder Normalität eingekehrt. Doch die Debatte über Konsequenzen aus dem Vorfall hat gerade erst begonnen. Noch am Abend des Unglücks gab es im Technischen Ausschuss kritische Fragen zum Hochwassermanagement.
Die Feuerwehr hat bereits am Dienstagabend Personal und Pumpen abgezogen, die Anrainer der überschwemmten Bereiche der Elsenzaue machen Handyfotos zur Erinnerung. Besonders viel Wasser steht noch östlich der "Wassernase", das ist der Zusammenfluss von Hilsbach und Elsenz. Hier hält der Landwirtschaftsbetrieb Schlimm 800 Hühner in einem mobilen Stall. Glücklicherweise sind alle Tiere wohlauf.
Dies liegt vor allem an dem aufgeschotterten Podest, auf dem der Stall aufgestellt ist. "Das hat mein Mann vor Jahren gebaut, weil wir hier immer wieder Wasser auf der Wiese haben", berichtet Landwirtin Andrea Schlimm. Das Auslaufgehege indes steht noch unter Wasser.
Warum wurde nur 20 Prozent der Speicherkapazität genutzt?
Das Hochwasser ist Dienstagabend auch Thema des Technischen Ausschusses der Stadt, kritische Fragen werden gestellt. Zunächst fasst Bürgermeister Peter Thalmann die Lage zusammen: Das Schwerwetterereignis sei mit der Katastrophe von 2016 nicht vergleichbar. Es habe sich um einen Dauerrregen gehandelt, mit Starkregenepisoden. In einigen Straßenzügen, etwa an der Poststraße, hätten sich Keller gefüllt. Thalmann spricht von Hinterlandwasser und einem überforderten Kanalsystem, Die Hochwasser-Rückhaltesysteme allerdings hätten sich bewährt. So sei das Hochwasser-Rückhaltebecken an der Raußmühle nur zu 18 Prozent in Anspruch genommen worden. Es biete reichlich Reserven.
Das Umspannwerk, das nur aufgrund einer massiven Pumpaktion vor der Flutung geschützt werden konnte, sei allerdings einer der neuralgischen Punkte, mit denen man sich befassen müsse. Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Gemeinderat, Hartmut Kächele, will wissen, warum das Vorfluterbecken nur zu einem Fünftel gefüllt wurde, während das Gartenschaugelände teilweise geflutet wurde. "Hätte man nicht mehr Wasser zurückhalten müssen?"
Welche Rolle ein Computerprogramm bei Hochwasser spielt

Laut Thalmann hat der "Zweckverband Hochwasserschutz im Einzugsbereich Elsenz/Schwarzbach" das Wasser wie großräumig vorherberechnet durch Eppingen hindurchgeleitet. Dies geschehe computergesteuert anhand hydrologischer Berechnungen. So gehe es etwa darum, zwischen Eppingen und der Elsenzmündung in Neckargemünd so viel Wasser hindurchzuleiten, "wie es schadlos möglich ist, und ohne die Unterlieger zu gefährden".
Den Schieber am Hochwasser-Überlaufbecken Raußmühle stärker zu regulieren, berge die Gefahr, dass das Becken überlaufen könne, erläutert der Bürgermeister. Mit der Folge, dass anschließend das Wasser in Größenordnungen abgelassen werden müsse, mit noch unkontrollierbaren Folgen, als eingetreten. "Was ist im kommenden Gartenschaujahr, wir müssen ja jetzt mit solchen Regenereignissen immer rechnen?", setzt Kächele nach.

"Kann man das Computerprogramm für die Regler im Hochwasserbecken im Gartenschaujahr ändern?" Thalmann verspricht, die Lage anhand der aktuellen Messungen neu zu bewerten und eventuelle Anpassungen vorzunehmen. Gegenüber der Kraichgau-Stimme ergänzt er: "Für die Gartenschau 2022 werden anhand der am Dienstag festgestellten Einstauhöhen Standortoptimierungen vorgenommen und selbstverständlich Erfahrungen in die Gefahrenabwehr mit einfließen."
Wer für das Management bei Hochwasser zuständig ist
Die Steuerung der Hochwasserrückhaltebecken liegt in der Zuständigkeit des Hochwasserzweckverbandes Elsenz-Schwarzbach. Die Hochwasserschutzkonzeption ist überörtlich angelegt und wirkt im Falle Eppingen bis zur Elsenzmündung in Neckargemünd. Hierzu sind Berechnungen erstellt und die Ortslagen entsprechend ausgebaut. Dies ist auch Grundlage der wasserrechtlichen Genehmigung für die Renaturierung der Elsenz und für das Gartenschaugelände.