Kleine, aber feine Feiern bei Faschingsumzügen in Heinsheim und Hüffenhardt
Der Straßenfasching in Heinsheim und Hüffenhardt beendet die tollen Tage. Bei Nieselregen verstecken sich viele Kostümierte unter Regencapes.

Klein, aber fein, das sind die beiden Umzüge in Heinsheim und Hüffenhardt, die am Faschingsdienstag traditionell die letzten Stunden der fünften Jahreszeit einläuten. In beiden Orten geht es familiär zu, man kennt sich, man schätzt sich und kommt gerne.
20 Gruppen begrüßt Wolfgang Brell in Heinsheim. Brell ist ein Urgestein des Umzugs und gibt seit vielen Jahren den Zugmarschall. Doch bei einer Frage muss der als "Entenpfleger" bekannte Brell passen: Wie lange es den Umzug schon gibt? Brell überlegt: "Der Verein wurde 1966 gegründet, und vermutlich gab es den Umzug von Anfang an." Oder vielleicht, springt ein anderer Karnevalist Brell zur Seite, ist der Umzug auch älter, denn der Fasching in Heinsheim habe mit einem Umzug und einem ungeordneten Straßenfasching begonnen, der in die Gründung des Vereins mündete.
Bei den Waldschraten der Gassanarre ist alles im grünen Bereich
Nach diesem Ausflug in die Historie ist Brell als Zugmarschall gefragt. "Welche Nummer haben wir?", fragen die Gassanarre aus Bad Rappenau. Wie Waldschrate sehen die Karnevalisten aus, die Gesichter sind in einem grünen Grundton geschminkt und erinnern ein bisschen an "The Munsters", die Titelhelden einer amerikanischen Comedyserie aus den 1960er Jahren. "Ihr habt Platz Nummer 19" informiert Brell und erntet breite Zustimmung. "Hauptsache in der Nähe einer Musik", freut sich die Gruppe: "Das ist wichtig, wenn man keine eigene Musik dabeihat."
Für den guten Ton sorgt die Landjugendfanfarengilde aus Bad Rappenau. "Irgendwie sind wir schon froh, wenn Fasching vorbei ist", gibt Volker Schramm zu. Er ist Frontmann der Musiker, die sich mit ihren Naturinstrumenten ohne Ventile der mittelalterlichen Fanfarenmusik verschrieben haben. "Wir waren beim Ordensball in Obergimpern und sind bei den Umzügen in Bad Rappenau, Bad Wimpfen, Obergimpern und jetzt in Heinsheim mitgelaufen." Ein strammes Programm für die Musiker, die das ganze Jahr unterwegs sind: "Wir sind keine Faschingsmusik, wenngleich wir bei diesen Veranstaltungen versuchen, mittelalterliche Musik zu spielen, die zu Fasching passt."
Schramm und seine Kollegen sind aber nicht nur froh, dass der Umzugsstress nun vorbei ist, sondern auch, "dass wir in diesem Jahr wirklich Glück mit dem Wetter hatten und nirgends nass geworden sind". Das Wetter, es ist in Heinsheim immer ein Thema: In den vergangenen Jahren gab es die ganze Klaviatur der winterlichen Wettererscheinungen, von kalt und windig bis hin zu Dauerregen. In diesem Jahr segeln die Narren, die nächstes Jahr ihren 55. Geburtstag feiern, mit "Karla", dem sturmerprobten Narrenschiff, in ruhigem Wetter.
Bei Nieselregen verstecken sich viele Kostümierte unter Regencapes

Ruhiges und vor allem trockenes Wetter, das hätten sich die Narren in Hüffenhardt gewünscht. Einmal mehr hatte der Himmel aber seine Schleusen geöffnet und schickte nasskalten Nieselregen. Deshalb verschwanden die schönen Kostüme der Gardemädchen unter wärmenden und regenabweisenden Capes, Regenschirme schützten die Kopfbedeckungen. "Jedes Jahr das Gleiche", stöhnte Kerstin Stiefel: "Wir kommen mit unseren Kindern gerne zu dem Umzug, da er klein ist und nicht so lange, so dass die Kinder das aushalten, aber jedes Jahr haben wir das Pech, dass es regnet."
Cornelia Schweitzer ist zum ersten Mal dabei. Aus Helmstadt ist sie mit ihren beiden Kindern gekommen und gesteht: "Eigentlich wollten wir uns den Umzug in Gundelsheim anschauen. Aber als wir das Wetter gesehen haben, haben wir spontan hier angehalten."
Bereut hat die Familie die spontane Planänderung nicht: "Es ist toll, was in so einem relativ kleinen Ort los ist", staunt sie und verspricht: "Bestimmt kommen wir im nächsten Jahr wieder."