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Jetzt sind Eppingen und Gemmingen in Sachen Stadtbahn am Zug

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Über den zweigleisigen Ausbau der S4-Strecke bei Leingarten entscheiden Eppingen und Gemmingen mit. Dass eine der beiden Kommunen ausschert, ist nicht zu erwarten, kommentiert Alexander Hettich. Für Gemmingen ist das Projekt allerdings besonders teuer.

Einst werfen Eppinger ihre Post vom Bahnsteig aus direkt in den Zug. Bald dürfte die Fachwerkstadt grünes Licht für den Bahnausbau geben.
Einst werfen Eppinger ihre Post vom Bahnsteig aus direkt in den Zug. Bald dürfte die Fachwerkstadt grünes Licht für den Bahnausbau geben.  Foto: privat

Eppingen ist eine Eisenbahnstadt. Dieser Tage stand ein wichtiges, wenngleich nicht ganz rundes Jubiläum an. Vor 140 Jahren ging die Kraichgaubahn auf dem badischen Abschnitt zwischen Karlsruhe und der Fachwerkstadt in Betrieb. Ein Jahr später folgte der Lückenschluss nach Heilbronn. Nach wechselvoller Geschichte ist die Kraichgaubahn heute eine der zentralen Achsen im Nahverkehr der Region. Hier fährt die Stadtbahn, von der Eppingen seit 1997 profitiert.

So alt wie die Stadtbahn, die mit ihrer Kombination aus Innenstadt- und Überlandverkehr eine Weltpremiere darstellte, sind die Klagen über Unzuverlässigkeit und Unpünktlichkeit. Zentraler Grund der Misere ist neben Personalengpässen und Mangel an Wagenmaterial die Tatsache, dass die Kraichgaubahn weitgehend eingleisig ist. Das soll nun zumindest auf einem Teilabschnitt zwischen Schwaigern und Leingarten behoben werden.

Eppingens Beitrag vergleichsweise gering

Kommt hier auf knapp 3,2 Kilometern Länge ein neuer Schienenstrang, könnten viele Probleme gemildert werden, da sich heute Verspätungen aufschaukeln und das ganze System durcheinanderbringen. Das Projekt kostet 16 Millionen Euro, und die Kommunen sind mit im Boot. Laut dem Finanzierungsvertrag von 1995 hat jede Anrainergemeinde zwischen Eppingen und Heilbronn ihren Beitrag zu leisten. Im Falle von Eppingen sind das knapp 358.000 Euro, über die der Gemeinderat am kommenden Dienstag zu befinden hat. Das ist eine recht übersichtliche Summe, könnte man meinen, wenn dafür auch Eppinger Pendler von der Plage ständiger Verspätungen befreit werden. Es ist kaum vorstellbar, dass gerade die Bahnstadt Eppingen das Vorhaben ausbremst.

Eines der Kapitel im bemerkenswerten Buch, das Ulrich Merz über "Eppinger Eisenbahngeschichte(n)" geschrieben hat, ist der Bahnpost gewidmet. Eppinger Bürger standen am Bahnsteig und warfen ihre Briefe mit Ziel Heilbronn durch einen Schlitz in den Zug. Aller Voraussicht nach geht bald folgende Nachricht aus Eppingen Richtung Heilbronn, wenn auch nicht mehr in Postsäcken: Grünes Licht für den Ausbau.

Großer Teil der Strecke auf Eppinger Gebiet

Deutlich schmerzhafter ist die finanzielle Belastung für Gemmingen. Laut der Verträge bemisst sich der Obolus am Anteil der Strecke, der über die eigene Gemarkung führt. Gemmingen ist hier zwischen Eppingen und Heilbronn mit rund einem Viertel dabei und muss mehr als 900.000 Euro aufbringen, fast soviel wie jeweils in Schwaigern und Leingarten. Umgerechnet auf den einzelnen Einwohner ist das für Gemmingen mehr als zehnmal so viel wie für Eppingen.

Trotzdem ist auch aus Gemmingen, wo der Gemeinderat am Donnerstag über das Thema diskutiert, kein Widerstand zu erwarten. Man stehe zu den Verträgen, ist aus der Gemeinde zu hören. Denn schließlich ist man sich auch dort der Vorteile der Stadtbahnanbindung bewusst.

Historische Rolle rückwärts

Gleis rein, Gleis raus, jetzt wohl bald Gleis rein. Im Rückblick wirkt die Entwicklung auf der Kraichgaubahn absurd. Fast die ganze Strecke war ursprünglich zweigleisig, dann riss man die Schienen raus. Die Strecke war sogar mehrmals von der Stilllegung bedroht. Heute, da der Schienenverkehr als Alternative zum Auto wieder höher im Kurs steht, wäre man über jeden zweigleisigen Abschnitt dankbar. Kennt man den Kontext, fällt das Urteil gnädiger aus. Jede Entscheidung ist ein Kind ihrer Zeit. Hier empfiehlt sich ein Blick in das Buch von Ulrich Merz.

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Kommentare

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Fritz Gommlich am 18.10.2019 15:07 Uhr

Man sollte das Geld bei der Bahn wieder zurückholen,denn die haben den ganzen Zirkus eingebrockt,rei -raus,so eine Dummheit kann nur die Bahn veranstalteten.

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