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Jetzt auch Eppingen betroffen: Immer mehr Bauwillige machen den Rückzieher

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Nur jeder dritte angebotene Bauplatz findet einen Käufer. Die Vermarktung von Parzellen im Eppinger Stadtteil Elsenz verläuft schleppend. Inzwischen sorgt sich Baubürgermeister Peter Thalmann um die Zukunft von Handwerk und Baugewerbe in der Region.

Sehnsuchtsort für Bauwillige: Areal Wolfsgasse II in EIsenz. Hier hat die Stadt Eppingen 51 Bauparzellen überwiegend für Einfamilienhäuser erschlossen.
Foto/Archiv: Kühl
Sehnsuchtsort für Bauwillige: Areal Wolfsgasse II in EIsenz. Hier hat die Stadt Eppingen 51 Bauparzellen überwiegend für Einfamilienhäuser erschlossen. Foto/Archiv: Kühl  Foto: Kühl

Bauland ist im Landkreis Heilbronn eine begehrte Ware, doch für immer mehr Menschen unerreichbar. Das spürt jetzt auch die Große Kreisstadt Eppingen. Im Neubaugebiet Wolfsgasse II in Elsenz bleibt die Stadt auf jeder dritten angebotenen Bauparzelle sitzen. Solches war in Eppingen und anderswo im Heilbronner Umland bis vor zwei Jahren noch undenkbar. Wer konnte, schlug zu. "Niedrige Zinsen machten die Finanzierung tragbar. Die Folge: Ein Bauboom hielt gut zehn Jahre lang an", erinnert sich Eppingens Baubürgermeister Peter Thalmann.

In den Kommunen waren während des Immobilienbooms Wartelisten üblich, Grundstücke wurden meistbietend versteigert. Wo das Windhundprinzip zur Anwendung kam, waren die Grundstücke binnen weniger Stunden weg, wie beim Neubaugebiet Kürnbacher Weg in Sulzfeld.

Welche Folgen die Kaufzurückhaltung bei Immobilien für Eppingen hat

Und jetzt? "Gefragt sind die Grundstücke noch immer, aber aufgrund der gestiegenen Kosten und Zinsen für immer weniger Familien bezahlbar", so Thalmann. In Eppingen sind von den 15 aktuell angebotenen Bauparzellen in Elsenz sechs nicht nachgefragt, beziehungsweise zurückgegeben worden.

Für die Stadt bedeutet die Kaufzurückhaltung: Es fehlen Einnahmen, die benötigt werden, um die millionenschweren Vorleistungen, die bei der Erschließung erbracht wurden, wettzumachen. Bei der Haushaltseinbringung hatte die Stadt noch mit Erlösen aus Verkäufen von Bauplätzen in Höhe von 5,3 Millionen Euro kalkuliert. Diese Zielmarke dürfte Makulatur sein.

"Wer soll in Zukunft unsere Bauleistungen erbringen?"

Die Flaute auf dem Immobilienmarkt wirkt sich auch in anderer Weise auf den Haushalt der Stadt Eppingen aus: Die Einnahmen aus der Grunderwerbssteuer fallen niedriger aus, als geplant. Dies wurde als einer der Gründe für die Aufstellung eines Nachtragshaushaltes im Sommer genannt. "Eine Stadt der Größenordnung Eppingens kann das verkraften, wir müssen in Immobilienfragen langfristig denken", meint der Baubürgermeister dazu. Die liegengebliebenen Grundstücke seien ja nicht verloren, sondern würden eben später verkauft. Was Thalmann umtreibt, sind die Folgen für die Bauindustrie. Halte die Flaute an, könnten immer mehr Unternehmen in Schieflage geraten, handwerkliche Kompetenzen auf Dauer verschwinden: "Wer soll denn in Zukunft unsere Bauleistungen erbringen, wenn es keine Firmen und Fachkräfte mehr gibt?"

In das Neubaugebiet II und III investiert Eppingen rund 2,5 Millionen Euro für die Erschließung und Baukosten. Spatenstich von Wolfsgasse II war im März vorigen Jahres. 51 Grundstücke sind hier entstanden oder geplant. Um die Nachfrage möglichst langfristig bedienen zu können, wirft die Stadt die Parzellen nicht alle auf einmal auf den Markt, im Gegenteil: "Wir reagieren auf die Kaufzurückhaltung, indem wir die Tranchen verkleinern", so Thalmann.

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