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Im Ruhestand bleibt Walter Ludwig in Rufweite

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Für den evangelischen Pfarrer von Elsenz beginnt Ende August ein neuer Lebensabschnitt - Sehr enger Kontakt mit Bevölkerung

Von Daniel Hagmann
Nach vier Stationen und über drei Jahrzehnten geht Pfarrer Walter Ludwig in Ruhestand und verlässt Elsenz in Richtung Knittlingen. (Foto: Daniel Hagmann)
Nach vier Stationen und über drei Jahrzehnten geht Pfarrer Walter Ludwig in Ruhestand und verlässt Elsenz in Richtung Knittlingen. (Foto: Daniel Hagmann)

Von Daniel Hagmann

„Als ich am 27. August 1996 in Elsenz begann, sagte ich scherzhaft: In zehn Jahren ist Schluss. Jetzt passt das auf den Tag genau mit meinem Abschiedsgottesdienst“, grinst Pfarrer Ludwig.

Der 64-Jährige ist gelernter Schlosser und übte diesen Beruf von 1956 bis 1966 in seinem Geburtsort Maulbronn sowie in der Schweiz aus. Ein Tag vor dem Ausbildungsbeginn in der Meisterschule in Zürich kam es nach Ludwig „zu einem Einschnitt ins persönliche Leben. Dies stellte mir die Frage: Ist das der Weg oder nicht?“ Im Laufe der folgenden 24 Stunden festigte sich der Gedanke, Pfarrer zu werden. „Das ist meine Berufung.“

Nähere Angaben zu diesem „brutalen Ereignis“, was die plötzliche Sinneswandlung auslöste, möchte Ludwig nicht machen. „Nicht einmal meine Frau weiß Bescheid“, sagt er zurückhaltend.

Im Laufe seiner Tätigkeit wurden dem Pfarrer auch Probleme der Kirche offensichtlich: „Die mittlere Generation ist immer weniger im Gottesdienst zu sehen.“ Die Gründe scheinen auf der Hand zu liegen: „Die Kirche sollte offener auf Fragestellungen eingehen und muss sich deutlich weniger abgehoben präsentieren.“ So war es für Ludwig stets wichtig, am sozialen Leben der Gemeinde teilzunehmen, Feste zu besuchen und der Bevölkerung als Mensch zu begegnen. „Ich bin sehr froh, einen bürgerlichen Beruf erlernt zu haben. So weiß ich, wie das Volk schafft, man ist einfach nah am Pulsschlag der Leute.“ Im Laufe seiner Amtszeit handelte Ludwig stets nach dem Grundsatz „Will das Volk nicht zur Kirche, muss die Kirche zum Volk kommen.“

Neben seiner Tätigkeit als evangelischer Gemeindepfarrer gab Ludwig in der Elsenzer Grundschule und am Gymnasium Eppingen Religionsunterricht. „Probleme mit Schülern hatte ich überhaupt nie. Vor allem in meinen letzten Jahren als Lehrer wurden die Schüler dem Glauben gegenüber immer offener und interessierter.“

Schwer fällt Ludwig sein Abschied nicht: „Irgendwann muss Schluss sein. Aber eigentlich bin ich Pfarrer auf Lebenszeit.“ Schon im September seien vier Trauungen geplant. Häufig werde er von ehemaligen Schülern um den kirchlichen Segen bei deren Hochzeit gebeten.

„In zwei Wochen bin ich i.R. In meinem Fall heißt das aber nicht unbedingt in Ruhestand, sondern eher in Rufweite“, scherzt Ludwig.

Momentan ist der Pfarrer noch mit seinem Umzug nach Knittlingen beschäftigt. Vor allem freut er sich nun darauf, endlich Dinge zu tun, die bisher zu kurz kamen. „Ich werde auf jeden Fall reisen, sehr viel lesen und in meiner Werkstatt arbeiten.“

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