Hochwasser vor 25 Jahren: Eine Region versinkt in den Fluten
Im Dezember 1993 und im Sommer 1994 führen Hochwasser zu sehr starken Schäden im Kraichgau. Die Wut bei den Betroffenen war so groß, dass die Städte und Gemeinden die Kooperation voranbrachten.

Um private Häuser, Firmen und öffentliche Einrichtungen vor Hochwasser zu schützen, kooperieren die Städte und Gemeinden im Kraichgau über den Zweckverband Hochwasserschutz Einzugsgebiet Elsenz-Schwarzbach miteinander. Damit Bürgermeister und Gemeinderäte aber tatsächlich über die Ortsgrenzen hinaus ihre Bauwerke aufeinander abstimmen und auf Zusammenarbeit setzen, brauchte es zwei starke Hochwasser.
Eines traf den Kraichgau an Weihnachten 1993, das zweite folgte ein halbes Jahr später. 25 Jahre später ist der Hochwasserschutz in der Region nicht abgeschlossen, unter anderem sollen bei Eppingen noch drei weitere Becken entstehen.
In der Stimme hieß es: Eine Region versinkt in den Fluten
Die Schlagzeilen der Stimme rufen ein Vierteljahrhundert später die dramatischen Tage an Weihnachten 1993 in Erinnerung. "Eine Region versinkt in den Fluten", hieß es damals. In ersten Schätzungen ging das Landratsamt Heilbronn von Schäden in einer Größenordnung von einigen Millionen Mark aus.
Wettermelder war von den Regenmassen überrascht

Gut sechs Monate später ein ähnliches Bild: Wasser an Stellen, die eigentlich trocken sein sollten. 77,9 Liter Regen prasselten in Eppingen in drei Stunden nieder, schrieb Stimme-Redakteur Peter Boxheimer. Ihm erzählte damals der Wettermelder Willi Funk: "Das ist die zweitgrößte Menge, die ich jemals gemessen habe." Fünf Zentimeter hoch habe bei ihm das Wasser auf dem Rasen gestanden. "Ich dachte, ich sehe nicht recht."
Üblicherweise regnete es damals so viel im ganzen Juni. "Innerhalb von Minuten wurde aus unserer Straße ein Gebirgsbach", schilderte Günter Zaiß die Situation. Im Gewerbegebiet Weststadt bedeckte eine zehn Zentimeter dicke Schlammschicht das Gelände einer Tiefbaufirma. In Helmstadt starb ein Mann in einem überfluteten Keller.
Drei Tage regnete es am Stück
Gerold Werner, der heute Geschäftsführer des Zweckverbands ist, erinnert sich gut an die beiden Ereignisse. Als Mitglied der Waibstadter Feuerwehr war er im Einsatz. "Am 21. Dezember ging es los", erzählt er. Drei Tage regnete es, die Wassermassen stauten sich auf. "Die Pegel stiegen langsam aber stetig an."
Schließlich liefen Keller voll, Straßen standen unter Wasser, die Einsatzkräfte rückten aus, um die Anwesen leerzupumpen. "Es waren schon große Schäden." Doch es brauchte noch ein weiteres Hochwasser, ehe die Politik tatsächlich zu handeln begann. Das kam bereits 1994. "Das war der Wendepunkt", erzählt Gerold Werner." "Jetzt konnte es niemand mehr auf die lange Bank schieben."
Bei Versammlung herrschte eine "explosive Stimmung"

Hausbesitzer waren außer sich, Firmen wieder beschädigt. In Waibstadt gab es eine große Versammlung, es habe eine explosive Stimmung geherrscht. "Die Bürgermeister waren in der Defensive", erzählt der Verbandsgeschäftsführer. Und auch das Regierungspräsidium in Karlsruhe machte Druck, dass es zu einer überregionalen Lösung kommt.
Die nächsten Becken stehen im Raum
Das überregionale Konzept des Verbands hat sich bewährt, ist aber vermutlich nie abgeschlossen. Als der Deutsche Wetterdienst seine Regendaten aktualisierte, mussten Becken neu berechnet werden. Neue Standorte kamen hinzu, beispielsweise schützen nun zwei Becken den Bad Rappenauer Stadtteil Wollenberg und die dahinterliegenden Orte.
Bei Richen soll ebenfalls ein Bauwerk entstehen. Zusätzlich sind zwei weitere auf Eppinger Gemarkung vorgesehen: Maßnahmen in Rohrbach sowie in Richtung Kleingartach sind in Arbeit. "Wir wollen in die Planung einsteigen", verspricht Werner.