Hexenkessel-Fall: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage
Fast Sechs Monate ist es her, seit eine junge Frau bei einem Eppinger Faschingsumzug in einem Kessel mit heißem Wasser schwer verbrüht wurde. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Heilbronn Anklage wegen fahrlässiger Körperverletzung gegen einen 32-Jährigen erhoben.

Wie die Behörde am Montag mitteilte, ist der Mann Mitglied der Gruppierung „Bohbrigga Hexenbroda“. Die Maskengruppe kommt aus dem Ort Kraichtal-Bahnbrücken (Landkreis Karlsruhe).
Die Gruppe führte beim Eppinger Nachtumzug am 3. Februar einen Bollerwagen mit sich, auf dem ein Kessel mit brühend heißem Wasser transportiert wurde. Den Ermittlern zufolge soll der als Hexe maskierte Beschuldigte die 18-jährige Besucherin, die von einem Zuschauer Richtung Bollerwagen geschoben wurde, hochgehoben und über den Kessel gehalten haben. Dabei soll ihm die junge Frau entglitten und mit den Beinen in das heiße Wasser geraten sein.
Zeugenaussagen aus Reihen des Publikums hätten es ermöglicht, den 32-Jährigen zu identifizieren, erläuterte Bettina Jörg, Sprecherin der Heilbronner Staatsanwaltschaft, auf Nachfrage von Stimme.de.
Das Verfahren gegen die anderen 18 teilweise maskierten Mitglieder der Gruppierung wurde laut Staatsanwaltschaft eingestellt, da die eindeutige Identifizierung weiterer Tatbeteiligter nicht möglich war und sich der Verdacht der unterlassenen Hilfeleistung nicht bestätigt habe. „Aus der Gruppe heraus wurde niemand belastet“, so Sprecherin Jörg. Die anderen Befragten aus der Hexengruppe hätten entweder geschwiegen oder ausgesagt, dass sie den genauen Hergang nicht mitbekommen hätten.
Hintergrund: Was beim Nachtumzug Eppingen passiert ist
Die Ermittler gehen von einer fahrlässigen Körperverletzung aus. Der Tatbestand der schweren Körperverletzung setze einen Vorsatz voraus. Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft ist die Frau dem Maskierten aber aus den Händen gerutscht. Das Strafmaß bei einer möglichen Verurteilung wegen fahrlässiger Körperverletzung reicht von einer Geldstrafe bis zu drei Jahren Haft.
Die junge Frau aus dem Raum Karlsruhe zog sich schwere Verbrühungen zu, sie wurde mehrere Wochen in einer Stuttgarter Spezialklinik behandelt. Der Fall hatte international Schlagzeilen gemacht. Die Stadt Eppingen ließ offen, ob es den Nachtumzug weiter geben wird.