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Großbaustelle bei Richen: Neuer Hochwasserdamm liegt im Zeitplan

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Zweckverband liegt bei neuem Rückhaltebecken bei Richen im Zeitplan. Umfangreiche Arbeiten sind am Bahndamm nötig. Das Wasserbauwerk soll vor hunderjährlichem Hochwasser schützen. Was zur Zeit vor Ort geschieht:

Schotter aus dem örtlichen Steinbruch dichtet den Bahndamm gegen eindringende Nässe ab und wirkt als Gewicht, damit der Damm nicht aufschwimmt.
Schotter aus dem örtlichen Steinbruch dichtet den Bahndamm gegen eindringende Nässe ab und wirkt als Gewicht, damit der Damm nicht aufschwimmt.  Foto: Kühl, Jörg

Auf Eppingens derzeit größter Baustelle, dem neuen Hochwasser-Rückhaltebecken am südlichen Ortsrand von Richen, geht es dieser Tage eher ruhig, aber keinesfalls tatenlos zu: Spezialisten der Baufirma Amos flechten am künftigen Auslassbauwerk Stahlarmierungen. Die werden für die Betonverschalung benötigt. Das macht keinen Lärm, ist aber für die Standfestigkeit des Bauwerks wichtig. Zuvor hatten riesige Erdbohrer 24 bis zu elf Meter lange Löcher für die Pfahlgründung des Wasserbauwerks in die Tiefe getrieben. "Das Auslassbauwerk muss absolut stabil gebaut werden, damit sich im späteren Betrieb nichts setzen kann", erläutert Bauleiter Henry Liphardt vom Zweckverband Hochwasserschutz im Einzugsbereich Elsenz-Schwarzbach. Die Arbeiten lägen im zeitplan, versichert er.

Neues Hochwasserrückhaltebecken in der Talaue bei Richen: Warum hier am Bahndamm gearbeitet wird

Das Auslassbauwerk ist neben dem 180 Meter langen und bis zu 2,50 Meter hohen Damm das Kernstück. Es sorgt dafür, dass das Wasser der Elsenz mit einer konstanten Menge von 8,2 Kubikmeter pro Sekunde an den Unterlauf abgegeben wird. Im Falle eines Hochwassers würde sich das Wasser an dem Damm südlich in Richtung Kläranlage Eppingen stauen. Das Einstauvolumen beträgt 274.000 Kubikmeter, 187.000 Kubikmeter davon dienen dem eigentlichen Hochwasserschutz. Die verbleibenden 90.000 Kubikmeter werden als Vorfüllung benötigt, um die feuchte Talaue zu schützen.

Die Bahntrasse der S5, die von Eppingen nach Sinsheim führt, grenzt direkt an das künftige Staubecken. Deshalb nutzen die Baufirmen die instandhaltungsbedingte Streckensperrung, um eigene Bauarbeiten durchzuführen. So werden Gewässer-Durchlässe in der Nähe des Aussiedlerhofs Heidelberger und des Bahnhofs Stebbach aufgerüstet, um die Wassermassen eines hundertjährlichen Hochwassers zu meistern.

Warum digitale Messungen nötig sind

Außerdem werden die Flanken des Bahndamms aufgeschottert. Diese sogenannte "Vorschüttung" dient einerseits als Abdichtung gegenüber andrängendem Wasser als auch als "Auflast", also als Gewicht, damit der beiderseits gewässerte Bahndamm nicht aufgeschwemmt wird. Dazu karren Lkw unentwegt Schotter vom nahegelegenen Steinbruch zur Baustelle. Eine Planierraupe bringt das Material entlang des Bahndamms in Position. Mit Hilfe von Sensoren führen Bahnspezialisten während der Bauarbeiten ständig digitale Messungen durch, um etwaige Veränderungen am Bahndamm zu entdecken. "Falls sich hier etwas senkt, müsste die Stopfmaschine kommen und den Damm wieder richten", berichtet Andreas Einhardt, Bahnspezialist auf der Baustelle.

Während der Bauzeit wird der Elsenztalradweg umgeleitet. Nach Ende der Maßnahme wird die Verbindung auf einer neuen Trasse an dem Wasserbauwerk vorbeigeleitet. "Eine Herausforderung ist, das Baufeld trocken zu halten", berichtet Liphardt. Dazu leiten die Ingenieure das Wasser über ausgeklügelten Rohrleitungssysteme und Bypassgräben um das zwei Hektar große Baufeld herum. Nach dem Ende der Arbeiten wird die Elsenz wieder in ihr angestammtes Bett zurückverlegt.

Was im Richen mit der Elsenz geplant ist

Um die Eingriffe in die Umwelt auszugleichen, ist in Richen eine Ersatzmaßnahme vorgesehen: Dort soll die Elsenz, die sich seit Jahrzehnten zwischen Häusern und einem Mühlkanal hindurchzwängt, wieder in ihr altes Bett südlich des Dorfes verlegt werden. Künftig wird der Fluss unter der Flutbrücke am Bahnübergang hindurchfließen. Links und rechts, wo sich heute Grünland befindet, soll die Elsenz, ähnlich wie auf dem Gartenschaugelände in Eppingen, mäandern. Rund sechs Millionen Euro kostet das Vorhaben. 70 Prozent davon trägt das Land Baden-Württemberg, die restlichen 30 Prozent werden von den 23 Mitgliedskommunen des Zweckverbands über Umlagen finanziert.

Der Zweckverband Hochwasserschutz wurde 1993 unter dem Eindruck der verheerenden Hochwasser der Jahre 1993 und 1994 gegründet. Mehr als 300 Millionen Euro Schäden waren damals im Einzugsgebiet von Elsenz und Schwarzbach aufgetreten. Die betroffenen Städte und Gemeinden hatten sich in der Sache zusammengeschlossen. Der Verband strebt nach eigenen Angaben nach Lösungen, die neben dem wasserwirtschaftlichen auch die ökologischen und ökonomischen Aspekte berücksichtigen.

Der Durchlass unter der Bahnlinie S5 wird mit Quadern verstärkt.
Der Durchlass unter der Bahnlinie S5 wird mit Quadern verstärkt.  Foto: Kühl, Jörg
Bauleiter Henry Liphardt vom Zweckverband beaufsichtigt die Arbeiten am Auslassbauwerk. Hier wird die Elsenz künftig kontrolliert abfließen.
Bauleiter Henry Liphardt vom Zweckverband beaufsichtigt die Arbeiten am Auslassbauwerk. Hier wird die Elsenz künftig kontrolliert abfließen.  Foto: Kühl, Jörg
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