Geistige und lukullische Genüsse am Sonntagmittag
Grombach - Grokus steht für Grombacher Kulturscheune. Ihre Matinees gehen ins fünfte Jahr. Was ist das Besondere am Kulturprogramm dieses Vereins? Vorsitzender Hartmut Schindehütte und Vize Claus-Dieter Barg haben Peter Boxheimer Auskunft gegeben.
Grombach - Grokus steht für Grombacher Kulturscheune. Ihre Matinees gehen ins fünfte Jahr. Was ist das Besondere am Kulturprogramm dieses Vereins? Vorsitzender Hartmut Schindehütte und Vize Claus-Dieter Barg haben Peter Boxheimer Auskunft gegeben.
Was ist das Geheimnis des großen Grokus-Erfolgs?
Hartmut Schindehütte: Ich denke, wir verbreiten Idealismus und Optimismus. Und wir begeistern durch die Örtlichkeit, aber speziell durch unsere Künstler, die wir gewinnen konnten. Es macht die Atmosphäre aus, es macht der Service aus. Unser Buffet ist inzwischen gut bekannt. Es sind also nicht nur die kulturell-geistigen, sondern auch die materiell-lukullischen Genüsse. Wir liegen etwas versteckt, haben uns aber allmählich rumgesprochen und sind damit für viele zu einem Tipp geworden.
Claus-Dieter Barg: Viele Faktoren spielen da eine Rolle. Ein wichtiger: die von den Gästen gespürte Begeisterung unserer Mitaktivisten, die bei der Vorbereitung helfen. Das ist eine familiäre Atmosphäre.
Schindehütte: Hinzu kommt die Intimität, die Enge zwischen Bühne und Zuhörern. Die sitzen teilweise nur einen Meter entfernt und fühlen sich richtig angemacht durch die Begeisterung.
Sie haben sich für Matinees am Sonntag entschieden. Was spricht für diesen Zeitpunkt?
Barg: Um 12 Uhr sind wir Monopolist. Es gibt auch Kostengründe: Wir können den einen oder anderen Künstler, der auf der Durchreise ist und in Stuttgart, Frankfurt oder Mannheim Abendprogramm hatte, für eine Zwischenstation in Grombach gewinnen. Das erleichtert uns die Vertragsverhandlungen. Gleichzeitig erfreut der Mittagstermin viele Hausfrauen, die sich das Kochen sparen. Sie sagen uns immer wieder: Das ist für uns eine Entspannung, ein wunderschöner Tag.
Schindehütte: Wir ersetzen sozusagen auch den Kirchgang. Manche, die sonst dort ihren kulturellen Input haben, kommen etwas säkularisiert zu uns und genießen die hohe Kunst der Unterhaltung.
Sie haben es angesprochen: Ihr opulentes Pausenbuffet gilt als legendär. Welche gute Geister zaubern diese Köstlichkeiten?
Schindehütte: Da sind die Einkäufer, die das Material beschaffen − unter Federführung von Claus-Dieter Barg. Dann sind es auch Spenden von Mitgliedern. Die Feinarbeit leistet im Wesentlichen ein treuer Stamm von fünf bis acht Helfern, die am Samstagnachmittag ihre Freizeit opfern und alles vorbereiten. Wir haben dann die Möglichkeit, das bis zum nächsten Tag zu kühlen. Annelie Barg beweist sich als große Köchin, indem sie extern Suppen und alle möglichen Fleischprodukte vorgart und frisch hierher bringt. Das ist schon toll, wie das organisiert ist.
Woher kommen Ihre Besucher?
Barg: Wir haben inzwischen einen Einzugskreis, der reicht von hinter Heilbronn im Osten und Süden bis fast vor Mannheim. Natürlich sind das einzelne Gäste, die von dort kommen. Aber wir beobachten: Wenn uns jemand ein zweites Mal besucht, bringt er meist noch den einen oder anderen mit. Der Kern kommt aus der Region Sinsheim, Eppingen, Kirchardt, Bad Rappenau und Bad Wimpfen. Mittlerweile haben wir auch einige Mitglieder aus Heilbronn, die damit bekunden, dass ihnen das Konzept gut gefällt und sie sich hier wohlfühlen.
In der Kulturscheune herrscht heimelige Wohnzimmer-Atmosphäre. Ist sie für die Veranstaltungen mittlerweile aber nicht zu klein?
Schindehütte: Jein. Wir haben hier 100 Sitzplätze. Das ist die Obergrenze, sonst wird es zu eng. Ab und zu drücken wir ein paar mehr rein, weil wir ungern jemanden wegschicken möchten.
Sie wollen aber keinen geräumigeren Veranstaltungsort?
Schindehütte: Nein. Das ist Teil unseres Geheimnisses. Wobei wir eine Ausnahme hatten: das Konzert mit den Open Doors in der Kirche. Da hatten wir ein Bonbon anzubieten, und es war ein besonderer Erfolg, dass wir mehrere Hundert Menschen begeistern konnten.
Barg: Wir würden durch eine Vergrößerung der Räume den Charakter verändern. Das würde unserem Anliegen, der Art der Performance und dem Image nicht guttun.
Schindehütte: Das sprengt auch unsere Kräfte. Wir sind ja auf Idealisten angewiesen. Wenn wir vergrößern, hat das logistische Folgen, die wir nicht leisten können und wollen.
Gibt es dennoch Veränderungen?
Barg: Wir wollen uns noch ein bisschen professioneller aufstellen. Im Nebenraum, wo das Buffet gerichtet wird, haben wir einen neuen Fußboden eingezogen. Für die Künstlergarderobe haben wir einen kleinen Raum abgetrennt. Und wir wollen die Küchenzeile verlegen und vergrößern, damit der Geräuschpegel nicht mehr stört.
Grokus steht für eine erstaunliche Programmvielfalt. Wie kommen Sie an die Künstler ran?
Schindehütte: Das ist auch wieder eine gemeinsame Anstrengung. Wir haben einen Programmausschuss mit bewährten Kräften. Da ist Annelie Barg, die ein besonderes Talent hat, Künstler anzusprechen und gute Konditionen herauszuholen. Da ist ein Netzwerk. Manche bieten sich inzwischen an, dass sie gern in Grombach auftreten würden. Andere werden nachgefragt.
Barg: Wir sind sehr viel unterwegs. Wir haben inzwischen den Anspruch, dass gewisse Leistungen nicht unterschritten werden dürfen. Deswegen haben wir uns zur Maxime gemacht, dass wir versuchen wollen, einen Künstler live zu hören, bevor er hier auftritt. Wir reisen bis nach Pforzheim, Mühlacker, Stuttgart. Erfreulicherweise stellen sich Künstler inzwischen in größerer Anzahl via E-Mail und Hörproben auf Tonträgern vor.
Decken die Eintrittsgelder Ihre Kosten, oder brauchen Sie Sponsoren?
Barg: Wir sind ein bisschen auf Sponsoren angewiesen. Wir haben drei, vier auf unseren Plakaten. Das sind natürlich keine großen Beträge. Aber Kleinvieh macht auch Mist. Diese Beträge helfen uns sehr. Wir können auch stolz sein, dass wir so viele ehrenamtliche Helfer haben, die ihren mitgebrachten Kuchen oder Salat nicht in Rechnung stellen. So können wir − auch durch gezielte Einkäufe − bei den Kosten ganz gut kalkulieren. Wir haben noch keinen Antrag auf öffentliche Gelder gestellt. Bisher können wir das mit unseren Partnern und durch Eigeninitiative im schwarzen Bereich halten.
Bei Grokus gibt es für 25 Euro dreieinhalb Stunden Kultur und Genuss − alles inklusive. Halten Sie dieses Preisniveau?
Barg: Ja, wir sind gemeinnützig. Wir wollen auch Gäste, die für eine Karte nicht 70 oder 80 Euro ausgeben können, zu uns einladen und ihnen ein bisschen Kultur auf dem Land bieten.
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