Manege frei für die Kinder: Aufführung zum Ferienende im echten Zirkuszelt
Vom Bad Rappenauer Jugendhaus organisiert, haben 60 Kinder die zweite Ferienwoche mit dem Circus Ballessa im Schlosspark verbracht. Am Samstag führen sie vor, was sie alles gelernt haben.

Kopfüber am Trapez hängen, Teller auf einem dünnen Stab balancieren oder auf blauen Tonnen laufen: Das alles ist diese Woche auf der Rasenfläche hinter dem Bad Rappenauer Schloss möglich. Denn der Zirkus ist in der Stadt und ermöglicht es 60 Kindern zwischen acht und zwölf Jahren, Manegenluft zu schnuppern. Dank der Stiftung "Kinderland Baden-Württemberg" ist das für alle Teilnehmer sogar kostenlos.
Erfahrung seit über 20 Jahren
Die durften am ersten Tag erst mal ausprobieren, welche der acht angebotenen Disziplinen ihnen am besten gefällt. "Dann sind sie meistens einfach motivierter", erklärt Timo Schwarzmeier. 1996 gründete er den Circus Ballessa in Maulbronn, seit über 20 Jahren bieten er und sein Team, das aus Trainern und Pädagogen besteht, auch Projekte während der Ferien oder in Schulen und Kindergärten an.
In Bad Rappenau sind sie auf Einladung des Jugendhauses Maximal. Für dessen Leiter Eric Fuchs ging mit dem Projekt ein lang gehegter Traum in Erfüllung: "Ich hatte die Idee schon mehrere Jahre, jetzt hat es endlich geklappt." An einigen Kunststücken hat er sich auch selbst ausprobiert. Die Manege gehört allerdings ganz allein den Kindern.
Offen für neue Ideen

Zwei Vorstellungen wird es nach mehreren Tagen Training geben. Die letzte findet am Samstag um 14 Uhr statt. Durch Fronleichnam sei der Zeitplan etwas straffer als sonst gewesen, sagt Timo Schwarzmeier: "Das kann aber auch motivierend sein, um nochmal Kraft zu sammeln." Zwei Disziplinen durften sich die Teilnehmer zwischen acht und zwölf Jahren aussuchen. Im Angebot sind neben den Klassikern wie Jonglieren und Akrobatik auch eine Fakirnummer mit Glasscherben oder Balancieren auf der Slackline, einem straff gespannten Band. Am Ende sei ein abwechslungsreiches und vielseitiges Programm herausgekommen, so der Zirkusdirektor. Auch eigene Ideen konnten die Kinder mit einbringen. "Wir haben zwar einen groben Rahmen", sagt Schwarzmeier, "aber sind immer offen für neue Dinge."
Zwei Stunden dauert die Vorführung, für die mehrere Stunden pro Tag geprobt wurde. Immer wieder feuern sich die Jungen und Mädchen dabei gegenseitig an, Applaus brandet auf, wenn eine Übung gut gelingt. Dass auch Kinder dabei sind, die Deutsch nicht als Muttersprache gelernt haben, fällt überhaupt nicht auf. "Das Motto war auch, neue Freunde zu finden", erzählt Eric Fuchs. Und genau das sei während der gesamten Woche passiert.
Teilnehmer aus der Ukraine, Afghanistan, Syrien und Deutschland helfen sich gegenseitig, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt und feuern die anderen an.
Auch bei Sprachproblemen wird sich gegenseitig geholfen
Eine der Trainerinnen kommt aus Kolumbien und spricht mit den Kindern Englisch. Wenn Artisten aus anderen Ländern mit dabei sind, motiviere das manche noch mal zusätzlich, sagt Timo Schwarzmeier: "Und wenn es Sprachprobleme gibt, helfen auch da die Kinder denen, die nicht alles auf Anhieb verstehen."
Dass so viele internationale Trainer beim Circus Ballessa engagiert sind, liegt auch an der Corona-Pandemie. Vorher habe es viele Freiberufler gegeben, so Schwarzmeier. Einige hätten sich aber umorientiert. "Dann kamen Anfragen von Artisten aus dem Ausland. Wir haben dann überlegt, ob das klappen kann. Aber es funktioniert."

Meist halten sich die Trainer im Hintergrund, die Teilnehmer sollen schließlich am Ende selbstständig ein Programm präsentieren. "Das überrascht viele Eltern", sagt der Zirkusdirektor. Viele Kinder aber wüssten: Jetzt geht es um etwas, jetzt liefern wir ab.
Die Pfingstferienwoche ist allerdings nicht nur vom Training geprägt: Lässt die Konzentration merklich nach, geht die Gruppe gemeinsam auf den Spielplatz. Zum Abkühlen wird außerdem Slush-Eis angeboten.
Projekt ist auf drei Jahre ausgelegt
"Ferien im Zirkus" heißt es nicht nur in diesem Jahr. Durch die Stiftung Kinderland Baden-Württemberg können sich die Bad Rappenauer bis 2025 auf dieses Angebot freuen. Jeweils 60 Mädchen und Jungen können an der Zirkuswoche teilnehmen. Es habe bereits in diesem Jahr mehr Interessenten als Plätze gegeben, sagt Jugendhausleiter Eric Fuchs. Alle, die in diesem Jahr nicht zum Zug gekommen sind, stehen auf einer Liste und werden 2024 bevorzugt behandelt. Das Angebot ist komplett kostenlos.