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Eppinger aus aller Welt feiern Wiedersehen bei den Heimattagen

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Jahrgangstreffen sind nur ein Aspekt des Festreigens in der Fachwerkstadt.

Am Festzug − dem sonntäglichen Höhepunkt der Heimattage − beteiligen sich praktisch alle ortsansässigen Vereine, Schulen und Kitas − wie etwa 2010 die osmanische Gruppe.
Foto: Archiv/Simon Gajer
Am Festzug − dem sonntäglichen Höhepunkt der Heimattage − beteiligen sich praktisch alle ortsansässigen Vereine, Schulen und Kitas − wie etwa 2010 die osmanische Gruppe. Foto: Archiv/Simon Gajer  Foto: Gajer

Heimattage, die zum neunten Mal stattfinden: Das klingt nach einer noch recht jungen Veranstaltungsreihe. Ist es aber nicht. 1938 veranstaltete Eppingen zum ersten Mal den großen Festreigen für seine derzeitigen und ehemaligen Bewohner. Ab 1950 ging es dann im Zehnjahresrhythmus weiter. Coronabedingt mussten Heimattagefans jetzt zwölf Jahre ausharren, bevor sie sich wieder in der Fachwerkstadt zusammenfinden konnten. Dafür allerdings im besonderen Rahmen der Gartenschau.

Doppelmotto dank Doppelevent

Die Gartenschau hat dem Festzug - Highlight der Heimattage am Sonntag - auch eines seiner ausnahmsweise zwei Mottos verliehen: "Eppingen blüht... " heißt es. Das andere lautet "50 Jahre Gesamtstadt". Denn auch die Eingemeindung der Teilorte Adelshofen, Elsenz, Kleingartach, Mühlbach, Richen und Rohrbach wird nun mit einem Jahr Verspätung begangen.

Während beim Festzug durch die Altstadt Schulen, Kindergärten, Vereine, die Partnerstädte und Gruppierungen und Akteure aller Ortsteile mitwirken und das bunte, Karneval-ähnliche Treiben sowohl Besucher aus der ganzen Region anlockt als auch unwissende Gartenschaubesucher in ihren Bann ziehen dürfte, sind zu einem anderen Kernelement des Events nur gebürtige Eppinger aus der Kernstadt willkommen: zu den Jahrgangstreffen.

Lokale in der Stadt reichen nicht für alle Jahrgänge

Nachdem alle, besonders die von weither angereisten Teilnehmer am Samstag zu einer Gedenkfeier für die verstorbenen Altersgenossen auf dem Friedhof zusammenkommen, verteilen sich die Mitglieder der einzelnen Jahrgänge am Abend auf verschiedene Lokale in der Stadt und Umgebung - und diesmal auch auf Zelte auf dem Gartenschaugelände: "Der älteste Jahrgang, der noch lebt, ist der von 1928/29, die jüngsten Jahrgänge, die dieses Jahr von der Stadtverwaltung schriftlich eingeladen wurden, sind 1999/2000 geboren", weiß Reinhard Ihle.

Der erste Vorsitzende der Eppinger Heimatfreunde hat die Geschichte dieses Großevents recherchiert, so gut es ging: Ausgangspunkt war ein 1937 stattfindendes Feuerwehrjubiläum. Das weckte den Wunsch, glaubt Ihle, erneut "ein Fest für alle in der Stadt" zu feiern. Es bildete sich ein Festkomitee, quasi der Vorläufer des heutigen Heimattage-Ausschusses. Die Organisatoren standen aber damals unter deutlichem Einfluss der Heimatpolitik des Dritten Reichs. Eine historische Ausstellung, die 2010 die achten Heimattage in der Alten Universität begleitete, zeigte, dass beim ersten Festzug die Stadt voller Hakenkreuzfahnen hing.

1938 waren nicht alle Eppinger willkommen

"Obwohl unter den Gründungsmitgliedern der Feuerwehr Juden waren, wurden die schon in der Festschrift zum Jubiläum nicht mehr erwähnt", erzählt Ihle: Während die jüdische Bevölkerung beim Feuerwehrfest 1937 und den ersten Heimattagen 1938 ausgegrenzt wurde, hat sich das Event seit der Wiederaufnahme nach dem Krieg in ein weltoffenes verwandelt. Jeder, egal aus welchem Land, egal welcher Religion, ist willkommen. Einzige Voraussetzung: Er muss gebürtiger Eppinger aus der Kernstadt sein. Zumindest bei den Jahrgangstreffen.

Anders verhält es sich bei einem, seit 2000, weiteren festen und überaus beliebten Bestandteil: der Nachtschwärmermusik. Ab Mitternacht spielt am Samstagabend eine Band live auf dem Marktplatz. Ihle schwärmt vom Schwof bis in die Morgenstunden: "Da kommt, wer noch Kraft hat. Und man kommt jahrgangsübergreifend zusammen." Besonders für Zugezogene sei das eine gute Gelegenheit, findet der Heimatvereinsvorsitzende, mit den Alteingesessenen ins Gespräch zu kommen. Und auch auswärtige Partygäste kommen dann stimmungsmäßig auf ihre Kosten. Sie dürfen sich nur nicht wundern, wenn sie gefragt werden: "Zu welchem Jahrgang gehörst du?"

Vier Tage Programm und länger geöffnetes Gelände

Die Heimattage starten am Freitag mit dem Eppinger Abend. Dabei handelt es sich um ein handgemachtes Unterhaltungsprogramm von Eppingern für Eppinger mit mehr als 280 Mitwirkenden. Los geht es um 18.30 Uhr auf der Sparkassenbühne der Gartenschau. Der Samstag steht ganz im Zeichen der Jahrgangstreffen. Der Jahrgangstag beginnt um 14.30 Uhr mit einer Gedenkfeier auf dem Friedhof. Um 24 Uhr startet auf dem Marktplatz die Nachtschwärmermusik mit der Reallusion. Am Sonntag steht ab 14 Uhr das größte Ereignis der Heimattage auf dem Programm: der Umzug. An diesem nehmen 55 Gruppierungen teil. Am Montag klingen die Heimattage um 20 Uhr mit einem Comedy-Abend des Kulturzentrums Maschinenfabrik auf der Sparkassenbühne der Gartenschau aus. Die Kassen Nord und Süd werden an allen vier Tagen bis 22 Uhr geöffnet sein. Die Eingangstore und die Besucherempfänge Nord und Süd sind am Freitag und Samstag bis 24 Uhr, am Sonn- und Montag jeweils bis 22 Uhr geöffnet. Das vollständige Rahmenprogramm mit vielen Musikakten und Tanzvorführungen auf der Sparkassenbühne findet sich online unter www.gartenschau-eppingen.de.

 
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