Ein Monster als Freund
Carolin Sprenger entwirft Mode für s.Oliver. Ihre heimliche Liebe gilt aber Monstern: In ihrer Freizeit malt die 27-Jährige außergewöhnliche Figuren.

Carolin Sprenger liebt Kaktuseis, weil es am oberen Ende so schön knistert. Schneeglöckchen sind ihre Lieblingsblumen. Doch am liebsten sind ihr die großen und kleinen Monster, die wie Kaktuseis und Schneeglöckchen ihre Bilder bevölkern.
Freunde und Verwandte hat sie zu Weihnachten mit einem Postkartenkalender für das kommende Jahr beglückt. Monat für Monat sind dort liebenswerten Geschöpfe zu sehen, die mit den Tücken des Alltags kämpfen. Dass Monster auch Kunst sein können, beweist Carolin Sprenger mit ihren großen Gemälden.
Erfolgreich beim Europäischen Modepreis
Carolin Sprenger ist voller Kreativität. Sie malt, sie näht, sie entwirft Handtaschen und Mode. Letzteres macht sie beruflich für s.Oliver. Dass sie dort eine der begehrten Stellen bekommen hat, hat sicher auch mit ihrem Erfolg beim Europäischen Modepreis Fash 2014 zu tun: Zusammen mit Anna Laura Bach und Kevin Perlinger kam sie mit ihrer Kollektion "In-Between" unter die besten Neun.
Der Wettbewerb habe ganz bestimmt geholfen, beruflich schnell Fuß zu fassen, meint sie. Als Preis gab es damals ein mehrmonatiges Praktikum bei dem Züricher Taschenhersteller Freitag. Danach konnte sie wählen: Aus jedem Bewerbungsgespräch wäre auch eine Stelle geworden, erzählt sie. Die Rappenauerin hat sich für s.Oliver entschieden, wo sie zuerst Trainee war und dann das Glück hatte, zunächst als Schwangerschaftsvertretung auf eine Designstelle zu kommen.
 
Mit den Monstern ging es in der Grundschule los
Seit Juni 2015 entwirft sie für die Reihe "Q/S designed by" Herrenhemden. Ihre heimliche Liebe aber gilt ihren Monstern. "Ich habe schon im Kindergarten wirklich viel gezeichnet", erzählt Carolin Sprenger. "Mit den Monstern aber ging es in der Grundschule los." Ihre damalige Freundin Julia Kern gab ihr zwei Tiere vor, Carolin Sprenger zeichnete sie, "und Julia malte sie dann aus". Nie haben die Monster sie bedroht. Aber sie haben sie auch nie losgelassen.
Zwischenzeitlich malt Carolin Sprenger das Bild von Hand und koloriert den Rest mit Hilfe von digitalen Pinseln am Computer: "Eine Fertigkeit, die man sich aneignet", nennt sie das. Auch Modedesigner seien zwischenzeitlich digitaler geworden. In der Firma näht sie nicht: Sie sitzt am Rechner und entwirft ihre Hemden dort.
Im Studium hat sie alles selbst genäht
"Das ist ganz anders als im Studium", erzählt Carolin Sprenger, wo sie ihr Handwerk von der Pike auf gelernt hat. "Da hat man alle Teile einer Kollektion selbst genäht. Sogar die Schuhe." Und genau darum hat sich die 27-Jährige das Monster als ihren besten Freund erhalten.
Wie man ein Bild aufbaut, lernte sie an der Pforzheimer Hochschule für Gestaltung. Zuhause hat sie keinen Platz zum Malen, deshalb schrieb sich Carolin Sprenger in einem VHS-Kurs ein, für den sie eigentlich überqualifiziert war. Dort entstanden nun eine ganze Reihe außergewöhnlicher Acrylbilder. Eigenwillig, wie Carolin Sprenger ist, beginnt sie nicht beim Kopf. Sie erarbeitet sich eine Figur von der Beinposition aus. Sind ihre Postkarten noch kleine Geschichten, wird sie malerisch abstrakter. Das Monster erlaubt es ihr: "Da ist es egal, ob es zwei oder drei Augen hat."

Stimme.de