Brackenheimerin Isadora Bächtle hat ihre Metzgerlehre als Jahrgangsbeste abgeschlossen
Das Fleisch von Tieren verarbeiten: Was für viele wenig vorstellbar ist, hat Isadora Bächtle von der Pike auf gelernt. Drei Jahre dauerte ihre Ausbildung. Für ihre guten Leistungen wurde sie jetzt ausgezeichnet.

"Eigentlich bin ich keine Frühaufsteherin", sagt Isadora Bächtle und spielt damit auf ihren frühen Dienstbeginn in der Metzgerei Pfenninger in Gemmingen an. Zwischen 4 und 5 Uhr geht der Arbeitstag für die Brackenheimerin los.
In der Kraichgaugemeinde arbeitet die Metzgerin seit dem Ende ihrer Ausbildung im vergangenen Sommer. Die hat sie als Jahrgangsbeste abgeschlossen.
Die Idee hatte die Oma
Dass sie genau diesen Beruf ergreifen will, war nach einem Schulpraktikum klar. "Ich hatte auch in einer Schreinerei und bei einem Konditor reingeschnuppert", erinnert sich die 19-Jährige. Doch so richtig glücklich war sie damit nicht. Als ihre Oma vorschlug, es doch mal bei einem Fleischer zu versuchen, stand die Entscheidung über den weiteren Berufsweg nach zwei Wochen fest.
In ihrer Klasse an der Peter-Bruckmann-Schule in Heilbronn war sie - nimmt man die angehenden Metzgereifachverkäuferinnen heraus - das einzige Mädchen. "Aber wir waren sowieso nur wenige Schüler", erzählt sie. Nur noch wenige junge Menschen wollten den Beruf lernen. Was nicht nur am frühen Arbeitsbeginn liege, sondern auch an der körperlichen Belastung. Ein Schwein kann schließlich über 100 Kilogramm wiegen. Bis es in seine Einzelteile zerlegt ist, muss viel Kraft aufgewendet werden.
Vom Tier zur fertigen Wurst
Schlachttag ist in Gemmingen immer montags. Dann ist Isadora Bächtle bereits um 4 Uhr vor Ort. Die Tiere kommen aus dem Ort und leben noch, wenn sie in die Metzgerei geliefert werden. "Sie zu schlachten, hat mir nie etwas ausgemacht", erzählt die Brackenheimerin nüchtern. Beim gesamten Prozess bis zum fertigen Produkt dabei zu sein, gefällt ihr auch noch nach über drei Jahren Berufspraxis. "Wenn man das Brät hackt, dann die Wurst zieht, kann man am Ende sagen: Das habe ich gemacht."
Etwas Anderes als die Wurst vom Metzger kommt Isadora Bächtle nicht mehr ins Haus, da ist sie streng, auch mit ihrer Familie. Sie merke sofort, wenn im Supermarkt eingekauft wurde. Besonders die Geschmacksverstärker schmeckt sie sofort raus. Auch die Qualität des Fleisches sei einfach eine andere. "Das kann ja auch gar nicht besonders gut sein, wenn die Preise so niedrig sind", sagt sie.
Bei ihrem Arbeitgeber werde hingegen sehr auf die Qualität geachtet. Die hat sie vor ihrer Bewerbung ausführlich getestet. Denn nur der gute Ruf des Betriebs alleine reichte ihr nicht aus. "Ich habe geschaut, was so im Angebot war und mich dann durchprobiert", erinnert sie sich. Dabei habe sie auch auf die Optik der Waren geachtet.
Die Reaktionen auf Berufswahl waren immer positiv
Vier Metzger arbeiten in dem Betrieb. Und auch hier ist Isadora Bächtle die einzige Frau. Ein Umstand, der ihr nichts ausmacht. Diskriminiert wurde die 19-Jährige noch nie, auch nicht in der Berufsschule. Die Reaktionen in ihrem Umfeld seien ebenfalls immer positiv gewesen. "Viele fanden es am Anfang richtig krass", erinnert sie sich. "Aber keiner hat gesagt: Das geht gar nicht." Besonders stolz sei ihre Oma auf die Enkelin. "Sie erzählt jedem, was ich mache."
Den Schritt in die Selbstständigkeit will die Brackenheimerin trotz der Leidenschaft für ihren Beruf nicht gehen. Die zahlreichen Gesetze und Vorschriften machten das nicht einfach. Weiterbilden möchte sie sich allerdings. "Ich würde gerne meinen Meister machen, aber vorher noch Berufspraxis sammeln", erzählt sie. Ob sie dann wieder als Beste abschneidet, weiß sie freilich noch nicht. Aber Leidenschaft und Spaß wird Isadora Bächtle auch dafür mitbringen.