Diakonische Jugendhilfe in Kleingartach: Wo der junge Mensch im Mittelpunkt steht
Diakonische Jugendhilfe Region Heilbronn betreibt in Kleingartach ihren größten Standort. Neben Wohngruppen zählt eine Schule zur Einrichtung. Mit welchen Herausforderungen die Mitarbeiter vor Ort konfrontiert sind.

Schlafsäle mit Doppelstockbetten, Gemeinschaftsduschen und steril aufgeräumter Essensaal: Was in früheren Zeiten in Kinderheimen Norm war, hat mit der modernen Kinder- und Jugendhilfe nicht mehr viel gemein: Heute legt man Wert auf ein größtmögliches Maß an Privatsphäre und Individualität. Wie das aussieht, hat die Diakonische Jugendhilfe Region Heilbronn (DJHN) jüngst in Kleingartach dem interessierten Publikum zugänglich gemacht.
In dem Eppinger Stadtteil betreibt die DJHN einen ihrer größten Standorte. In der Abteilung "Hilfe zur Erziehung" sind derzeit vier stationäre Wohngruppen für Kinder im Alter von zwei bis 19 Jahren eingerichtet. Einen gemeinsamen Essensaal gibt es zwar, doch zahlreiche Fotos der Bewohner verraten, dass hier der Mensch im Mittelpunkt steht.
Was die Kinder nach der Schule erwartet
Wenn die Kinder und Jugendlichen aus der Schule kommen, gehen sie in die Tagesgruppen, wo sie sich zurückziehen können, wenn sie Ruhe benötigen. Dort lernen die jungen Bewohner aber auch, miteinander umzugehen: zu lernen, zu streiten und zu spielen. "Die meisten der Kinder, die bei uns sind, haben einen ganz dicken Rucksack an mit dem, was sie erlebt haben", berichtet Manuela Kopf, Geschäftsbereichsleiterin Jugendhilfe bei der DJHN.
In der Tagesgruppe Löwenzahn lebt auch Hündin Nika. Oftmals gelingt es den jungen Bewohnern mit ihrer Hilfe, aufzutauen. Manuela Kopf bezeichnet den tierischen Mitbewohner deshalb als "Kommunikationshilfe." Mitwirkung in der Alltagsbewältigung sei ebenfalls eine Methode, um die Kinder und Jugendlichen zu festigen. Alle haben deshalb ein "Ämtchen". 85 junge Menschen werden in den stationären Wohngruppen betreut, 40 davon besuchen regelmäßig die Tagesgruppen.
Wie viele Kinder und Jugendliche drücken in der Einrichtung die Schulbank?
Die Kinder und Jugendlichen seien mit all ihren Problemen ein reales Spiegelbild der Gesellschaft. Themen wie Werteverfall seien häufig schon vom Elternhaus vorgezeichnet, so die Geschäftsbereichsleiterin. "Unser Ziel ist, dass die Kinder irgendwann wieder in ihre Familien zurückkehren." Persönliche Zuwendung sei das angestrebte Ideal, doch nicht immer leistbar: "Wir bräuchten mehr Eins-zu-eins-Betreuung, so Manuela Kopf."
Zum Kleingartacher Standort zählt auch die Christian-Heinrich-Zeller-Schule, die vom Typ her eine "Schule für Erziehungshilfe" ist. Dort werden 170 Schüler von 50 Pädagogen gefördert. Die Schule verfügt über mehrere Außenstellen. Einer der Kooperationspartner ist der Krainbachhof in Schwaigern. Am Standort Kleingartach drücken 30 Mädchen und 80 Jungen die Schulbank. Doris Hohmann, die kommissarische Schulleiterin, erläutert die Prinzipien. Demnach werden beide Geschlechter getrennt voneinander beschult. Es gelten strenge Kleiderregeln. Bauchfrei zum Beispiel sei tabu.
Welches die ersten Schritte sind
Die Kinder kämen mit unterschiedlichen Problemen in die Einrichtung, so Doris Hohmann. Am Anfang gelte es, überhaupt Unterricht durchführen zu können. "Die Kinder müssen erst lernen, sitzen zu bleiben", so Doris Hohmann. In der ersten Klasse sei ein Lernziel, fünf Buchstaben zu beherrschen.
Wie in vielen andere Schulen auch, sei es für die Christian-Heinrich-Zeller-Schule eine ständige Herausforderung, ausreichend Lehrpersonal zu bekommen. Dabei handele es sich um eine staatlich anerkannte Ersatzschule mit der positiven Konsequenz, dass Lehrer auch verbeamtet werden könnten, stellt die kommissarische Schulleiterin klar. Der Ganztagsbetrieb haben die Situation nochmals verschärft. "Wir haben auch mehr Bedarf nach Schulsozialarbeit, als angeboten werden kann", so Doris Hohmann.
Warum die DJHN heute in Eppingen sitzt
Die Diakonische Jugendhilfe Region Heilbronn (DJHN) ist eine gemeinnützige GmbH und Mitglied im Diakonischen Werk Württemberg. Als freier Träger der Kinder- und Jugendhilfe ist die DJHN mit mehr als 600 Mitarbeitern an über 75 Standorten in der Region Heilbronn vertreten.
Die DJHN ist mit ihren Hilfe- und Förderangeboten in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Dies hat zu einem erhöhten Raumbedarf geführt. Seit 2016 hat die DJHN ihren Verwaltungssitz im umgebauten ehemaligen Eppinger Bahnhof. Die DJHN ist ein Zusammenschluss der beiden zuvor eigenständigen, diakonischen Einrichtungen Kleingartacher e.V. (Kinderheimat Kleingartach) und Jugendwerkstätten Heilbronn.