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Der Stern strahlt nur wenige Wochen

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Mühlbacher Klosterstuben-Küchenchef Ralf Pitsch wechselt in den Rheingau - Nachfolge offen

Von Uwe Ralf Heer
Sterne-Koch Ralf Pitsch verlässt Mühlbach in Kürze.
          Foto: Alexander Hettich
Sterne-Koch Ralf Pitsch verlässt Mühlbach in Kürze. Foto: Alexander Hettich

Dem strahlenden Stern nach der Vergabe durch den Guide Michelin folgen im Kraichgau betrübte Mienen: Ralf Pitsch gibt zum Jahreswechsel die Klosterstube in Eppingen-Mühlbach ab. Die Nachfolge ist offen.

Als die Korken knallten, war die Region um einen kulinarischen Leckerbissen reicher: Nach dem Alten Amtshaus in Mulfingen-Ailringen und dem Wald- und Schlosshotel Friedrichsruhe zog mit der Klosterstube erstmals ein drittes Restaurant aus der Region Heilbronn-Hohenlohe in den kulinarischen Sterne-Himmel ein. Doch die Freude währt nicht lange: Ralf Pitsch wechselt als Vorgesetzter aller Betriebsleiter des Gourmet- und Großküchenbetriebes Consortium, der für seine Kunden auf Sterne-Niveau kocht, in den Rheingau. Die Kette erstellt unter anderem die neue Betriebsküche bei KS in Neckarsulm, in der auch die Vorstände schlemmen sollen. Ein eigenes Top-Restaurant in Wiesbaden ist geplant, schon drei ehemalige Sterne-Köche arbeiten für Consortium.

Nie gerechnet „Die Entscheidung war eigentlich bereits vor der Sterne-Vergabe für die Klosterstube gefallen. Wirtschaftlich hat sich der Standort leider nie gerechnet“, sagt der 35-Jährige. Gemeinsam mit seiner Frau Katrin war er Einzelkämpfer, die beiden kleinen Kinder (zwei Jahre und acht Monate) kamen zu kurz. An regelmäßige Einnahmen oder eigenes Personal war nie zu denken. „Seit Juli läuft das Geschäft zwar gut, und nach dem Stern steht das Telefon nicht mehr still. Aber die Ansprüche steigen natürlich, ohne einen Sponsor ist so ein Niveau nicht zu halten“, sagt Pitsch.

Mit klassischen Produkten ohne großen Firlefanz hatte er die Gourmet-Tester überzeugt - Kaviar gab es bei ihm nicht. Im Gault Millau kletterte er in Rekordzeit von 14 über 15 bis auf 16 Punkte, dazu der Stern des Guide Michelin - Pitsch gilt als eines der Top-Talente unter den deutschen Küchenchefs. Doch nun entscheidet er sich für mehr Lebensqualität und gegen das finanzielle Risiko. „Uns ist hier nie etwas geschenkt worden“, meint seine Frau Katrin.

Schade findet Uli Eckert, Eigentümer der Klosterstube, die Entscheidung: „Natürlich tut es uns leid, und wir bedauern den Wechsel. Aber wir haben auch Verständnis dafür. Jetzt macht die Klosterstube erst einmal eine Verschnaufpause.“ Wie es dann weitergeht, ist offen.

Talent-Suche „Wir können abwarten und suchen so lange jemanden, der Talent hat und an das hohe Niveau anknüpfen will. Es gibt in der Region wohl kaum eine schönere Gastronomie-Immobilie als die Klosterstube mitsamt Inventar und Vinothek, dafür müsste sich schon ein geeigneter Pächter finden“, ist Eckert überzeugt.

Für Pitsch ist dagegen das Kapitel Selbständigkeit auf Sterne-Niveau nach zwei Jahren beendet. Damit bestätigt er, dass so ein Level meist nur noch mit einem Gönner oder durch die Finanzierung eines angeschlossenen Hotels zu halten ist. Der Küchenchef: „Wir haben das jetzt rechtzeitig abgebrochen und gehen wohl ohne Schulden aus dem Abenteuer raus.“ Aber wiederkommen will er ab und an doch: Zu Kochkursen in der Klosterstube. Es werden vorläufig die letzten Stern-Stunden in Mühlbach sein.

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