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Der Bahnsteig gleicht einem Modellbahn-Lager

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Auf 473 Metern ist am Wochenende das Gleis 2 im Rappenauer Bahnhof ausgetauscht worden - Bahn investiert 300 000 Euro

Von Simon Gajer

"Tröööt." Signalhörner dröhnen, am Samstagmorgen fährt um halb zehn der Zug nach Heilbronn ab, und kurz danach ist auf Gleis 1 wieder ein Bagger unterwegs. Der hebt mühelos eine 120 Meter langen Schiene aus dem Zwischenraum auf den Schotter daneben. Sie soll einmal Teil von Gleis 2 sein, das an diesem Morgen nicht mehr vorhanden ist. Nur noch ein geschotterter Weg erinnert an die alten Bahnstrecke.

Auf dem Bahnsteig daneben sieht's unterdessen aus, wie im Lagerkasten einer Modelleisenbahn. Da stapeln sich die alten Gleisstücke, die die Arbeiter eine Nacht zuvor zerteilt haben. Schienen und Holzschwellen sind noch miteinander verbunden und warten auf ihren Abtransport.

"Ping." Die Schiene scheppert, als der Bagger sie auf den Boden aufsetzt. "Runter vom Schacht", ruft Thomas Mack, Mitarbeiter einer Crailsheimer Firma, dem Baggerfahrer zu. Der soll das zusammengeschweißte Schienenstück von einem Deckel heben. Der Boden vibriert sanft, als schließlich eine Raupe die neue Schiene hinter sich auf Gleis 2 in Position zieht.

Bis aber alles bereit ist, haben Thomas Mack und sein Kollege Stefan Mukenauer Pause. "Noch 20 Minuten", verkündet jemand. Dann kommt ein Zug aus Heilbronn an. Keine Unterbrechungen im Minutentakt wie an häufig befahrenen Bahn-Strecken. Rappenau mit wenig Zügen macht den Männern die Arbeit in den Zwölf-Stunden-Schichten einfach. Sie können fast immer in beiden Gleisen laufen. Alles geht schneller. "Hier bekommen wir mehr zusammen", sagt Mack.

Manfred Rübel zieht an einer Schiene mit gelber Kreide alle 63 Zentimeter einen Strich: Da kommen die Betonschwellen hin. Ein Arbeiter fährt mit einer Walze Schotter platt, ein Bagger steht bereit, um fünf neue Betonschwellen zugleich ins Gleis zu heben. Zeit ist knapp. Am Freitag um 20 Uhr haben die Männer die erste Schiene zersägt. Alter Schotter raus, neuer drauf. Schwellen auslegen. Gleise befestigen. Bis Montag um fünf Uhr sollen die Arbeiten beendet sein.

Für 300 000 Euro erneuere die Bahn planmäßig eine 473 Meter lange Strecke im Bahnhof, erläutert Roland Kortz, ein Pressesprecher des Unternehmens. Die Schienen und Schwellen hätten das Ende ihrer Lebensdauer erreicht, erklärt er. Und die betrage je nach Belastung im Schnitt zwischen 25 und 30 Jahre. Wann Gleis 1 ausgebessert wird, weiß er nicht.

"Die ganze Strecke nach Heilbronn gehört repariert", kommentiert der Bad Rappenauer Werner Schuhmann, der sich die Arbeiten anschaut. Die Züge holperten und ratterten doch auf dem gesamten Weg. "Das ist eine Rumpelstrecke." Immerhin - die Arbeiten im Bahnhof seien ein Anfang, meint der Rappenauer. "Es ist richtig, dass die Bahn etwas macht."


 
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