Das Bad Rappenauer Kurgebiet bekommt wohl einen neuen Bebauungsplan
Ein erster Schritt ist getan: Der Gemeinderat hat einem Vorentwurf zur Änderung des fast 30 Jahre alten Bebauungsplans zugestimmt. Für die Initiative Kurgebiet ist das eine Erleichterung, die allerdings auch mit der Angst vor zu vielen Ausnahmen verbunden ist.

Zu hoch, zu groß und optisch alles andere als passend: Der Bauboom im Bad Rappenauer Kurgebiet ist seit längerem vielen langjährigen Anwohnern ein Dorn im Auge. Im vergangenen Jahr gründete sich eine Initiative, die immer wieder bei der Verwaltung und Oberbürgermeister Sebastian Frei intervenierte.
Vom besonderen Wohngebiet zum allgemeinen
Jetzt zeichnet sich ein erster Erfolg ab. Der Gemeinderat hat einem Vorentwurf zur Änderung des Bebauungsplans zugestimmt sowie einen Beschluss zur frühzeitigen Beteiligung von Öffentlichkeit und Träger öffentlicher Belange verabschiedet. "Das Gebiet wurde 1993 als besonderes Wohngebiet ausgewiesen", erläuterte Birgit Stadler vom Hochbauamt. Entwickelt habe sich allerdings ein faktisches Wohngebiet. Deshalb seien Planänderungen in dem Bereich rund um den Kurhügel vorgenommen worden.
Dazu gehört beispielsweise die Anpassung der Grundflächenzahl auf einen Wert von 0,4. Bei einer Grundfläche von 400 Quadratmetern dürfen somit nur 160 Quadratmeter des Grundstücks überbaut werden. Auch die maximal erlaubte Höhe wird verringert; der Abstand zwischen den Bauten muss in Zukunft größer sein. Maximal sieben Wohneinheiten sollen künftig pro Gebäude erlaubt sein. Allerdings könnte es zu Ausnahmen kommen. Im Einzelfall könnte die Verwaltung auch elf Einheiten erlauben.
Angst vor Ausnahmen
Und genau da sieht Dr. Michael Thomas ein Problem. Der Internist hatte die Initiative im vergangenen Jahr gegründet und befürchtet, dass zu viele Ausnahmen gemacht werden: "Es könnte sein, dass die Stadt weich wird, weil die Investoren teilweise nicht wirtschaftlich bauen könnten." Denn viele Grundstücke seien bereits für viel Geld gekauft, aber noch nicht bebaut worden. Jeder versuche natürlich, für sich einen guten Schnitt zu machen.
"Wir würden uns aber natürlich Investoren wünschen, die in einem normalen Rahmen bauen", sagte Thomas im Anschluss an die Gemeinderatssitzung. Eventuelle Sondergenehmigungen und Ausnahmen seien aber leider nicht vorhersehbar.
Andeutungen zumindest in diese Richtung machte auch Birgit Stadler. "Wir wollen den Eigentümern nicht alle Hände mit den Maßnahmen binden", erklärte sie. Deshalb werde die Öffentlichkeit frühzeitig beteiligt und alles offengelegt. "Wir könnten beide Schritte auch zusammenlegen", so Stadler, "wollen aber auch prüfen, ob die Eigentümer das so mittragen."
Zwei Stellplätze pro Wohnung
Eine weitere geplante Vorgabe: Eine Erhöhung der geforderten Stellplätze auf zwei pro Wohnung, zumindest dann, wenn diese größer als 50 Quadratmeter ist. Auch das würde im Kurgebiet, wo die Parksituation oft angespannt ist, zu Entlastung führen.
Für Oberbürgermeister Sebastian Frei ist es wichtig, einen Kompromiss zwischen der weiteren baulichen Entwicklung und der Intensität zu finden. "Wir haben uns viel Mühe dabei gegeben und auch Einzelfälle geprüft", erklärte der Rathauschef.
Trotz aller Bedenken ist auch Kay Jörgens von der Initiative positiv gestimmt. "Damit wird dem überschießenden Bauen endlich ein Riegel vorgeschoben." Die Anpassung sei genau das gewesen, was sie gefordert hätten. "Es wäre schön, wenn das in dem Umfang auch beschlossen werden würde."
Ursprünglicher Plan wurde nicht verwirklicht
Der Bebauungsplan Kurgebiet existiert seit 1993. Damals entwickelten sich die Kurbetriebe viel stärker als heute. Mit dem Plan sollte eine Wohnungsverdichtung vollzogen werden. In zwei Bereichen wies die Verwaltung ein besonderes Wohngebiet aus, um dort die Ansiedlung von Gewerbe mit Bezug zur Kur und die dazugehörigen Dienstleistungen zu ermöglichen. Davon machten die Bauherren allerdings in den vergangenen Jahren so gut wie keinen Gebrauch. Es entstanden allgemeine Wohngebiete ohne Bezug zum ursprünglichen Plan.

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