Corona-Demo in Bad Rappenau für einen Strategiewechsel
Eine Demonstration vor dem Rathaus sollte am Dienstag in Bad Rappenau die Lage von Kindern und Jugendlichen in den Fokus rücken. Direkt Betroffene sprechen dabei allerdings nicht nicht.

Für einen Strategiewechsel in der Corona-Politik und die Zukunft der Kinder und Jugendlichen: Unter diesem Motto trafen sich am Fastnachtsdienstag rund 100 Personen vor dem Bad Rappenauer Rathaus. Für Organisatorin Gabi Gretzke-Schayna, selbst Mutter von sechs Kindern und Oma von bald sieben Enkeln, ist die Situation untragbar. "Es macht mich sehr traurig, wenn Kinder immer mehr am Computer sitzen und die Playstation ihr bester Freund wird", erklärte die Pädagogin, die an der Verbundschule zurzeit in der Notbetreuung arbeitet.
Dort laufe der Online-Unterricht zwar gut, aber sie und viele Eltern würden sich fragen, ob die Politik ihre Arbeit richtig mache. Denn die Verhältnisse seien nicht überall so. Für die Organisation der Demo sei sie auch von ihrer eigenen Familie kritisiert worden. Sie mache sich angreifbar, hieß es. "Aber damit kann ich leben. Ich will in die Offensive gehen", rief die 60-Jährige.
Vom eigenen Hygienekonzept überzeugt
In die Offensive ging auch die Geschäftsführerin Ellen Eckert-Winter von Happy Shopping. Sie und ihr Mann hätten privat bereits Geld in ihr Geschäft gesteckt, um es am Leben zu halten. Denn wegen der aktuellen Corona-Verordnung mussten sie schließen, der Verkauf ist nur über Call and Collect erlaubt. "Ich verstehe nicht, warum sich niemand wehrt. Manche dürfen öffnen, andere nicht", so Eckert-Winter, die vom eigenen Hygienekonzept überzeugt ist und Corona als ein dem Grippevirus ähnliches Virus bezeichnet. "Es ist mir einfach unerklärlich, warum die Politik den Handel im Stich lässt." Alles gehe den Bach runter, das normale Leben müsse so schnell wie möglich weitergehen.
Für die Veranstaltung kamen auch Personen aus anderen Orten in die Kurstadt, die an der Politik der Regierung wenig gute Haare ließen. "Der Esel soll ruhiggestellt werden, indem die Friseure öffnen", rief eine Frau in ein Megafon. Davon lasse sie sich allerdings nicht beeindrucken. Sie warte nicht mehr auf politische Entscheidungen. Welche sie im Detail damit meint, darauf ging die Sinsheimerin nicht näher ein. Bevor die Demo-Teilnehmer zu einem abschließenden Spaziergang aufbrachen, kam auch eine junge Mutter an das von fast allen Rednern genutzte Mikrofon, um den Grundtenor der Veranstaltung aufzugreifen. Man hatte sich schließlich versammelt, um vor allem auf die Lage der Kleinsten aufmerksam zu machen.
"Meine Tochter hat damals Gott gedankt, dass die Spielplätze wieder aufmachen durften", erklärte sie. Es ginge nicht, dass man über einen so langen Zeitraum und aus vorgeschobenen Gründen in der Versammlungsfreiheit eingeschränkt sei, so die Mutter zu den applaudierenden Teilnehmern der von der Stadt genehmigten Demonstration, die ohne Zwischenfälle über die Bühne ging.
Was die betroffenen Kinder und Jugendlichen zu ihrer persönlichen Lage sagen, blieb derweil im Dunkeln, sie kamen am Dienstagabend nicht zu Wort.