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Bunt wie sein Leben

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Bad Rappenau Edgar-John-Retrospektive im Rathaus eröffnet

Von Stefanie Pfäffle
Stolz auf die Werke seines Vaters: Ausstellungs-Initiator Thomas M. John stand während der Vernissage Rede und Antwort.Foto: Stefanie Pfäffle
Stolz auf die Werke seines Vaters: Ausstellungs-Initiator Thomas M. John stand während der Vernissage Rede und Antwort.Foto: Stefanie Pfäffle

Bad Rappenau - So viel Kunst hing im Rappenauer Rathaus wohl noch nie. Am Sonntag wurde dort die Edgar-John-Retrospektive mit 213 Werken des 1996 in Bad Friedrichshall verstorbenen Künstlers eröffnet.

John lebte mehrere Leben. Der geborene Ramsteiner hatte sieben Geschwister, sein Talent wurde schon früh entdeckt. Er studierte unter anderem in Berlin Malerei. Als der zweite Weltkrieg ausbrach, meldete er sich freiwillig als Kriegsberichterstatter und Zeichner. „Er hat die Menschen geliebt und mit viel Wärme dargestellt“, erzählt sein Sohn Thomas M. John bei der Eröffnung. Allein aus Russland bringt er über 1000 Zeichnungen mit nach Hause.

„Als der Krieg zu Ende war, sollte das plötzlich keine Kunst mehr sein“, erinnert sich Wolfgang Niebel, Journalist und Weggefährte Johns, der extra für die Vernissage aus Frankreich eingeflogen wurde. „Man wollte plötzlich Kriegsverherrlichungen erkennen, selten hat die öffentliche Meinung so daneben gelegen“, sagt er. Trotzdem, John musste sich eine neue Karriere aufbauen, er arbeitete unter anderem als Pressezeichner und Buchillustrator. Da sein Atelier in Mannheim ausgebombt wurde, verschlug es ihn nach Hüffenhardt, wo er seine Frau Erika kennen lernte.

So bunt wie sein Leben ist auch die Ausstellung geworden. Bleistiftzeichnungen, Öl, Aquarell, Pastell, Rötel, „mein Mann war in allen Techniken firm“, erklärt Erika John. Unterschiedlichst auch die Motive. Da gibt es kolorierte Zeichnungen, die wie alte Werbeplakate wirken - wie die „Sekretärin im Waschraum“ - neben politischen Karikaturen, deren Hauptdarsteller Schweine sind und Portraits von Berühmtheiten wie Karl Valentin. Eine halbe Wand widmet sich detaillierten Pferdezeichnungen, der Großteil der Werke aber bildet Menschen ab. Personen mit all ihren Falten und Macken, alte russische Bäuerinnen, gezeichnet vom harten Leben, Soldaten an der Front.

Über 100 der Werke sind in Familienbesitz, „das Haus meiner Mutter hat einen etwas musealen Charakter“, sagt Thomas John. Der Rest sind Leihgaben aus Privatbesitz, 60 davon stehen zum Verkauf. Im Laufe der Ausstellung sollen einzelne Werke ausgetauscht werden. Fünf Exponate sind über 100 Jahre alt, sie stammen von Johns Vater Hugo, auch ein begabter Maler.

Die Edgar-John-Retrospektive im Rathaus ist bis zum 26. Mai zu sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Mittwoch 8 bis 16 Uhr, Donnerstag 8 bis 18 Uhr, Freitag 8 bis 12 Uhr und Samstag 9 bis 12 Uhr.

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