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Berwanger Entwässerungsgraben soll eine Augenweide werden

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Bürger und Verwaltung arbeiten in Kirchardt Hand in Hand, um die Feldflur ökologisch aufzuwerten. Am Ittlinger Graben in Berwangen sorgen frisch gepflanzte Weiden für Struktur. Es ist nicht die einzige Aktion, um in der Gemeinde für mehr Grün zu sorgen.

Begrünung: Der Kirchardter Gemeinderat Joachim Hartmann (links) und der Bauhofleiter der Gemeinde, Jochen Pfitzenmayer, inspizieren die frisch gesteckten Weiden im Ittlinger Graben.
Foto: Jörg Kühl
Begrünung: Der Kirchardter Gemeinderat Joachim Hartmann (links) und der Bauhofleiter der Gemeinde, Jochen Pfitzenmayer, inspizieren die frisch gesteckten Weiden im Ittlinger Graben. Foto: Jörg Kühl  Foto: Kühl, Jörg

In Berwangen arbeiten Bürger und Verwaltung Hand in Hand, um die Feldflur ökologisch aufzuwerten. Beispiel Ittlinger Graben am westlichen Ortsrand: Dabei handelt es sich um eine kerzengrade Furche, die das überschüssige Regenwasser aus den angrenzenden Feldern leiten soll. Der Graben zerschneidet die beinahe schon steril aufgeräumte Landschaft. Keine Hecke, kein Busch, kein Bäumchen bietet hier Kleintieren Unterschlupf.

Entstanden sind die aufgeräumten Strukturen westlich des Kirchardter Ortsteils im Zuge der Flurbereinigung Anfang der 70er Jahre. Dagegen möchte der im Ort ansässige Gemeinderat Joachim Hartmann etwas tun. Auf einer Länge von etwa 500 Metern hat der Berwanger, seines Zeichens Biologe, etwa 250 Weidenstecklinge in den Boden gesetzt und mit rot getünchten Stöckchen markiert. Die Stecklinge hat er vom Weidenlehrpfad in Kleingartach gewonnen, den seine Schwester Ursula Weissert-Hartmann initiiert hat. Verschiedene Weidearten hat Joachim Hartmann für den Graben ausgewählt, darunter Kopfweide und Dotterweide. Dazwischen hat der Biologe auch andere Pflanzen eingegraben, etwa Hartriegel und Liguster.

Was vorbeikommende Passanten vermuten

Vorbeikommende Passanten betrachten die markierten Stecklinge interessiert. "Manche denken, das seien vorbereitende Arbeiten für das Neubaugebiet Ittlinger Graben II", hat Hartmann erfahren.

Spaziergängerin Luitgart Hutzler, die mit Hündin Mara am Ittlinger Graben vorbeikommt, unterstützt das Vorhaben, hier ein wenig mehr Struktur in die Landschaft zu bringen: "Was soll denn auch das ganze Geleckte?" fragt sie. Bei seinem Vorhaben, mehr Struktur in die Feldmark zu bringen, kann sich Hartmann auf den Kirchardter Bauhofleiter Jochen Pfitzenmayer verlassen. Der Bauhof pflegt die Gehölze und auch die Böschung. Letzteres geschieht durch alternierende Mahd. Das bedeutet, dass die Böschung nicht in einem Stück komplett gemäht wird, sondern immer so, dass abwechselnd mit den gemähten Teilen auch ungemähte Stücke stehen bleiben. Sie sollen Insekten und anderem Kleingetier Nahrung und Unterschlupf bieten. Als gelernter Gärtner, Fachrichtung Obstbau, hatte Pfitzenmayer schon ein Jahr zuvor erste Versuche gestartet, an Gräben Weiden zu setzten. "Das Jahr war dafür aber zu trocken", weiß der Fachmann heute.

Welche Maßnahmen ein Landwirt umgesetzt hat

Hartmann und Pfitzenmayer sind nicht die einzigen, die sich in Berwangen um die Natur kümmern. Auch Landwirt Roger Gebhardt ist mit im Boot, und das schon seit Jahren. Der studierte Agraringenieur hat schon einige Flächen freiwillig aus der Produktion genommen, um sie der Renaturierung zuzuführen. Auf einer Fläche hat er sogar einen Tümpel ausgebaggert und eine insektenfreundliche Trockenrasenmischung eingesät.

Ganze zehn Hektar Land hat Gebhardt mit Blühmischungen bestellt und eine Feldhasen-Rückzugsfläche geschaffen. Er habe für die Renaturierung allerdings Flächen verwendet, die wegen ihrer ungünstigen Form oder Lage unwirtschaftlich zu bearbeiten sind, versichert der Landwirt. Eine Ausnahme sind die mit Blühmischungen besetzten Ackerrandstreifen, die auch am Ittlinger Graben zu sehen sind. "Es ist unser Beruf, mit der Natur zu arbeiten, nicht gegen sie", ist eine Überzeugung des Berwanger Bauern. Die Gemeindeverwaltung unterstütze die Bemühungen, mehr Grün in die Gräben zu tragen, versichert Michael Baumgartner, Leiter des Bau- und Ordnungsamts in Kirchardt. "Für die aktuelle Aktion haben wir die Markierungsstöckchen bereitgestellt."

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