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Bad Rappenau
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Hebamme - Beruf mit einer großen Portion Idealismus

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Claudia Hirnschal arbeitet seit 30 Jahren als Hebamme. Eine Ausbildung ist fast nur noch im dualen Studium möglich.

Seit 30 Jahren arbeitet Claudia Hirnschal als Hebamme, über 1000 Geburten hat sie in dieser Zeit begleitet. Die Freude an ihrem Beruf hat sich die 49-Jährige bewahrt.
Foto: Elfi Hofmann
Seit 30 Jahren arbeitet Claudia Hirnschal als Hebamme, über 1000 Geburten hat sie in dieser Zeit begleitet. Die Freude an ihrem Beruf hat sich die 49-Jährige bewahrt. Foto: Elfi Hofmann  Foto: Hofmann, Elfi

Seit 30 Jahren wird am 5. Mai der internationale Hebammentag begangen, um auf die Bedeutung der Berufsgruppe hinzuweisen. Genauso lange arbeitet Claudia Hirnschal mittlerweile als Hebamme, 1991 hat sie ihre Ausbildung in Dresden abgeschlossen. "Es gab keinen Plan B", erzählt sie. "Und ich bin sehr happy, dass es sich über den langen Zeitraum bewährt hat und ich immer noch viel Freude daran habe." Auch in der momentanen Situation verliert Hirnschal nicht den Spaß an der Arbeit. Kurse bietet sie beispielsweise online an, das funktioniere überraschend gut. "Aber ich würde natürlich Präsenz bevorzugen", erzählt sie. Der Kompromiss sei aber ein guter.

Zehn Frauen betreut die Bad Rappenauerin auf einmal, die Hälfte der Anfragen muss sie entweder aus terminlichen Gründen absagen oder weil die Schwangere nicht in ihrem Gebiet lebt. Das erstreckt sich nicht nur über die Kurstadt, sondern reicht bis nach Biberach, Siegelsbach und Bad Wimpfen. Doch nicht erst dann beginnt die Betreuung.

"Den Ersttermin mache ich nach dem dritten Monat", erklärt sie. Normalerweise trifft sie sich dann wieder entweder rund zehn Wochen vor der Geburt mit der werdenden Mutter oder sieht sie bei einem Vorbereitungskurs. Richtig intensiv wird es, sobald das Kind auf der Welt ist. Während des Wochenbetts, das, anders als es der Begriff vermuten lässt, nicht nur sieben Tage, sondern mehrere Wochen dauert, besucht sie die Frauen regelmäßig.

Die Anforderungen sind gestiegen

Ihre Ausbildung hat Claudia Hirnschal noch klassisch an einer Hebammenschule absolviert, die Mittlere Reife war damals ausreichend. Seit 2020 gilt allerdings: Wer den Beruf ergreifen will, der muss mindestens Fachabitur haben und an einer Hochschule studieren. "Am Anfang habe ich mich gefragt, wie das funktionieren soll", erinnert sie sich. Denn neben der wichtigen Theorie ist das praktische Wissen im Gesundheitssektor entscheidend.

Doch was in vielen anderen Ländern schon länger gang und gäbe ist, klappt jetzt auch in Deutschland gut. Das Studium umfasst mindestens 2200 Stunden Theorie und mindestens genauso viele Stunden Praxis in Kliniken und im außerklinischen Bereich bei selbstständigen Hebammen. "Ärzte und Hebammen werden so schon früh zusammengebracht, das ist gut", erklärt Claudia Hirnschal, die neben ihrer freiberuflichen Tätigkeit auch in der SLK-Klinik in Heilbronn arbeitet.

Vielen war die finanzielle Belastung zu groß

Als vor einigen Jahren die Beiträge für die Haftpflichtversicherung stiegen, spielten viele Hebammen mit dem Gedanken, ihren Beruf an den Nagel zu hängen, was auch einige umsetzten. Mit zirka 9000 Euro pro Jahr muss man rechnen, wenn man Geburtshilfe bei Hausgeburten, im Geburtshaus oder mit Belegvertrag in einer Klinik anbietet. "Der Betrag ist schon sehr hoch", sagt auch Claudia Hirnschal. Viele ihre Kolleginnen hätten wegen der finanziellen Belastung aufgehört. Das habe dem Beruf nicht gut getan, schließlich arbeite man auch, um davon leben zu können. "Der Nachwuchs entscheidet sich vielleicht auch gerade deshalb dagegen."

Dabei sei Geburtshilfe etwas überwiegend Positives. Man teile besondere Momente mit den Eltern, an die sie ihr Leben lang zurückdenken. Über 1000 Entbindungen habe sie im Laufe der Jahre begleitet, an manche Frauen kann sie sich noch heute erinnern. "Man muss auch wirklich für den Beruf brennen", sagt Claudia Hirnschal. "Und man braucht viel Idealismus, um dabei zu bleiben."

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