Am Dorfrand scheiden sich die Geister
Bad Rappenau - Ginge es nach den Fürfeldern, die Mühlwiesen würden so schnell wie möglich bebaut. "Das Dorf ist froh, dass das Baugebiet kommt", denkt Ortsvorsteher Marcel Mayer. Doch es kommt womöglich nicht so wie erhofft.

Bad Rappenau - Ginge es nach den Fürfeldern, die Mühlwiesen würden so schnell wie möglich bebaut. "Das Dorf ist froh, dass das Baugebiet kommt", denkt Ortsvorsteher Marcel Mayer. Doch es kommt womöglich nicht so wie erhofft. Denn im Bebauungsplanverfahren hat das Landesdenkmalamt Einwendungen erhoben: Der zuständige Sachbearbeiter rät sogar, auf die Bebauung gänzlich zu verzichten.
Der Gemeinderat ging in der letzten Sitzung vor der Sommerpause auf Konfrontationskurs, wies die Bedenken der Behörde zurück und beschloss, den schon einmal geänderten Bebauungsplan nochmals öffentlich auszulegen. Nun hat das Denkmalamt Gelegenheit, erneut seine Bedenken vorzubringen. Wobei die Meinungen des Heilbronner Planungsbüros Braun und Nagel und der Behörde bereits bekannt und ausgiebig erörtert sind.
Die Scheune:
Ein baufälliges Fachwerk-Gemäuer soll abgebrochen und stattdessen an anderer Stelle eine kleinere Halle errichtet werden, wenn es nach den Plänen von Diplom-Ingenieur Andreas Braun geht. Der Vorteil aus Sicht der Kurstadt: Der Blick auf das Schloss wäre freier, es käme viel besser zur Geltung.
Dr. Martin Hahn vom Denkmalamt meint dagegen, durch Abriss der Scheune und Verlagerung der Halle würde zwar ein größerer Blickwinkel aufs Schloss frei. Aber weil die historische Scheune zum Schloss passt, wäre Hahns Meinung nach sogar ein entsprechend gestalteter Neubau an gleicher Stelle denkmalpflegerisch akzeptabel.
Das Wohngebiet:
Völlig gegensätzliche Einschätzungen gibt es, was die Mühlwiesen angeht. Für Planer Braun soll mit dem ortsnahen Wohngebiet, in dessen Quartieren etwa 17 Einzelhäuser vorgesehen sind, eine innerörtliche Fläche genutzt und der Ortsrand abgerundet werden. Für Hahn handelt es sich aber aus historischer Sicht klar um eine außerörtliche Fläche: Der Ortsrand mit einer streng Nord-Süd-gerichteten Baukante sei über Jahrhunderte überliefert, das leicht nach Osten verschobene Schloss herausgehoben. Die Situation sei eindrucksvoll und im Heilbronner Land selten gut überliefert vorhanden. Hahn gesteht zwar zu, dass über die Dächer der geplanten Wohnhäuser ein Blick aufs höher liegende Schloss möglich sei. Die Bebauung führe aber zum Verlust der dominanten Stellung des Schlosses − ein "prägendes Kennzeichen für die Ritterlandschaft Neckarraum" und ein "charakteristisches Stück Ortsidentität".
Ortsvorsteher Marcel Mayer kann das nicht nachvollziehen: Die Mühlwiesen liegen seiner Meinung nach nah am Ortskern mit Bürgerhaus, Kirche, Kindergarten, Läden und Schule. Außerdem: "Da werden ja keine Hochhäuser hingebaut." Die Alternative, am Ortsrand in Richtung Massenbachhausen ein Wohngebiet auszuweisen, schneidet nach Meinung Mayers wegen des Landschaftsverbrauchs im Vergleich zu den Mühlwiesen deutlich schlechter ab. Mit seiner Meinung sieht sich der Ortsvorsteher auf einer Linie mit dem Gemeinderat.
Schon seit Jahren werde in Fürfeld über neues Bauland diskutiert, mit den Mühlwiesen könne das nun funktionieren. Dass die geplanten Bauplätze ihre Käufer finden, glaubt Mayer durchaus: "Ich habe gehört, dass Interesse besteht."
Anhörung
Wie geht es weiter? Für das Gebiet sieht der Flächennutzungsplan eine Wohn- und Mischbebauung vor. Im Bebauungsplanverfahren werden die sogenannten Träger öffentlicher Belange gehört, darunter das Denkmalamt. Deren Einwendungen muss die Kommune angemessen abwägen.

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