Kupferdiebe nehmen Solarparks ins Visier – zwei PV-Anlagen in Kirchardt betroffen
Die Region Heilbronn wird verstärkt von Kupferdieben heimgesucht – aktuell sind zwei Solarparks in Kirchardt betroffen. Die Problematik besteht bundesweit, die Täter agieren professionell.
Kupferdiebe haben es in den vergangenen Wochen auf Solarparks in der Region abgesehen. So gab es zwei Diebstähle hintereinander in Kirchardt in großem Stil, einen anderen bei Hardheim im Odenwald. Die Problematik besteht bundesweit. Ein Sprecher der Heilbronner Polizei bestätigt, dass die Täter „systematisch und mit erheblichem Aufwand“ vorgingen.
Solarpark Kirchardt: Unbekannte stehlen Kupfer – trotz Stacheldraht und Schlössern
Sie rücken bei Dunkelheit an – und offensichtlich mit Fahrzeugen, in denen sie Platz haben für mehrere Kilometer an Kabel. Es sind mutmaßlich Täter, die bereits Erfahrung haben mit Kupferdiebstahl. Nach Angaben von Lukas Bühler, Vorstand bei der Bürgergenossenschaft Energeno Heilbronn-Franken, wird das am Vorgehen der Diebe ersichtlich. Der Energeno-Solarpark in Kirchardt ist eigentlich gut gesichert: zwei Meter hoher Zaun mit Stacheldraht obendrauf. Die Tore sind mit wuchtigen Schlössern verschlossen. Doch die Diebe kümmerte das nicht: Sie schnitten einfach den Zaun durch.

Zum Vorteil der Kriminellen ist der Solarpark an der A6 zwischen Kirchardt und Bad Rappenau-Grombach abgeschieden gelegen. Er befindet sich neben dem örtlichen Häckselplatz, auf dem nur Samstagmorgens Betrieb ist. Die Tat geschah zwischen Mittwochabend, 3. Dezember, und Donnerstagmorgen, 4. Dezember. Laut Polizeibericht stahlen sie rund 8000 Meter Kupferkabel, der Schaden beläuft sich allein in diesem Bereich auf etwa 25.000 Euro.
„Das ist alles sehr ärgerlich“, sagt Bühler. Man wolle den Schaden aber schnellstmöglich beheben. Die gestohlenen Kupferkabel verbinden die Solarmodule mit den Wechselrichtern. Diese wandeln den Strom für das Netz um. Der Ertragsausfall sei in der dunklen Jahreszeit aber vergleichsweise gering, es sei ja auch alles versichert, erklärt Bühler. Zu einer solchen Tat sei es in Kirchardt nach zehn Jahren Betrieb des Solarparks zum allerersten Mal gekommen. Bühler erinnert sich, das anfänglich Solarmodule gerne zum Diebesgut wurden, als sie noch teurer waren. Heute ist Kupfer die bevorzugte Beute.
Kupferdiebstahl in Kirchardt: Tat in Ausmaß auch für Betreiber neu
Doch mit der einen Tat in Kirchardt nicht genug: In derselben Nacht schlugen mutmaßlich dieselben oder weitere Täter erneut zu – auf einer Solarfläche ganz in der Nähe und auf der anderen Seite der A6 befindet. Sie wird von der Solar Invest AG, eine Tochtergesellschaft der Stadtwerke Schwäbisch Hall, betrieben. Dort erbeuteten die Diebe mindestens 10000 Meter Kupferkabel, teilt Stadtwerke-Sprecher Alexander Wondrak mit. Ein Vorfall, der er in diesem Ausmaß das erste Mal erlebt habe, so Wondrak.
Die Ermittler von der Kriminalpolizei prüfen, ob es einen Zusammenhang zu einem ähnlichen Vorfall im Neckar-Odenwald-Kreis gibt: In Bretzingen bei Hardheim verschwanden in der Nacht auf Montag, 1. Dezember, rund 50 Kilometer Kupferkabel aus einem Solarpark – Schaden: etwa 125.000 Euro. Auch dort hatten die Täter einen Zaun aufgebrochen und vermutlich Fahrzeuge für den Abtransport der tonnenschweren Beute genutzt. Der Solarpark in Bretzingen ist erst seit Sommer in Betrieb.
Solarpark-Betreiber denken über erhöhte Sicherheitsvorkehrungen nach
Solarpark-Betreiber sehen sich gezwungen, über erhöhte Sicherheitsvorkehrungen nachzudenken. Energeno-Geschäftsführer Bühler macht aber klar, dass ihm Videoaufnahmen von vermummten Tätern im Zweifel auch wenig brächten. Die Täter jedenfalls fühlten sich dadurch nicht abgeschreckt.
Die Polizei Heilbronn ermittelt in alle Richtungen – und setzt auf Hinweise aus der Bevölkerung. Zeugen, die im fraglichen Zeitraum rund um die Solarparks in Kirchardt verdächtige Personen oder Fahrzeuge beobachtet haben, werden gebeten, sich beim Polizeirevier Eppingen unter 07262 60950 zu melden.

Kupferdiebstahl trifft nicht nur Solarparks in der Region
Das Kupferdiebstahl in großem Stil in ganz Deutschland ein Problem ist, lässt sich an den vielen Polizeiberichten aus zahlreichen Bundesländern ablesen. Mitte November beispielsweise, wurden zwei Solarparks in der Eifel zum Ziel professioneller Diebe. Die Unbekannten trennten tonnenweise Leitungen direkt an den Modulen ab. Nach dem Diebstahl werden die Kabel nach Erfahrungen aus anderen Fällen häufig zu Schrotthändlern ins Ausland gebracht. Dort wird das Kupfer eingeschmolzen. Zum einen freuen sich die Diebe über den hohen Wert von Kupfer, zum anderen ist kaum nachvollziehbar, woher gestohlenes Kupfer stammt. Die Diebe nehmen es von überall, wo sie es stehlen können. Auffällig die Tat am Dachrand eines Gebäudes im Schwaigerner Freibad: Unbekannte rissen dort Anfang vergangener Woche die Kupferabdeckung ab.
Petra Rutz, Sprecherin der Heilbronner Polizei, berichtet, dass es allein in den vergangenen drei Monaten zu 36 Fällen im Bereich des Polizeipräsidiums Heilbronn gekommen ist, bei denen es um Kupferdiebstahl ging. Es seien aber auch versuchte Diebstähle erfasst und kleinere Delikte mit sehr geringem Beutewert.
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