Als vor einigen Jahren die Idee aufkam, in Siegelsbach ein Wohnprojekt zu verwirklichen, waren viele Bürger begeistert. Nicht nur Senioren, sondern Menschen jeden Alters sollten gemeinsam in den fünf Gebäuden leben. Aus den Plänen wurde nichts, die Gemeindeverwaltung übernahm. Doch auch dort stößt man an finanzielle Grenzen, denn Investoren und Betreiber zu finden, ist alles andere als einfach. Für Tagespflege und betreutes Wohnen konnte im Juni mit der Schönberg-Pflege aus Oedheim ein Käufer für eines der beiden gemeindeeigenen Grundstücke gewonnen werden.
Keine vollstationäre Pflege in Siegelsbach
Erst zeigt ein Investor Interesse, dann kommt doch noch eine Absage: In Siegelsbach wird nur ein Grundstück für Pflege und Wohnen für Senioren genutzt. Das passiert mit der anderen Fläche:

Einen alten Baum entwurzelt man nicht: Das ist der Gedanke hinter dem Wohnprojekt für Senioren, das am Rand des Siegelsbacher Baugebiets „Hinter der alten Schule“ entstehen soll. Ursprünglich eine Initiative der evangelischen Kirche, hat die Gemeindeverwaltung die Idee schließlich übernommen. Denn bereits damals fehlten finanzkräftige Investoren, die das Projekt, das fünf miteinander verbundene Wohnblöcke vorsah, umsetzen wollten.
Investor für vollstationäre Pflege erteilt Siegelsbach Absage
Zwei Grundstücke waren für die Ideen der Verwaltung vorgesehen. Auf einem sollen unter anderem eine Tagespflegestation, Räume für einen Pflegestützpunkt sowie ein Angebot zum Betreuten Wohnen geschaffen werden. Das benachbarte Areal ist bisher nicht verplant – und das wird auch so bleiben. Denn der Investor, der dort ein vollstationäres Pflegeangebot angedacht hatte, hat dem Vorhaben nun kurzfristig eine Absage erteilt.
Eigentlich sollte die Idee in der Septembersitzung des Gemeinderats vorgestellt werden. „Krankheitsbedingt“ sei dieser Termin damals verschoben worden, sagt Bürgermeister Tobias Haucap. „Das Projekt hätte unser Vorhaben sehr gut ergänzt.“
Wirtschaftliche Gründe Grund für Rückzug
Denn der Ursprungsgedanke, allen Siegelsbachern die Möglichkeit zu bieten, ihren Lebensabend in der Heimat zu verbringen, wäre durch dieses Vorhaben laut Haucap abgerundet worden. Aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten habe der Investor jetzt allerdings Abstand von diesen Plänen genommen.
„Die Idee hätte unser Vorhaben sehr gut ergänzt.“ Tobias Haucap
Damit ereilt die Gemeinde bereits zum zweiten Mal innerhalb von nicht einmal zwei Jahren das gleiche Schicksal. Anfang 2022 verkündete der Rathauschef, dass man sich mit einem anderen Geldgeber geeinigt habe. Die Verträge waren fertig, nur die Unterschriften aller Parteien, zu denen auch ein Betreiber gehörte, fehlten noch. Dann begann Ende Februar der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, die Zinsen stiegen, die Baukosten ebenfalls. Und die Bereitschaft, in einer solchen Situation große Geldmengen zu investieren, sank.
Tagespflege und ambulante Betreuung soll umgesetzt werden
Aus den Plänen, gemeinsam mit dem Unternehmen 29 barrierefreie Wohnungen mit 40 bis 70 Quadratmeter Fläche, eine Tagespflege sowie zwei Wohngemeinschaften für eine ambulante Betreuung zu verwirklichen, wurde schließlich doch nichts.
Mit leeren Händen steht Siegelsbach Stand jetzt allerdings nicht da. Wie Tobias Haucap in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats versicherte, wird die Tagespflege auf einem der Grundstücke weiter vorangetrieben. Dem Verkauf – inklusive eines Rückkaufrechts, falls nicht im Sinne der Verwaltung gehandelt wird – hatten die Ratsmitglieder im Juni zugestimmt.
Grundstück im Baugebiet wird meistbietend verkauft
Auch wenn einige Zweifel laut wurden. Etwa an der Auslastung oder an der Bauverpflichtung, die auf fünf Jahre ausgelegt wurde. Zu günstig sei außerdem der Preis. Außerdem wurde eine Konkurrenz zur Tagespflege im benachbarten Heinsheim befürchtet, die momentan nicht komplett ausgelastet sei. Letztendlich votierten nicht alle Gemeinderäte für die Entscheidung, das Projekt in kleineren Dimensionen umzusetzen: Einer stimmte mit Nein, einer enthielt sich.
Das benachbarte Grundstück soll nun endgültig in wenigen Tagen auf dem freien Markt meistbietend verkauft werden. Damit hat die Verwaltung nicht mehr in der Hand, was direkt neben dem Gebäude für Senioren entstehen wird.

Stimme.de
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