Großes Interesse an Talk mit OB-Kandidaten in Bad Rappenau
Gäste des Stimme-Forums machen sich in gut gefüllter Mühltalhalle ein Bild von Amtsinhaber und Herausforderer. Das sind die Highlights der Diskussion:

Das Stimme-Forum zur Wahl des Oberbürgermeisters in Bad Rappenau ist am Montagabend auf großes Interesse gestoßen. Die mit 970 Plätzen aufgestuhlte Mühltalhalle war bis auf wenige Sitzreihen mit Zuhörern belegt. Die Kandidaten, das sind Amtsinhaber Sebastian Frei (44) und Herausforderer Christian Schultz (54, beide parteilos) stellten sich den Fragen der Redakteurinnen Ulrike Plapp-Schirmer und Elfi Hofmann zu Themen wie Stadtentwicklung, Nahversorgung und Verkehr.
In der rund zweistündigen Debatte zeigten sich beide Kandidaten als eloquent, wobei das Publikum häufiger nach Aussagen des Amtsinhabers applaudierte, als nach Antworten des Herausforderers. Rathauschef Sebastian Frei beantwortete Fragen meist faktenreicher als Schultz, der gerne allgemeine Formulierungen, wie „Themen neu denken“ oder „da muss man im Detail schauen“ benutzte.
So reagiert das Publikum beim Stimme-Forum auf die OB-Kandidaten Frei und Schultz
Dass der Amtsinhaber naturgemäß tiefer in den Sachthemen drinsteckt, als sein Herausforderer, kann man diesem nicht vorwerfen. Leider blieb Schultzes Kritik, etwa die an der Haushaltsführung, meist im Vagen. Konkrete Beispiele oder Verbesserungsvorschläge hätten die angesprochenen Themen greifbarer gemacht. So konnte OB Sebastian Frei den Vorwurf der ausufernden Kosten bei der Sanierung des Wellenbeckens kontern mit dem Hinweis, Bauen im Bestand offenbare immer Überraschungen. Schultz hatte zu diesem Punkt ein „besseres Kostenmanagement“ angemahnt. Als Frei die Kritik mit „entschuldigen Sie, das sind Allgemeinplätze“, konterte, applaudierte ein großer Teil des Publikums.
Bei welcher Frage es in der Rappenauer Mühltalhalle lebhaft wurde
Lebhaft wurde es auch bei der Frage, wie das Rathausteam funktioniert, beziehungsweise künftig funtionieren sollte. Das Moderatorenteam bat Schultz, seine kritischen Aussagen, die er im Rahmen der Kandidatenvorstellung am 30. Oktober geäußert hatte, zu konkretisieren. Zur Kritik, Verwaltungsmitarbeiter würden Projekte ausbremsen, verwies Schultz auf Aussagen von Bürgern, die ihm in Gesprächen zugetragen worden seien. Ihm sei wichtig zu verstehen, wie die Dinge im Rathaus laufen: „Ist vielleicht etwas auf einem Schreibtisch hängen geblieben?“
Frei musste dazu „kurz einhaken“: „Mir ist jetzt nicht klar wo die Probleme mit meinen Mitarbeitern liegen. Es kann durchaus mal vorkommen, dass etwas klemmt bei 400 Mitarbeitern. Doch es hängt etwas vom Detail ab. Sie suggerieren Probleme, ohne sie genau zu benennen.“ Christian Schultz erklärte, dass er als Kandidat „absolut unabhängig“ sei. Hintergrund sind Meinungsverschiedenheiten darüber, ob der Herausforderer sein Verhältnis zum Fraktionssprecher der Freien Wähler, Rüdiger Winter, im Vorfeld deutlich genug herausgestellt hat oder nicht. Zum Hintergrund: Winter ist der Stiefvater von Schultz.
So sehen die Bürgermeister-Kandidaten die Bad Rappenauer Stadtteile
Unterschiedliche Positionen lassen die Kandidaten bei der Frage durchblicken, ob die Ortsteile vom Zentralort abgehängt sind oder nicht. Schultz sieht Defizite: „Was die Bürger in den Ortsteilen vermissen, ist, dass Themen zwar mitgenommen, aber nicht mehr in den Ortsteil zurückgebracht werden.“ Die Bürger bemängelten Bürgernähe: „Das möchte ich verändern“, so Schultz. Frei sieht die Teilorte – zu Bad Rappenau gehören die Stadtteile Babstadt, Bonfeld, Fürfeld, Grombach, Heinsheim, Obergimpern, Treschklingen und Wollenberg – im Gemeinderat „insgesamt gut repräsentiert“.
Bad Rappenau habe die Grundschulen in den Stadtteilen gestärkt, so der OB weiter. Die Stadt habe mehr in die Teilorte als in die Kernstadt investiert: „Ich sehe diese Diskrepanz nicht und nehme auch die Stimmung nicht wahr, die Sie beschreiben.“
Am Ende des Kandidatentalks gab es eine Überraschung
Den stärksten Eindruck machte der Herausforderer beim Thema öffentlicher Personennahverkehr. Schultz gab sich nicht nur als ehrenamtlicher Fahrer des Bürgerbusses zu erkennen, sondern auch als dessen Fan: „eine super Initiative“. Das Fahren habe ihm den Blick auf die Stadt geöffnet. „Man lernt vieles, etwa wie viele Menschen Einschränkungen haben“. Schultzes Hinweis, der Verein suche händeringend Fahrer, fand Applaus im Auditorium. OB Frei ergänzte, der Bürgerbus solle auch in die Teilorte fahren: „Ich unterstütze das wohlwollend.“
Gegen Ende gab es noch eine kleine Überraschung: OB Frei verriet ein wichtiges Detail zur jahrelang ersehnten Unterführung hinter dem Schloss: Baustart sei voraussichtlich 2029.

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