Das Nawanyago Health Centre mit seinen 30 Betten liegt im ländlichen Osten Ugandas und hat ein Einzugsgebiet von 20.000 Einwohnern. Die Bevölkerung lebt nach Angaben der Gemminger Hilfsvereins Tussima Nawanyago unter ärmlichsten Verhältnissen, eine Infrastruktur ist kaum vorhanden. Bislang ohne Möglichkeiten, dort Operationen durchzuführen, hat der Verein 2023/2024 den Bau eines neuen Operations- und Laborgebäudes mit kleiner intensivmedizinischer Einheit gebaut und finanziert. Die Ausstattung erfolgte überwiegend mit Medizintechnik, die die Universitätsklinik Heidelberg gespendet hatte. Mehr zu den Aktivitäten des Gemminger Hilfsvereins gibt es im Internet unter www.tusiima-nawanyago.eu.
Gemminger engagieren sich für ein Krankenhaus in Uganda
Der Verein Tusiima Nawanyago mit Sitz in Gemmingen hat die Finanzierung eines Krankenhauses in Uganda ermöglicht. Dort wurde jetzt der ersten Kaiserschnitt gemacht. Für Schwangere ist das eine Operation die Leben rettet.

Ein Dorf in Uganda. Ein Hilfsverein in Deutschland. Kämen sie nach Nawanyago, erzählt die erste Vorsitzende Kerstin Weber-Kistler in ihrem Garten in Gemmingen, würden die Menschen dort oft nicht verstehen, warum sie das alles machen würden: Spenden sammeln, Arbeitseinsätze in Afrika organisieren, ein Krankenhaus bauen. Warum ausgerechnet Nawanyago zu ihrem Lebensprojekt geworden sei.
Denn seit Florian Kistler noch vor seinem Medizinstudium 2013 dort war, im Dschungel bei Geburten assistierte und Menschen medizinisch versorgte, sind auch seine Mutter und deren Mann Manfred Holzner infiziert. 2017 gründeten sie Tusiima Nawanyago. 2024 eröffnete der Hilfsverein das Sankt-Thomas Operating Theatre and Laboratory Building, finanziert mit über 200.000 Euro an privaten Geldern.
Der Gesundheitsversorgung der dortigen Bevölkerung habe das zu einem Schub verholfen, sagen Mutter und Sohn. Die Kindersterblichkeit liegt in diesem Teil Ugandas bei 30 Prozent. Jede 30. Geburt dort endet für die Mutter mit dem Tod.
Gemminger Familie als treibender Motor des Afrika-Projeks in Nawanyago
Initiator Florian Kistler hat sein Medizinstudium abgeschlossen und arbeitet als Anästhesist und Intensivmediziner im SRN-Klinikum in Sinsheim. Im Dezember geht er für zwei Wochen zurück nach Nawanyago, um Patienten zu behandeln. Dort würden Menschen verschiedener Konfessionen friedlich zusammenarbeiten, erzählt Kerstin Weber-Kistler. 2024 organisierte sie zusammen mit der Rhein-Neckar-Akustik ein Camp in Afrika, wo der Verlust des Gehörs häufig Folge von billigen Malaria-Medikamenten ist.
Auch das Land Baden-württemberg stellt Fördergelder zur Verfügung. Erst vor Kurzem waren Weber-Kistler und ihr Mann wieder in Uganda. Nach wie vor gebe es vieles zu klären, zu besprechen und zu koordinieren, sagt sie. Und: „Man muss präsent sein. Das ist für die Menschen dort ein ganz wichtiges Zeichen.“ Höhepunkt des Besuchs: der erste Kaiserschnitt im neuen Operationssaal. Mutter und Kind sind wohlauf. „Der Junge heißt Martin nach seinem Geburtshelfer und wog bei der Geburt 2,1 Kilogramm.“
Verein Tusiima Nawanyago kompensiert Wegfall von Entwicklungshilfe
Die größte Sorge des Vereins ist derzeit das plötzliche Ende der US-amerikanischen Entwicklungshilfe (USAID). Gelder für Medikamente und Personal fließen nicht mehr. Auf Dauer kann der deutsche Hilfsverein das nicht kompensieren. „Es ist eine Frage der Zeit, bis die ersten Menschen sterben werden“, prophezeit Kerstin Weber-Kistler. Und so wirke sich die große Politik eben auch auf so kleine Projekte wie das in Nawanyago aus.
Doch die Gemminger geben nicht auf. Die Vorsitzende wirbelt, wo sie kann. Der Verein hat zwischenzeitlich 121 Mitglieder, die beiden jüngsten leben in San Francisco. Der größte Einzelspender für das Krankenhaus kommt aus Berlin. Die Vereinsarbeit wird ehrenamtlich geleistet. Alle Spenden kämen ohne Abzüge in Afrika an, betont Kerstin Weber-Kistler: „Das wissen die Leute.“ Und sie wissen offenbar auch, dass die Gemminger damit Hilfe zur Selbsthilfe anbieten, vor allem in den Bereichen Gesundheitsversorgung und Bildung.
Sister Angela kommt im Juli aus Uganda und hospitiert in Sinsheimer Klinik
Ein zentrale Figur in Nawanyago ist Sister Angela. Um Erfahrung in einem deutschen Krankenhaus zu sammeln, reist die Nonne im Juli nach Deutschland. Kerstin Weber-Kistler strickt gerade am Begleitprogramm. So wird Sister Angela am 5. Juli im Mittelpunkt des Uganda-Nachmittags auf Schloss Schomberg stehen.
Der beginnt um 15 Uhr mit einer ökumenischen Andacht, an der auch der Posaunenchor und der Chor Rhythmika beteiligt sind. Auch hier will der Hilfsverein Spenden sammeln und für den neuesten Plan werben: den Bau einer Neugeborenen-Station in Nawanyago. „Was passieren kann, wenn man sich erstmal in Bewegung setzt“, das fasziniert Kerstin Weber-Kistler nach wie vor am meisten.

„Man muss präsent sein. Das ist für die Menschen dort ein ganz wichtiges Zeichen.“Kerstin Weber-Kistler
