Gemälde von Fred Anselm in Babstadt entdeckt
Über 50 Originale des Heidelberger Malers und Grafikers Fred Anselm sind im Rathaus der Stadt Bad Rappenau ausgestellt. Die meisten davon befinden sich im Besitz des Archivs. Sie wurden nach dem Kauf eines Hauses in Babstadt entdeckt: Es war das Ferienhaus des Künstlers.

BAD RAPPENAU Es ist ein Schatz, der der Stadt Bad Rappenau mit dem Kauf des Hauses in der Adersbacherstraße 20 in Babstadt in die Hände gefallen ist. Unzählige Originale des Malers und Grafikers Fred Anselm hingen noch an den Wänden oder stapelten sich. Selbst eine Staffelei, Farben und Pinsel von ihm waren noch dort. Aus den Hinterlassenschaften hat Stadtarchivarin Regina Thies nun eine Ausstellung gemacht, die seit diesem Freitag im Bad Rappenauer Rathausfoyer zu sehen ist.
Schüler von Emil Nolde hatte Ferienhaus in Babstadt
Fred Anselm wurde 1922 in Oberdielbach im heutigen Neckar-Odenwald-Kreis geboren, lebte und arbeitete aber überwiegend in Heidelberg. Im Bad Rappenauer Ortsteil Babstadt besaß er ein Ferienhaus, in dem er und seine dritte Frau Dorothea sich so oft aufhielten.
Man kannte sich. Musste ein Handwerker dort was erledigen, wurde er von dem klammen Künstler oft mit einem Bild entlohnt. „Viele Privatpersonen sind nicht zum Fotografen gegangen, sondern zu ihm, um sich von ihm malen zu lassen“, erzählt Regina Thies: „Das war billiger.“ So hängen im Rathaus-Foyer derzeit auch zwei Kinderporträts der Rappenauer Familie Betz. Die Mutter erzählte Thies, dass der Maler vorgeschlagen habe, den Sohn etwas älter zu machen als er damals war: „Und am Ende sah er aus wie mein Mann“, so die Auftraggeberin.
Die meisten Bilder sicherte sich der Heidelberger Kunstverein. 47 Originale dürfte die Stadt als neue Besitzerin des Anselm’schen Hauses behalten. Alle sind in der Ausstellung zu sehen. Rappenauer Bürgern stellten weitere Werke zur Verfügung.
Vielschichtigkeit im Werk Fred Anselms in Bad Rappenau zu sehen
In Heidelberg gilt Fred Anselm als bedeutender Künstler. Viele Informationen aber gibt es nicht über ihn. Doch Regina Thies musste sich selbst ein paar biografische Angaben aus den wenigen Hinweise ableiten, die sie aus dem regionalen Umgebung erhalten hatte.
In französischer Gefangenschaft habe er mit dem Malen von Porträts begonnen, sagt sie. Bei Wikipedia heißt es, dass Fred Anselm nach 1945 zuerst bei Edzard Dietz und später bei Emil Nolde in Paris studiert habe. „Ein Hauptwerk ist die Gemäldeserie Prinzipien (Acryl, 1968–72) bestehend aus konstruktivistisch-formalen Bildern nach dem Yin-Yang-Prinzip. Später malte er phantastische Kompositionen mit Köpfen. Neben der Malerei publizierte Anselm philosophische Abhandlungen über Malerei sowie Kurzprosa.“
Die Vielseitigkeit des Künstlers, der sein Brot lange als Gebrauchs-Grafiker verdiente, deutet sich in der Rappenauer Ausstellung an. Ein Bildnis seiner Frau Dorothea zeigt, dass Fred Anselm Leinwände mit Farbe beleben konnte. Es ist das sicher stärkste Bild, das sich im Besitz der Stadt Bad Rappenau befindet.
Aufruf an regionale Künstler, ihre Lebensläufe aufzuschreiben
Auf einem weiteren Bild ist das ehemalige Gasthaus Ritter zu sehen. „Sehr genügsam haben die beiden gelebt“, meint Hochbauamtsleiter Alexander Speer, der bei der Räumung des Hauses in der Adersbacher Straße dabei war.
2005 ist Fred Anselm in Heidelberg gestorben. Seine Frau Dorothea kam auch nach seinem Tod nach Babstadt. Warum der Künstler ausgerechnet dort ein Ferienhaus hatte, das würde Regina Thies zum Beispiel sehr gerne wissen.
Gerne hätte sie auch von anderen Bad Rappenauer Künstlerinnen und Künstlern Lebensläufe fürs Archiv. Der Umgang mit Fred Anselm war ihr eine Lehre: Zu viele Fragen sind noch offen. Sie ruft daher dazu auf, ihr Informationen schon zu Lebzeiten zur Verfügung zu stellen: Damit sie der Nachwelt erhalten bleiben.