Kraichgau
Das Buch von Ulrich Maier „Kraichgau. 55 Meilensteine der Geschichte“ ist im Sutton-Verlag erschienen, 120 Seiten stark. Und kostet 24,99 Euro.
Ulrich Maier hat ein Buch über einen bemerkenswerten Landstrich geschrieben: den Kraichgau. Kapitel für Kapitel klärt er über Hintergründe von historischen Zeugnissen auf und widmet sich berühmten Persönlichkeiten. Das Buch macht Lust auf einen Besuch vor Ort.

Allein die Grenzen des Kraichgaus zu definieren, kann größte Kontroversen auslösen. Gehören Schwaigern und Böckingen noch dazu? Reicht die gefällige Landschaft bis Pforzheim? Sind die Bad Rappenauer wirklich Kraichgauer?
Und wo schlägt eigentlich das Herz? In Eppingen? In Bretten oder in Bruchsal? Der Kraichgau ist eine geografische Einheit mit bewegter Geschichte. Ulrich Maier, 1951 geboren und in Heilbronn aufgewachsen, versteht ihn als „vielfältige Landschaft zwischen Rheinebene, Neckartal, Stromberg-Heuchelberg und Enz.“ In seinem im Sutton-Verlag jetzt erschienenen Buch „55 Meilensteine der Geschichte“ beschäftigt er sich mit „Menschen, Orten und Ereignissen, die unsere Region bis heute prägen“.
Es ist ein Streifzug, der vom Keltengrab in Sinsheim-Dühren über Bertha Benz aus Pforzheim bis zu Dietmar Hopp und seine Hoffenheimer TSG reicht. Reich bebildert lädt es zum Schmökern ein.
Maier arbeitete bis zu seiner Pensionierung als Studiendirektor am Justinus-Kerner-Gymnasium in Weinsberg. Er ist als Landeskundebeauftragter des Kultusministeriums von Baden-Württemberg und in der Lehrerfortbildung tätig. Und er schreibt historische Romane und Sachbücher zur baden-württembergischen Landesgeschichte. Er lebt zwischenzeitlich in Sipplingen am Bodensee.
29 Bücher hat er bisher vorgelegt, zahlreiche Abhandlungen geschrieben. Er beschäftigte sich schon mit der Massenauswanderung im 19. Jahrhundert aus der Region Heilbronn in die Vereinigten Staaten von Amerika, mit Ludwig Pfau als einem Demokraten im Kaiserreich oder mit Abraham Gumbel (1852-1930) als Sozialdemokraten, Bankier, Friedensaktivist. Nun also der Kraichgau: Vielfalt mache ihn aus, schreibt Maier.
„Aber seine Grenzen und Besonderheiten werden seit jeher unterschiedlich definiert.“ So werde auch die Beschreibung von Ladislaus Sunthaym aus dem 15. Jahrhundert bei der heutigen Generation nicht nur auf Zustimmung stoßen: „Der Kraichgau liegt zwischen dem Neckar und dem Rhein und ist ein gutes kleines Ländl und stößt an den Odenwald und ist schwäbisch – auch wenn sie nicht Schwaben sein wollen.“ Herrlich.
Dass Ulrich Maier mit dem Urmenschen aus Mauer beginnt, ist eine glückliche Wahl. Die Geschichte selbst ist so schön, dass sie in keinem Buch über den Kraichgau fehlen darf. „An einem Herbsttag“, beginnt der Autor sein erstes Kapitel, „stößt der Sandgräber Daniel Hartmann aus Leimen auf einen bestens erhaltenen menschlichen Unterkiefer.“ Dieser Unterkiefer ist 600.000 Jahre alt und deutet auf eine frühe Besiedlung des Kraichgaus hin.
Abends erzählt Hartmann dann seinen Freunden in der Kneipe: „Heute hab ich den Adam gefunden.“ Im Dialekt natürlich. Der Spruch ist überliefert. Der Fund ist Deutschlands ältester menschliche Knochen, der Mensch, dem er gehörte, heißt wissenschaftlich Homo heidelbergensis, denn an der Heidelberger Universität wurden seine Herkunft und sein Alter bestimmt.
Im Rathaus von Mauer kann man sich über den Homo heidelbergensis auch weiterbilden. Gründe, den Kraichgau zum Ausflugsziel zu machen, nennt Ulrich Maier viele.
Kapitel für Kapitel liefert er die Hintergründe von markanten historischen Zeugnissen. Eine Stele im Außenbereich des Römermuseums in Stettfeld führt zu einer Palastvilla, die einstens am Waldrand lag, „mit weitem Blick hinunter zur Rheinebene“. Einer anderen Epoche gehört der Siegfriedsbrunnen bei Odenheim an.
„Die Herren von Gemmingen“, „Die Stauferpfalz Wimpfen“, „Ulrich Dürrmenz, der Reichskanzler Kaiser Barbarossas“, sie alle finden sich in diesem 129 Seiten starken Buch wieder. Wer immer schon mal die über 1000 Jahre alte Stadt Eppingen bereisen will: Bei Maier kann er sich schonmal einlesen.
Besonders schön ist das Kapitel über einen, den Goethe unsterblich gemacht hat, und der eben auch aus dem Kraichgau stammt: Faustus, der Glückliche, der Bevorzugte. „Philipp Schwarzerdt aus dem nahen Bretten“, ein weiterer berühmter Sohn des Kraichgaus, schrieb über ihn: „Ich habe einen gekennt mit Namen Faust von Kundling (...). Der selbige, da er zu Krakau in die Schul ging, da hatte er die Zauberei gelernt.“
Kundling ist das heutige Knittlingen, das sich ganz offiziell Faust-Stadt nennen darf und dessen Faust-Museum eine Reise wert ist. Philipp Schwarzerdt war 17 Jahre jünger als Faust. Auch er hat in der deutschen Geschichte eine große Rolle gespielt: als Melanchton war er ein enger Wegbegleiter Martin Luthers.
Das Buch von Ulrich Maier „Kraichgau. 55 Meilensteine der Geschichte“ ist im Sutton-Verlag erschienen, 120 Seiten stark. Und kostet 24,99 Euro.

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