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Kunstprojekt in der Bad Rappenauer Stadtmitte
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Das Thema Pflege bekommt in Bad Rappenau ein farbenfrohes Gesicht

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Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – doch oft wird sie verdrängt. Das Projekt X-Spekt will das ändern: Mit einem bunten Wandbild mitten in Bad Rappenau setzt Künstler Peter Stöcker ein sichtbares Zeichen, das auch zum Gespräch einladen soll.

Noch ist die Wand weiß. Bis Mittwoch will Peter Stöcker (zweiter von rechts) sein Kunstwerk auf dem Trafohäuschen fertiggestellt haben.
Noch ist die Wand weiß. Bis Mittwoch will Peter Stöcker (zweiter von rechts) sein Kunstwerk auf dem Trafohäuschen fertiggestellt haben.  Foto: Hofmann, Elfi

Pflege als gemeinschaftliche Aufgabe neu denken: Das ist das Ziel des Projekts X-Spekt, das im vergangenen Jahr gestartet ist. In mehreren Workshops haben sich die Teilnehmer seitdem mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt. Jetzt geht es darum, diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe stärker in die Gesellschaft hineinzutragen.

Ein Trafohäuschen wird mitten in Bad Rappenau zur Leinwand

Um das Motto „Was alle angeht, können nur alle lösen“ greifbar zu machen, verlässt das Projekt die Workshop-Räume und geht dorthin, wo alle vorbeikommen: in den öffentlichen Raum. Genauer gesagt auf das Trafohäuschen zwischen dem Bad Rappenauer Biomarkt Naturata und der evangelischen Sozialstation in der Stadtmitte. Dort ist Peter Stöcker seit Montagvormittag zugange. Was genau entsteht: „Keiner weiß, was kommt“, verrät Johannes Klopprogge, Geschäftsführender Vorstand der Sozialstation Bad Rappenau/Bad Wimpfen. Denn noch ist die Wand weiß, der extra aus Bremen angereiste Künstler hat bisher nur die Grundierung aufgetragen.

Mit einer rund zwei Meter langen Wasserwaage zeichnet er Linien auf, um sich später, wenn die Farbe ins Spiel kommt, besser orientieren zu können. Zwei mal vier Meter ist die Wand groß. Für Stöcker praktisch Peanuts: „Eigentlich mache ich sonst nicht sowas Kleines“, sagt er. Der Inhaber der Kreativagentur Lucky Walls und seine Kollegen gestalten in ersten Linie große Fassaden für Unternehmen. Für das letzte Projekt im hessischen Eschborn standen 1200 Quadratmeter zur Verfügung.

„Lebendig, laut und farbenfroh“

Doch Peter Stöcker ist trotzdem nach Bad Rappenau gekommen. Nicht nur, weil im Süden Deutschlands das Wetter oft freundlicher ist als in Bremen, sondern weil er „das Thema total spannend“ findet. „Ich gehe gerne mit meiner Arbeit auf Reisen.“ Das geplante Motiv stammt aus seiner freikünstlerischen Tätigkeit und zeichne sich vor allem durch Stärke aus. Er wolle die motivierenden Vibes auf die Betrachter übertragen. Gradlinig, mit einer klaren und flächigen Formsprache: So soll das Bild letztendlich aussehen.

Viel ist dem Bremer zu seinen Plänen nicht zu entlocken am Montagmittag. Dass sie mit ihm aber auf jeden Fall die richtige Person für die Umsetzung des Themas gefunden haben, da ist sich Dr. Monika Obermeier sicher. „Das Thema sollte nicht dort bleiben, wo es diskutiert wird“, erklärt die wissenschaftliche Begleiterin des Projekts. „Wir wollten das Bild nicht im tristen Pflegeton haben, sondern aus dieser Ecke raus.“ Schaut man in den Werkzeugkoffer des Künstlers, wird schnell klar, dass es alles andere als dunkel wird. Gelb, grün, blau und rot wird er nutzen. Oder in seinen Worten: „Lebendig, laut und farbenfroh.“

Hände als Symbol der Menschlichkeit

Denn das Bild soll ein Türöffner sein und einen Zugang für alle zum Thema Pflege bieten. Im Idealfall, so Peter Stöcker, sei es ein Anker, um ins Gespräch zu kommen. Denn auseinandersetzen müsse sich schließlich jeder irgendwann damit, weiß auch Bad Rappenaus Oberbürgermeister Sebastian Frei. „Die wenigsten sprechen aber darüber.“ Dabei werden Bürger und Besucher immer wieder mit dem Thema konfrontiert, denn vor allem in der Kernstadt gibt es mit Tagespflege, Betreutem Wohnen oder Seniorenkreisen ein reichhaltiges Angebot. Trotzdem: Viele Menschen, ergänzt Johannes Klopprogge, seien von Pflege überwältigt. „Deshalb ist es wichtig, etwas Positives zu sehen und damit in Verbindung zu bringen.“

Mit dem Wandbild soll nun genau das erreicht werden. Peter Stöcker hat derweil alle Hilfslinien aufgetragen, bald geht es an die Umsetzung, mit der er – wenn das Wetter mitspielt – am Mittwoch fertig sein will. Auch wenn er nichts viel verraten will: Einen Tipp hat der Bremer dann doch noch: Hände sollen im Fokus stehen, schließlich stünden sie für Menschlichkeit.

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